Sechs Monate nach der Bekanntgabe ist es so weit: Die EDAG Group nimmt in Wolfsburg ihr Zero Prototype Lab in Betrieb. In dem Fahrdynamiksimulationszentrum können Kunden aus aller Welt Fahrzeuge und wichtige Funktionen umfassend virtuell testen, ohne dass dafür Prototypen entwickelt werden müssen.
Das Zero Prototype Lab ist nach Aussage von EDAG dank der hochmodernen Simulationstechnik ein in Europa einzigartiges Fahrdynamiksimulationszentrum. Fahrzeugbewegungen können exakt im virtuellen Raum abgebildet werden. Im Zentrum gibt es drei Testplattformen zur Forschung und Entwicklung in den Bereichen Hardware, Software und Human Machine Interface (HMI).
Das Simulationszentrum steht allen Marktteilnehmern weltweit offen und ermöglicht, neue Fahrzeuge zunächst virtuell zu fahren und subjektiv zu erleben. Dabei können wichtige Funktionen und ihre Wirkketten wie beispielsweise autonome Fahrfunktionen in Verbindung mit der Fahrsystemfunktion, dem Lenken, Bremsen und Beschleunigen getestet werden. Dies erlaubt es Fahrzeugherstellern beispielsweise, den Bau von kostenintensiven Prototypen zu reduzieren und die Entwicklungszyklen zu verkürzen.
Zudem ist es möglich, in der virtuellen Welt auf verschiedenen Prüfgeländen und Rennstrecken unter kontrollierten Umweltbedingungen saisonunabhängig fahrdynamische Optimierungen vorzunehmen. Insgesamt lässt sich so der Material- und Ressourcen-Einsatz verringern und der CO2-Fußabdruck des Entwicklungsprozesses reduzieren.
Ob Lenkgefühl, Grenzverhalten oder das Fahrwerk: In Zeiten von aktiver Fahrsicherheit und autonomen Fahrzeugen sind die grundlegenden Fahrzeugeigenschaften noch herausfordernder zu testen. Das betrifft nicht nur Prototypen von Großserien, auch im Motorsport ist der Fahrzeugsimulator ein echter Zugewinn. Für Rennteams sind unzählige Setup-Varianten und spezifische Anpassungen für Fahrer sowie Rennstrecken unumgänglich. Am Fahrsimulator können in kurzer Zeit eine Vielzahl von Setups auf diversen Rennstrecken zur jeweiligen Erhöhung der Performance erarbeitet werden.
Innerhalb des Zero Prototype Lab lassen sich sämtliche Rennstrecken abbilden und die Fahrer dürfen sich bereits vor Saison-Start mit den Strecken vertraut machen. Dabei lassen sich einzelne Abfolgen und Parameter so lange optimieren, bis die gewünschte Rundenzeit und das entsprechende Fahrgefühl erreicht wird. In einer Simulation lässt sich immer wieder das gleiche Testszenario mit den gewünschten Rahmenbedingungen durchspielen – beispielsweise Straßenbelag, Reifenmaterial oder Witterung. Die Windstärke wird dabei punktgenau auf die geforderte Intensität eingestellt, ebenso wie sich eine Schneelandschaft simulieren lässt. Testfahrten für beide Anwendungsfälle sind also nicht mehr auf bestimmte Jahreszeiten angewiesen.
»Mit der Eröffnung des Zero Prototype Labs schlagen wir ein völlig neues Kapitel in der Fahrzeugentwicklung auf. Technologieentwickler und Fahrzeughersteller weltweit können ihren Entwicklungsprozess jetzt neu aufstellen und durch die präzise Simulation deutlich schneller, effizienter und nachhaltiger arbeiten«, erläutert Harald Keller, der ab Juli CEO der EDAG Group sein wird. »Dadurch bringen wir den allgegenwärtigen Wandel in der Fahrzeugentwicklung und Mobilitätsbranche voran und ermöglichen eine zukunftsweisende Wertschöpfung.«
Dafür setzt die EDAG Group auf modernste Technik: Mit dem DiM500 Full Spectrum Simulator (DiM500 FSS) des Unternehmens VI-grade kommt der größte und leistungsfähigste kabelgesteuerte Simulator für Entwicklung, Racing und Forschung mit Fokus auf Fahrdynamik, Fahrzeugbewegung und Fahrerinteraktion zum Einsatz. Mit ihm können Fahrdynamikmanöver mit einem 1:1 Motion Cueing abgebildet werden.
Das bedeutet, dass der Fahrende realistische Bewegungssignale bekommt, in die virtuelle Umgebung eintaucht und ein realistisches Fahrgefühl erleben kann. Neben dem DiM500 FSS Simulator verfügt das Zero Prototype Lab auch über einen COMPACT Full Spectrum Simulator sowie die Hardware-in-the-Loop-Plattform AutoHawk. Dies ermöglicht die Anbindung der Fahrsimulatoren an bestehende und zukünftige Hardware-in-the-Loop-Prüfstände.