Ziel: Vision-Integration vereinfachen

Phytec und Vision Components beschließen Kooperation

12. März 2025, 7:30 Uhr | Andreas Knoll
Jan-Erik Schmitt (Vision Components, links) und Martin Klahr (Phytec, rechts) haben eine Zusammenarbeit beider Unternehmen für Embedded-Vision-Projekte vereinbart.
© Phytec

Phytec und Vision Components (VC) haben eine Zusammenarbeit zur Integration von Kameras in Embedded-Systeme vereinbart. Ab sofort unterstützt Phytec alle über 50 MIPI-Kameras von VC im Linux-BSP seiner System-on-Modules und Prozessorboards.

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Hintergründe und Details erläutern Martin Klahr von Phytec und Jan-Erik Schmitt von Vision Components.

Markt&Technik: Herr Klahr, wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Vision Components gekommen?

Martin Klahr, Bereichsleiter Digital Imaging bei Phytec: Phytec und VC arbeiten bereits in einigen Projekten zusammen, in denen Kunden unsere Prozessorboards mit VC-MIPI-Kameras einsetzen. Das funktioniert sehr gut – wir wollten die Integration aber nochmals vereinfachen und haben uns deshalb entschieden, die Kameras von VC direkt in unsere Board Support Packages (BSP) zu integrieren. Damit und mit einem kleinen Kabeladapter lassen sich die VC-Kameras nun unmittelbar mit unseren Prozessorboards in Betrieb nehmen.

Wie können Kunden damit in die Entwicklung einsteigen?

Unsere beiden Embedded Imaging Kits »phyBOARD-Pollux« mit dem NXP-i.MX-8M-Plus-Prozessor und »phyBOARD-Polis« mit dem NXP-i.MX-8M-Mini-Prozessor sind ab sofort auch für VC-MIPI-Kameras erhältlich. Kunden können dabei die Kamera frei aus dem Portfolio von VC mit über 50 Bildsensoren auswählen. Adapterplatine und Kabel sowie eine SD-Karte mit dem passenden Linux-BSP inklusive der Treiber liefern wir direkt mit. Das erste der beiden Kits zeigen wir mit einer Demo auf der embedded world; es ist in Kürze bei uns und über Vision Components erhältlich.

Herr Schmitt, was zeichnet die Partnerschaft aus Ihrer Sicht aus?

Jan-Erik Schmitt, Vice President of Sales bei VC: Phytec und wir arbeiten schon seit mehreren Jahrzehnten im Bereich Embedded Vision. Beide Unternehmen haben den Anspruch, Komponenten für industrietaugliche Serienprodukte zu entwickeln und die Integration für Kunden zu vereinfachen. Das ist unser gemeinsames Ziel und die Basis für die Zusammenarbeit.

VC arbeitet auch mit anderen Prozessor- und Board-Herstellern zusammen. Wodurch zeichnet sich die Zusammenarbeit mit Phytec aus?

Das stimmt – unser Ziel ist, dass VC-MIPI-Kameras mit möglichst allen gängigen Prozessorboards funktionieren, mit möglichst geringem Aufwand für Entwickler. Deshalb stellen wir Treiber für unsere Kameras im Source-Code zur Verfügung und unterstützen bei deren Anpassung.

Die Besonderheit bei Phytec ist, dass die Treiber direkt in das Linux-BSP für die Module des Unternehmens integriert ist, sodass die Kameras nur noch angeschlossen werden müssen und direkt funktionieren. Hinzu kommt, dass Phytec selbst über tiefgehendes Know-how und Projekterfahrung im Bereich Embedded Vision verfügt. Es ist eins der wenigen Unternehmen überhaupt, die beispielsweise einen ISP-Kalibrierservice für die i.MX-8-Prozessoren und umfassenden Framework-Support anbieten können. Ein dritter Punkt ist die industrietaugliche Phytec-Hardware; Anwender der Development Kits arbeiten schon mit seriennaher Hardware, und das Phytec-Team unterstützt bei der individuellen Anpassung von Elektronik und Software – bis hin zur Montage von Optiken und kompletten Geräten. Hier sehen wir in Verbindung mit unseren Kameras einen großen Vorteil für Kunden auf dem Weg zum Serienerfolg.

Herr Klahr, was bedeutet das für die Phytec-eigenen Kameras? Werden diese fortgeführt?

Martin Klahr: Ja, absolut! Wir betrachten die MIPI-Kameras von VC als sinnvolle Ergänzung für unser eigenes Kameraportfolio: Viele Kunden kommen mit konkreten Vorstellungen oder Anforderungen zu uns. Durch die Integration des VC-Sortiments bekommen sie eine noch größere Auswahl an direkt integrierbaren, hochwertigen Kameramodulen. Möglich sind jetzt beispielsweise auch Lösungen bei Anforderungen wie Global-Shutter-Bildsensor mit hoher Auflösung out-of-the-box. Gleichzeitig haben wir unsere »phyCAM-M-mini«-Serie eigener kompakter Kameras für das MIPI-CSI-2-Interface sowie die »phyCAM-L«-Serie mit direkt auf der Platine integriertem FPD-Link-III-Interface im Angebot. Alles in allem können wir damit und mit den VC-Kameras eine passende Lösung für zahlreiche Embedded-Vision-Anwendungen anbieten.

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Das phyBOARD-Pollux von Phytec mit i.MX-8M-Plus-Prozessor ist ab sofort auch mit VC-MIPI-Kamera erhältlich.
© Phytec

Herr Schmitt, VC zeigt auf der embedded world eine neue Kameraserie mit integriertem FPGA-Beschleuniger. Wie passt das zu der Zusammenarbeit mit Phytec?

Jan-Erik Schmitt: Der VC-Power-SoC ist eine Option, die es für alle unsere MIPI-Kameras geben wird. Es handelt sich dabei um eine Zusatzplatine, die rückseitig auf die Kamera montiert ist und damit den Footprint nicht vergrößert. Sie übernimmt Bildvorverarbeitungen wie Farbraumkonvertierung, Kanten-, Marker- und Barcode-Erkennung sowie BLOB-Analysen und andere Aufgaben. An ein Prozessorboard – etwa von Phytec – lässt sie sich wie alle anderen VC-MIPI-Kameras anschließen und wird ebenfalls vom Phytec-Linux-BSP unterstützt. Wir entwickeln gemeinsam mit den Anwendern die Arithmetik für die Bildvorverarbeitung. Nehmen wir als Beispiel eine Anwendung zum Barcode-Lesen: Die Kamera erfasst dafür die Bilddaten, und der FPGA-Chip identifiziert in Echtzeit Bildbereiche mit Barcodes. Dann werden diese Daten an das Phytec-Board übertragen und dort von der CPU verarbeitet. Das ist deutlich effizienter und schneller, als wenn das Prozessorboard die komplette Aufgabe übernehmen muss. So können die Anwender das Prozessorboard deutlich flexibler auswählen, mit weniger benötigter Rechenleistung und damit meist auch kostengünstiger. Das trägt dann wiederum zum gemeinsamen Ziel von Phytec und VC bei: effiziente, kostengünstige und einfach zu integrierende Systeme gestalten.

Herr Klahr, Herr Schmitt, abschließend noch eine Frage zur aktuellen Entwicklung des Embedded-Vision-Marktes im Jahr 2025: Welche Trends und Prognosen sehen Sie beide?

Martin Klahr: Kleiner, leistungsstärker, kostengünstiger: Alles, wofür Embedded Vision steht, ist weiter im Trend, zusätzlich verstärkt durch künstliche Intelligenz. Wir sehen immer mehr und neue Anwendungen für Embedded Vision.

Jan-Erik Schmitt: Ich hätte es nicht besser sagen können – das zeigt, wie nahe wir uns sind. Bildverarbeitung und besonders die Möglichkeiten für mobile und autarke Anwendungen sind definitiv ein großer Markt, der noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Phytec auf der Messe embedded world 2025: Halle 3, Stand 341

Vision Components auf der Messe embedded world 2025: Halle 2, Stand 551


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