Von Strommarkt-Schwankungen profitieren

Dynamische Stromtarife: Was Sie jetzt wissen sollten

29. August 2024, 9:04 Uhr | Kathrin Veigel
Wer seinen Stromverbrauch flexibel gestalten kann, hat die Chance, durch den Bezug von Strom in günstigen Zeiten Kosten zu sparen. Smart Meter helfen dabei.
© Andreas Teichmann/RWE

In Zeiten hoher Energiekosten suchen Verbraucher nach Möglichkeiten, Ihre Stromrechnung zu senken. Eine vielversprechende Lösung bieten dabei dynamische Stromtarife. Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen dazu lesen Sie hier.

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Wer in Deutschland einen Stromtarif abschließt, zahlt in der Regel einen fixen Preis. Ganz egal, ob Strom am Sonntagabend oder Mittwochmorgen genutzt wird – die Kilowattstunde kostet immer dasselbe. Das kann ganz schön teuer sein. Aber vor allem ist das überhaupt nicht mehr notwendig. Schon heute können Verbraucher von den Preisschwankungen an der Strombörse profitieren. Möglich wird das durch dynamische Stromtarife.

1. Was sind dynamische Stromtarife und wie funktionieren sie?

Bei dynamischen Stromtarifen handelt es sich um Tarifmodelle, bei denen sich der Preis für Strom in Echtzeit oder in kurzen Zeitintervallen ändert. Im Gegensatz zu fixen Stromtarifen ist der Preis also flexibel. Solche Preisschwankungen entstehen, da sich der Preis an Angebot und Nachfrage am Strommarkt orientiert.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Festpreistarifen, bei denen der Preis über Monate gleich bleibt, spiegeln dynamische Tarife die tatsächlichen Kosten der Stromerzeugung und -bereitstellung wider. Das bedeutet: Steht viel Strom, insbesondere aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung und ist die Nachfrage gering, sinkt der Preis. Umgekehrt steigt der Preis bei hoher Nachfrage und knappem Angebot.

Dynamische Stromtarife setzen sich wie klassische Festpreistarife aus einem festen monatlichen Grundpreis und einem Arbeitspreis zusammen. Im Arbeitspreis sind die Kosten für die Energiebeschaffung sowie Umlagen, Steuern und Abgaben enthalten. Die Kosten für die Beschaffung liegen in 2024 bei rund 43 Prozent (17,94 Cent) des durchschnittlichen Bruttopreises pro Kilowattstunde. Die übrigen Kosten liegen derzeit bei 23,42 Cent pro Kilowattstunde. 

Bei dynamischen Tarifen ist der Arbeitspreis allerdings flexibel, weil er sich direkt an der Strombörse orientiert. In Zeiten geringer Nachfrage und hohem Angebot sinken die Preise oft – zum Teil sogar ins Negative –, während sie in Spitzenzeiten besonders teuer sein können. 

2. Welche Vor- und Nachteile haben dynamische Stromtarife? 

Wer seinen Stromverbrauch flexibel gestalten kann, hat die Chance, durch den Bezug von Strom in günstigen Zeiten Kosten zu sparen. Aber nicht nur das: Dynamische Tarife können dazu beitragen, den Ausbau erneuerbarer Energien zu unterstützen, da sie helfen, das Stromnetz auch bei schwankender Einspeisung von Strom aus Wind- und Solaranlagen stabil zu halten.

Dynamische Stromtarife erfordern in der Regel eine gewisse Flexibilität bei den Haushalten. Denn der persönliche Stromverbrauch muss aktiv gesteuert werden, um von den niedrigeren Preisen zu profitieren. Smart-Home-Technologien und Smart Meter (intelligente Stromzähler) schaffen hier aber Abhilfe. Sie überwachen den Stromverbrauch und steuern beziehungsweise automatisieren ihn, um die Einsparungen hinsichtlich der Stromkosten zu maximieren.

3. Welche technischen Voraussetzungen werden benötigt? 

Wer von einem dynamischen Stromtarif profitieren will, benötigt einen intelligenten Stromzähler, auch als intelligentes Messsystem (iMSys) oder Smart Meter bezeichnet. Solche Zähler erfassen den Stromverbrauch des Haushalts viertelstundengenau und übermitteln die Daten automatisch und sicher an den Messstellenbetreiber. »Durch die Kombination von Smart Meter, dynamischem Stromtarif und einem intelligenten Energiemanagement können Haushalte enorme Einsparpotenziale erreichen und finanziell profitieren«, erklärt Jannik Schall, Co-Founder und CPO bei 1KOMMA5°.  

Entsprechend wird neben einem Smart Meter auch eine stabile Internetverbindung benötigt. Denn nur, wenn die digitale Infrastruktur gegeben ist, können die Daten zwischen Smart Meter und Energieanbieter ausgetauscht werden. 

4. Für wen lohnen sich dynamische Stromtarife? 

Ob sich ein dynamischer Stromtarif lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab, die Verbraucher nicht unbedingt selbst beeinflussen können. Wer beispielsweise in einer gemieteten Wohnung in einem Mehrfamilienhaus lebt, kann nicht selbst entscheiden, ob der alte, analoge Stromzähler durch einen Smart Meter ausgetauscht wird. Beim Eigenheim sieht es hingegen anders aus. Hier können Besitzer den Einbau eigenständig veranlassen.

Dazu kommt: Wer nicht flexibel beim Stromverbrauch ist, wird weniger profitieren als Menschen, die ihren Verbrauch beziehungsweise den ihrer elektrischen Geräte anpassen können. Von einem dynamischen Stromtarif profitieren insbesondere jene, die Tagesintervalle abseits der morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten ausnutzen und Teile ihres Stromverbrauchs in Mittags- und Nachtstunden verlagern können. Dazu empfiehlt sich ein Energiemanagementsystem, das diese Verbrauchsverlagerungen vollautomatisch vornimmt – insbesondere für große Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen. 

Darüber hinaus können Energiespeichersysteme günstigen Strom aufnehmen und später wieder abgeben. Wichtig ist eine solche Steuerung auch, um teure Preisspitzen zu vermeiden.

5. Wie viel Geld können Verbraucher durch dynamische Stromtarife sparen?

Ein durchschnittlicher Haushalt ohne PV-Anlage oder Heimspeicher kann den Stromverbrauch in den meisten Fällen nicht ausreichend steuern, um bedeutend von einem dynamischen Strommodell zu profitieren. Mithilfe einer intelligenten Steuerung können dynamische Stromtarife den Netto-Strompreis von vollintegrierten Lösungen aber deutlich senken. Dann sind Ersparnisse von 50 Prozent und mehr drin.

So zeigt eine Analyse von internen 1KOMMA5°-Datensätzen, dass die monatlichen Stromkosten von Haushalten mit vollintegrierten Systemen im Durchschnitt um 80 Prozent reduziert werden können. So erreichten im Mai 2024 beispielsweise 40 Prozent der verbundenen Kundensysteme mit Photovoltaikanlage, Speicher und dynamischem Stromtarif sowie in vielen Fällen Elektroauto oder Wärmepumpe einen durchschnittlich effektiven Strompreis von unter 0 Cent je Kilowattstunde (kWh).

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