Immer öfter müssen Systeme flexibel auf ihren individuellen Einsatzfall reagieren. Dies zeigt sich im Trend zur Digitalisierung von Produkten über den gesamten Lebenszyklus. Beispiel dafür ist eine Stromversorgung, die sich ab Werk und im Feld individuell parametrieren lässt.
von Stefan Grimm, Marketing Communications bei Phoenix Contact Power Supplies.
Auspacken, in einen Schaltschrank einbauen, anschließen und über viele Jahre betreiben – das ist der klassische Lebenszyklus einer Stromversorgung wie auch der neuen »Quint Power« von Phoenix Contact (Bild 1). Soweit nichts Neues. Doch zusätzlich lässt sich das Gerät mit mobilen Endgeräten oder PCs im kompletten Lebenszyklus individuell parametrieren. So kann ein Anwender die Stromversorgung beispielsweise über Meldeschwellen und Kennlinien genau an die Bedürfnisse einer Anlage anpassen. Außerdem kann Phoenix Contact sie auch schon ab Werk kundenspezifisch parametriert liefern – und das ohne Aufpreis. In Summe stehen über vierzig Parameter zur Verfügung, die individualisiert werden können (Bild 2 und Kasten »Drahtlos parametrieren mit NFC«). Ein weiterer Vorteil ist die Reproduzierbarkeit der Einstellungen auf weiteren Geräten. Die frontseitigen Taster zum Verstellen der Ausgangsspannung sowie alle anderen eingestellten Parameter können dabei mit einem Passwort versehen werden, sodass guter Manipulationsschutz geboten ist.
Bisher sind die Fertigungslinien für Netzteile auf Großserie ausgelegt, bei denen sich die Geräteausstattungen an den am häufigsten geäußerten Kundenanforderungen orientieren. Gängige Lehrmeinung war bisher, dass in Hochlohnländern mit einem großen Automationsanteil eine kosteneffiziente Herstellung nur mit standardisierter Katalogware möglich sei. Im Bereich der Stromversorgungen sind meist 12-, 24- oder 48-V-Netzteile mit Leistungen bis rund 1000 W als Standardartikel verfügbar.
Doch nicht immer passt die Ausgangsspannung optimal zur Anwendung beim Kunden. Sind beispielsweise die Leitungswege zu einer 24-V-Anwendung sehr lang, ist aufgrund des Leitungswiderstands der Wert der Ausgangsspannung am Netzgerät höher als 24 V einzustellen, damit beim Verbraucher die benötigten 24 V ankommen. Einen solchen Wert kann der Anwender direkt am Gerät im Bereich 24 V bis 29,5 V manuell über die integrierten Taster oder bereitgestellter Software exakt einstellen. Zeitsparender und deutlich weniger fehleranfällig ist jedoch, das Netzteil gleich mit der passenden Ausgangsspannung geliefert zu bekommen.
Kasten: Drahtlos parametrieren mit NFC
Near Field Communication, kurz NFC, ist eine Übertragungstechnik für den kontaktlosen Datenaustausch. Die dabei zu überbrückende Distanz beträgt nur wenige Zentimeter, wobei sie eine Datenübertragungsrate von bis zu 424 kbit/s erreicht. Im Falle der neuen Stromversorgung Quint Power kann ein Kunde über diese Funkschnittstelle recht einfach und schnell Parameter anpassen (siehe Aufmacherbild). Beispielsweise kann er Kennwerte und Meldeschwellen einstellen.
Ebenso kann ein Kunde die frontseitigen Taster zur Spannungseinstellung per Software deaktivieren, wodurch ein versehentliches Verstellen und gezielter Missbrauch nicht mehr möglich sind. Weiterhin kann ein Anwender die Parametrierungen von einem Gerät einfach auf andere Geräte übertragen. Da die Kommunikationstechnik berührungslos und somit galvanisch völlig getrennt ist, werden potenzielle ESD-Fehler deutlich reduziert. Ebenso ist eine Parametrierung noch in der Originalverpackung möglich, was logistische Vorteile bietet.