DC-Microgrids sparen Energie und Material, senken Betriebskosten und erleichtern die Integration erneuerbarer Energien. Erste Fabriken zeigen die Praxisreife. Doch regulatorische Hürden bremsen den Netzanschluss – klare Regeln fehlen. EU-Standards könnten hier den dringend benötigen Schwung bringen.
Warum es für Unternehmen attraktiv ist, ihre Produktionen im Niederspannungsbereich von Drehstrom (AC) auf Gleichspannung (DC) umzustellen, hat sich unter den Experten inzwischen herumgesprochen: Es lässt sich bis zu 50 Prozent Kupfer sparen, weil weniger Leitungen erforderlich sind, der Energieverbrauch fällt deutlich, in manchen Bereichen – wie Hochregallagern – drastisch, weil sich Energie rekuperieren und in Batterien speichern lässt. Dadurch sinken Spitzenlast und Betriebskosten. Zudem lassen sich wesentliche Elemente der Energiewende in DC-Microgrids sehr einfach integrieren. Das hilft nicht nur in der industriellen Produktion, sondern in Gebäuden, in der Beleuchtung, in Datenzentren und beim Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. Viele weitere Anwendungen ließen sich aufzählen.
Im Laufe der vergangenen Jahre haben die DC-Microgrids deshalb immer mehr Interesse gefunden, einige Unternehmen haben bereits ganze Fabrikhallen mit der neuen Technik ausgestattet. Das zeigt: Die Komponenten sind lieferbar, das Konzept funktioniert, Microgrids können installiert werden. Mit der ODCA (Open Direct Current Alliance) hat sich Ende 2022 ein Industrieverband gegründet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Thema auf Basis eines offenen Technologiekonzepts voranzutreiben und ein durchgängiges Ökosystem aufzubauen, das die DC-Microgrids in die Realität bringen wird.
Doch klar ist auch: Die DC-Microgrids stehen noch am Anfang. Das macht sich besonders dann bemerkbar, wenn die DC-Netze ans Versorgungsnetz angeschlossen werden sollen. Bei Weitem nicht nur die kleinen unter den 800 Versorgern in Deutschland tun sich da noch etwas schwer, sondern auch die ganz großen. Es ist nicht so, dass sie die neue Technik vollständig ignorieren würden. Die Versorger wissen durchaus, um was es geht, sie begrüßen es sogar auf hoher Ebene.
Doch hier schlägt ein typisch deutsches Problem zu. Die Technik ist neu und ungewohnt. Die Regulierungen stehen noch nicht vollständig, DC-Microgrids sind zwar nicht verboten – aber eben auch nicht ausdrücklich erlaubt.
Dann findet sich plötzlich niemand, der schlussendlich den Anschluss bewilligen und die Unterschrift leisten will. Sich damit herumzuschlagen, ist für die Betroffenen »unendlich frustrierend, aber es muss getan werden«, wie ein Insider verlauten ließ.
Es müssen also noch viele dicke Bretter gebohrt werden. Zu hoffen ist, dass die Standardisierungen auf EU-Ebene nun einen wohltuenden Druck auf die nationalen Regulierungen ausüben könnten. Es wäre in unser aller Interesse.