Abschiedsinterview mit Rahman Jamal, NI

»Ich möchte die Zeit nicht missen«

13. März 2020, 9:20 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Was kommt nun? Was bringt der neue Lebensabschnitt?

Kommen wir wieder zurück auf Sie persönlich zu sprechen. Sie haben in den 30 Jahren NI viel erlebt. Auf welches Ereignis hätten Sie gerne verzichtet und warum?

Rahman Jamal: Um ehrlich zu sein, auf nichts. Ich stehe zu allem, was ich gemacht habe. Natürlich sind mir auch Fehler unterlaufen, das ist ja nur menschlich – und sie gehören auch dazu. Aber ich habe versucht, unmittelbar aus ihnen zu lernen, denn nur so kann man wachsen. All meine Erfahrungen und Entscheidungen – richtig oder falsch – waren wichtig für meine persönliche Entwicklung und haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Das mag vielleicht nicht die Erkenntnis des Tages sein, ist aber umso zutreffender.

Sie sind bereits umgezogen, aber sind Sie auch schon in Ihrem neuen Lebensabschnitt "angekommen"?

Rahman Jamal: Ja, das war nicht schwer, denn ich bin ja in meine Heimat und zu meiner Familie zurückgekehrt. Und auch die ganzen „alten“ Kontakte, Schulkameraden, Vereinskollegen, Freunde etc. sind nach wie vor da. Zu ihnen habe ich nie den Anschluss verloren, denn ich war regelmäßig dort zu Besuch. Außerdem lebe ich prinzipiell immer im Augenblick, also im Hier und Jetzt. Wenn man eine solch offene Haltung hat und gibt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, kommt alles von ganz allein auf einen zu. Und was zurückkommt, ist meistens überwältigend!

Was die Meldung meines Weggangs von NI anbelangt, so war die Resonanz enorm. Ich wurde regelrecht überflutet von externen wie internen Nachrichten und war völlig überwältigt. Aber natürlich habe ich mich sehr über all das Feedback gefreut! Dies hat mir wieder einmal eines vor Augen geführt: Auch wenn die formale Firmenzugehörigkeit endet, so nimmt man die Menschen, die einen begleitet haben, doch bei jedem Schritt im Herzen mit.

Worauf freuen Sie sich jetzt am meisten?

Rahman Jamal: Nach 30 sehr turbulenten Jahren mal etwas zur Ruhe zu kommen, über das nächste Kapitel im Leben zu reflektieren und aus einer Klarheit heraus zu handeln.

Wie geht es nun weiter für Sie? Werden wir Sie in Zukunft nur noch beim Lesen in Ihrer persönlichen Bibliothek antreffen oder werden Sie der Branche erhalten bleiben?

Rahman Jamal: Sie sprechen die vielen Bücher an, die ich zu Hause habe! Dort habe ich mich schon immer gerne aufgehalten und das werde ich natürlich auch weiterhin tun. Dass ich der Branche erhalten bleibe, ist aber nicht auszuschließen. Zu den vielen Reaktionen bezüglich meines Weggangs von NI gehören auch diverse Vorschläge und Angebote, die ich allerdings erst einmal alle sortieren muss. Prinzipiell hat mich aber schon immer die Brücke zwischen Forschungsinstituten, Hochschulen und Industrie interessiert. Mir ist wichtig, dass man etwas bewegt, das größer ist als nur die Markteinführung eines neuen Produkts. Da es nach wie vor viele Herausforderungen gibt, die man in diesem Schnittstellenbereich zwischen Forschung, Bildung und Industrie mit seinem Wissen als Ingenieur bewältigen könnte, wäre es durchaus denkbar, dass ich mich in dieser Branche wiederfinde. Die Arbeit als Ingenieur steht für mich dabei aber nicht im Vordergrund. Prinzipiell möchte ich die Welt in einem besseren Zustand hinterlassen als in jenem, in dem ich sie vorgefunden habe. Wie ich das nun anstelle, ob als Ingenieur oder über eine anderweitige Tätigkeit, ist für mich zweitrangig. Welche Tätigkeit es letztendlich wird, wird sich zeigen. Lassen Sie sich überraschen!

Haben Sie Bedenken, dass Sie sich langweilen werden?

Rahman Jamal: Nein, definitiv nicht! Das Gefühl der Langeweile kenne ich gar nicht. Schon seit meinem Studium engagiere mich außerhalb der Arbeit viel für Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe sowie für andere soziale Zwecke. Das wird auch so bleiben, wenn ich einer neuen Tätigkeit nachgehe, und auch nach dem Arbeitsleben. Abschließend: Wenn Sie in drei Sätzen ein Resümee der vergangenen 30 Jahre ziehen müssten – wie würde Ihr Fazit aussehen? Diese 30 Jahre waren eine gute Zeit, die ich nicht missen möchte. Alles, was ich mache, mache ich mit ganzem Herzen, aber genauso lasse ich die Rollen, die ich im Leben einnehme, mit ganzem Herzen auch los, wenn sie erledigt sind. Denn das ist es, was sie sind: Rollen – keine Identität! –, die irgendwann erledigt sind und Platz für Neues schaffen.

Das Interview führte Nicole Wörner, Markt&Technik.


  1. »Ich möchte die Zeit nicht missen«
  2. Hatten Sie nie das Bedürfnis nach Veränderung?
  3. Highlights und Meilensteine aus 30 Jahren Messtechnik
  4. Der Messtechnikmarkt im Wandel
  5. Was kommt nun? Was bringt der neue Lebensabschnitt?

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