Sie sind direkt nach dem Studium zu National Instruments gegangen und bis heute dort geblieben. Hatten Sie nie zuvor das Bedürfnis nach Veränderung?
Rahman Jamal: Natürlich denkt man ständig über Veränderung nach. Lassen Sie mich ein wenig ausholen. Nach Abschluss meines Studiums und der Diplomarbeit bei Phoenix Contact – mein „Diplomvater“ war übrigens Roland Bent – hatte ich das Bedürfnis, die Welt außerhalb von Ostwestfalen kennenzulernen. In erster Linie wollte ich Erfahrungen im Ausland sammeln, weshalb ich meine Karriere bei National Instruments in Austin startete. Relativ bald kehrte ich nach Deutschland zurück, weil man mich gebeten hatte, mich den Aufbau der neu gegründeten deutschen Niederlassung mit zu gestalten, deren Prokurist ich bis heute bin.
Und auch in den folgenden Jahren gab es keinen Grund zur Veränderung in puncto Firmenwechsel, schlichtweg weil sich innerhalb des NI-Mikrokosmos schon sehr viel änderte. Allein die Tatsache, dass wir damals um die 300 Mitarbeiter waren und heute mehr als 7000, zeigt schon die Dimension des Wandels, den das Unternehmen in den 30 Jahren vollzog. Ein solches Wachstum erforderte natürlich auch verschiedene Veränderungsprozesse. Einer davon war die Regionalisierung des Marketings, die ich im DACH-Raum eingeführt hatte, und mit der man mich anschließend auf europäischer und später sogar globaler Ebene betraute. Somit erweiterte sich natürlich auch mein Verantwortungsbereich vom deutschsprachigen zum europäischen Raum, bis ich schließlich eine globale Rolle inne hatte und das Marketing in ca. 50 Niederlassungen verantwortete.
Vor zwei Jahren wurde ich dann zum Business & Technology Fellow ernannt und war damit im Spitzenmanagement angesiedelt, wo ich unternehmensweit an entscheidenden geschäftlichen und technologischen Stoßrichtungen arbeitete. Zu den Themen, die man mir anvertraute, gehörten beispielsweise Industrie 4.0 und IIoT, bei denen entscheidende Impulse aus Deutschland kamen. Aber auch das aufsteigende TSN, was den hiesigen Feldbusmarkt ordentlich auf den Kopf stellte, war eines meiner Themengebiete. Diese Position als Fellow ist sozusagen die höchste, die man erreichen kann, wenn man in einer Region angesiedelt ist und dort auch bleiben möchte.
Zum anderen hat sich auch der Markt kolossal geändert, gerade in den letzten 15 Jahren. Allein die starke Vernetzung von Dingen und das disruptive Potenzial des IoT haben die Gesellschaft, unsere Branche und sogar ganze Businessmodelle gehörig durcheinandergewirbelt.