Globale Umfrage von Spencer Stuart

Top-Executives setzen auf Unternehmenskultur und Agilität

1. Juli 2024, 11:21 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Laut einer weltweiten Studie unter 2.000 CEOs und Aufsichtsräten durch die Management-Beratung Spencer Stuart haben derzeit nicht Künstliche Intelligenz oder Geopolitik oberste Priorität in den Top-Etagen. Sondern die Frage, wie man seine Mannschaft agil und bei Laune hält.

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Wer hätte das gedacht: Das anstrengende geopolitische Umfeld und das Mega-Thema Künstliche Intelligenz sind nicht die obersten Prioritäten, die Wirtschaftslenkern derzeit auf der Agenda haben. 

Das zeigt eine aktuelle Studie, für die Spencer Stuart weltweit 2.321 CEOs und Aufsichtsratsmitglieder (darunter 130 aus Deutschland) befragt hat. So sorgen sich zwar 78 % über hohe geopolitische Unsicherheit und über die Hälfte geht von einem steigenden Risiko aus - mehr als zwei Drittel befürchten etwa negative Auswirkungen durch die anstehenden US-Wahlen. Doch offenbar stehen bei den Befragten Themen ganz oben auf der Maßnahmenliste, die sie beeinflussen können.

Wie Unternehmenskultur (75%), Mitarbeiterthemen (69%) sowie Umwelt- und Regulatorik-Fragen (59%). KI folgt auf der Prioritätenskala erst mit 40% und Maßnahmen im Rahmen der weltpolitischen Unsicherheit spielen mit 28% nur eine nachgeordnete Rolle.  Heruntergebrochen auf Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild in den Ergebnissen – nur liegt hier das Thema Umwelt/Regulatorik noch vor den Personalthemen. 

Lars Gollenia ist Deutschland- und Österreich-Geschäftsführer von Spencer Stuart und nennt Gründe für die Priorisierung. Es sei eine der größten Herausforderungen für CEOs und Aufsichtsräte, ihre Organisationen inmitten der komplexen Herausforderungen agil und auf Fokus zu halten. Sein Rat an die Führungsriegen: "Selbst die Multitaskingfähigsten müssen ihr Netzwerk jetzt intern wie extern erweitern, Kommunikation als A und O begreifen und ihr Top-Führungsteam stärken, um die wesentlichen Aufgaben strategisch und operational angehen zu können“, so Gollenia. Denn 25% der weltweit und auch der in Deutschland Befragten bewerten laut Umfrage die Agilität in ihren Unternehmen als nicht ausreichend, sondern als „träge und mühsam“.

Lars Gollenia kann nachvollziehen, dass der Großteil der Top-Lenker in Deutschland (72%) die Unternehmenskultur als Top-Priorität ausruft – angesichts der ungewissen Zeiten sei sie "tatsächlich das wirksamste Instrument dafür, im Einklang mit der Firmenstrategie Agilität und künftiges Wachstum überhaupt erst zu ermöglichen". 

Fast 70% aller Befragten weltweit und 65% in Deutschland unterstreichen zudem die Bedeutung einer sich verändernden Belegschaft und damit verbundenen Fragen wie Talentgewinnung, Mitarbeiterbindung, Employee Engagement, Generationenunterschiede sowie Diversität und Inklusion. Gollenia: „All diese Themen sind eng verknüpft mit der immer wichtigeren Employee Experience – ein sichtbares, vorbildhaftes Leadership, das Silos aufbricht und ein kollektives ‚Wir‘ in den Vordergrund stellt, kann hier enorme Wirkung entfalten.“

Und Künstliche Intelligenz? Kommt oft nicht über die Reflexions-Phase hinaus

Trotz der medial starken Präsenz wird die Anwendung künstlicher Intelligenz laut Studie nicht als akut hochrelevantes Thema bei Top-Executives eingestuft. Nur 38% der CEOs und 42% der Aufsichtsratsmitglieder sehen KI als eine der Prioritäten, die sie konkret adressieren.

Weibliche Führungskräfte zeigen dabei tendenziell mehr Interesse an KI als ihre männlichen Kollegen und stellen entsprechend mehr Mitarbeiter mit KI-spezifischer Expertise ein. Immerhin 50% der Befragten befinden sich mitten in der Analyse darüber, wie ihre Organisation KI nutzen könnte.

Was die generellen Strategien zur stärkeren Implementierung von künstlicher Intelligenz angeht, setzen 40% noch auf Schulungen ihrer Führungsteams, während 35% bereits entsprechende Technologien kaufen oder nutzen. 33% versuchen weiterhin herauszufinden, wie KI überhaupt ihre Unternehmensstrategie beeinflussen kann.

Den Mehrwert von KI sehen 44% der CEOs und 43% der Aufsichtsratsmitglieder in der Produktivitätssteigerung. In Deutschland geben 21% der CEOs an, dass sich erste KI-Investitionen bereits auszahlen.
 


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