Einer neuen Studie von IDC zufolge transformieren Unternehmen unter hohem Druck ihre Arbeitsplatzmodelle. Hybrides Arbeiten wird der neue Standard, Arbeitskultur und Mitarbeiterzufriedenheit zum Wettbewerbsfaktor. Noch ist aber viel Luft nach oben, gerade beim Digitalisierungsgrad.
Für seine neue Studie befragte IDC im August 2022 in Deutschland branchenübergreifend 300 Organisationen mit mehr als 100 Beschäftigten zum Thema »Work Transformation«. Ergebnis: Auch wenn die Veränderung des Arbeitsplatzmodells in deutschen Unternehmen in vollem Gange sei, liege noch viel Potenzial brach, so IDC. Vor allem was den Technologieeinsatz, die Verbesserung der Arbeitskultur und auch die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes an sich angehe.
Hybride Arbeitsplatzmodelle werden dabei zunehmend zum Standard, vorausgesetzt, das Geschäftsmodell eignet sich dafür. Herausfordernd sei aber der steigende Kostendruck, dem sich die Unternehmen stellen müssten. Aber auf lange Sicht überwiege »eindeutig der Nutzen einer umfassenden Work Transformation«, so die Analysten. Man sehe eine »gute Dynamik«, und bereits heute seien etliche Technologien für die Zusammenarbeit, Kommunikation, Automatisierung, Digitalisierung sowie Sicherheit implementiert oder in den nächsten Monaten geplant.
Hybrides Arbeiten wollen laut Studie künftig zwei von drei Unternehmen ermöglichen
Damit hat Homeoffice eine Akzeptanzverbesserung erfahren, wie es vor Corona noch kaum vorstellbar erschien. Doch inzwischen, so IDC, sei die große Mehrheit inzwischen überzeugt, dass hybride Arbeitsmodelle die Zukunft sind. 62 Prozent der befragten Unternehmen planen künftig ein hybrides Arbeitsplatzmodell, d. h. eine Mischung aus der Arbeit vor Ort und remote. Im Vergleich zur Vorjahresstudie zu diesem Thema sei das »ein immenser Anstieg«, hier waren es lediglich 36 Prozent. Allerdings ist parallel dazu auch der Anteil der Unternehmen gestiegen, deren Mitarbeiter wieder komplett im Büro arbeiten – obwohl das noch vor zwölf Monaten anders geplant worden sei. »Dennoch sehen wir einen deutlichen Trend in Richtung Hybrid Work«, so Sabrina Schmitt, Senior Consultant und Projektleiterin der Studie. »Unternehmen haben sich im letzten Jahr intensiv mit den unterschiedlichen Arbeitsplatzmodellen beschäftigt. Viele, die unsicher waren, wie ihr Arbeitsplatzmodell künftig aussehen könnte, haben sich nun mehrheitlich für einen hybriden Ansatz entschieden.«
Ortsunabhängiges Arbeiten gehört dazu. Die Mehrheit der Unternehmen plant laut Studie, künftig Remote Work anzubieten, um die Mitarbeitererfahrung zu verbessern (43 Prozent) und die bisher positiven Erfahrungen mit Remote Work fortzuschreiben (40 Prozent), aber auch um ganz pragmatisch Kosten einzusparen (38 Prozent). Dabei sei der »Dreiklang aus Technologie, Arbeitskultur und der Gestaltung des Arbeitsplatzes an sich« für den Erfolg von hybridem Arbeiten entscheidend; das eine funktioniere nicht ohne das andere, so die Analysten.
Doch offenbar sitzt das Geld nicht mehr so locker. IDC registriert in seiner Studie Budgetbeschränkungen und hohe Anschaffungskosten von IT, die die Work Transformation ausbremsen würden. Unternehmen stünden unter Kostendruck sowie unter dem Einfluss geopolitischer Unsicherheiten, steigenden Energiepreisen, Inflation und gleichzeitig Fachkräftemangel. Damit wird die Veränderung der Arbeitsplatzmodelle, um vorrangig Kosten zu sparen (28 Prozent) und die Produktivität zu steigern (27 Prozent), aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit verbessern zu wollen (22 Prozent), zum Spagat.
Anwendungen für Zusammenarbeit und Kommunikation stehen im Fokus
Laut Studie haben Unternehmen bereits diverse Investitionen in Kollaboration und Kommunikation getätigt. Hierbei ging es zunächst um Basics wie Sicherheitssoftware (59 Prozent), Anwendungen für Audio- und Videokonferenzen (58 Prozent), die entsprechende Hardware wie etwa Bildschirme und Tastaturen (54 Prozent), Collaboration Tools (53 Prozent) und Fernzugriffs-Anwendungen (53 Prozent). Auf der Planungsagenda für die nächsten 12 bis 24 Monate stehen nun Anwendungen, die einen Schritt weiter gehen, für Compliance, Cloud und Content Sharing. Die genannten Tools sind zwar nicht neu, bekommen aber in einer hybriden Arbeitswelt eine größere Bedeutung bzw. werden von einem erweiterten Personenkreis genutzt. Eine All-in-One-Lösung, die alles vereint und für alle gleichermaßen funktioniert, gebe es dabei häufig nicht, so IDC.
Der Einsatz von Tools sei ohnehin nicht ausreichend, das bestätigen auch die befragten Unternehmen. Die Digitalisierung von Prozessen und Workflows sowie eine hohe Benutzerfreundlichkeit der Geräte und Anwendungen sind für jeweils knapp ein Viertel der Befragten erfolgskritisch für die Zusammenarbeit und hybride Kommunikation, ebenso eine bessere Vernetzungsmöglichkeit über Plattformen sowie hohe Sicherheitsstandards.
Organisationen digitalisieren, um Prozesse oder Workflows zu beschleunigen und somit besser auf sich ständig ändernde Arbeits- und Marktbedingungen reagieren zu können, ergab die Studie. Für 78 Prozent der Befragten hängt eine erfolgreiche Arbeitsplatz-Transformation stark bis sehr stark vom Digitalisierungsgrad des jeweiligen Unternehmens ab. In Bezug auf papierbasierte Prozesse werden in den Unternehmen bereits heute 63 Prozent aller Prozesse und Workflows in elektronischer Form ausgeführt. Das sind immerhin 5 Prozent mehr, als es noch vor einem Jahr der Fall war; in den kommenden 12 bis 24 Monaten sollen sogar 75 Prozent aller papierbasierten Prozesse digital sein. Mit Document-Management- (47 Prozent) und eSignature-Anwendungen (40 Prozent) sowie künftig auch Enterprise Content Management (38 Prozent) sowie KI-gestützten Anwendungen und Chatbots (jeweils 37 Prozent) wollen die Unternehmen Aufgaben und Prozesse automatisieren.
Vor allem der akute Fachkräftemangel bringt die Unternehmen zunehmend in Bedrängnis. Die Befragten setzen deshalb verstärkt auf Weiterbildungen und Schulungen, Zufriedenheitsanalysen (je 78 Prozent) sowie Recruitment- und Talent-Management-Plattformen (74 Prozent).