Maxim-CEO Tunc Doluca im Interview

»Mit Maxim Ventures schauen wir um Ecken«

2. Januar 2018, 14:10 Uhr | Gerhard Stelzer
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Zukünftige Wachstumsfelder und wie geht man mit Markt-Konsolidierung um?

Elektronik: In welchen Feldern wollen Sie in der Zukunft wachsen?

Doluca: Richtig. Punkt drei war: wie können wir neue Wachstumsfelder identifizieren. Grüne Felder sagen wir dazu. Diesbezüglich haben wir einige Maßnahmen ergriffen. Wir haben eine Advanced R&D-Group eingerichtet, die neue Produkte für neue Märkte definieren soll. Und wir gründeten Maxim Ventures, um sozusagen um Ecken zu schauen. Es sind typischerweise Start-ups, die Märkte umkrempeln. Mit dem Investment in solche Firmen wollen wir herausfinden, in welche Richtung sich Märkte entwickeln. Entweder entwickeln wir dann passende Technologien dafür oder falls es passt, übernehmen wir auch solche Firmen.

Mit den drei geschilderten Maßnahmen ist es uns gelungen, wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Wir sind gut profitabel und die neuen Segmente Automotive und Industrial wachsen schön. Im Consumer-Segment konnten wir die Kundenbasis verbreitern. Obwohl unser größter Kunde leider ein rückläufiges Geschäft verkraften muss, entwickelt sich unser Geschäft in Tablets, Wearables, Gaming and Hearables (Hörgeräte / Hearing Aids?) gut.

Elektronik: Auf welche Anwendungen konzentrieren Sie sich im Automotive-Markt?

Doluca: Im Automotive-Markt adressieren wir vier Anwendungsgebiete: Infotainment, Fahrerassistenzsysteme (ADAS), Elektrifizierung des Fahrzeugs und Karosserieelektronik. Im Infotainment liegt der Schwerpunkt auf Power-Management und Datenübertragung mit Serializers/Deserializers, bei Fahrerassistenzsystemen ebenfalls Power-Management und die Datenübertragung vom Sensor zum Prozessor. Das dritte Gebiet unserer Investitionen ist die Elektrifizierung des Fahrzeugs. Dort bieten wir Bausteine für das Batterie-Management an, zur Überwachung der Zellen. In Elektroautos finden Sie eine Menge an Batteriezellen und jede muss auf ihren Zustand hin genau überwacht und kontrolliert ge- und entladen werden. Weitere Umsätze kommen bei uns auch aus der Karosserieelektronik, wobei es sich dort hauptsächlich um LED-Beleuchtung handelt, sowohl um Scheinwerfer als auch die Innenbeleuchtung.

Vor 12 Jahren sind wir in das Design von Automotive-Produkten eingestiegen und viele Designs kamen von deutschen Automobilherstellern und Tier 1. Von dort expandierten wir in andere Märkte, Japan, Korea und China. Aber unser Ausgangspunkt war Deutschland.

Tunc Doluca, President & CEO von Maxim Integrated
Remineszenz an die Heimat Dolucas: Ein Gemälde des Hafens von Istanbul.
© G. Stelzer / Elektronik

Elektronik: Derzeit beläuft sich Ihr Foundry-Anteil bereits auf 75 Prozent. Wann wird aus Maxim ein vollständiger Fabless Halbleiterhersteller?

Doluca: Das ist nicht unser Plan und ich sage auch gleich warum. Die Produktlebenszyklen im Analog-Geschäft sind sehr lang. Viele unserer Kunden -- auch gerade in Deutschland -- bitten uns inständig, nicht unsere Produkte abzukündigen. Sie wollen Liefersicherheit für 15 bis 20 Jahre. Wir haben da ein großes Portfolio an Produkten, das wir Legacy-Produkte nennen. Das sind ICs, die wir vor zehn oder fünfzehn Jahren entwickelt haben. Und nun raten Sie mal, die werden alle in unserer eigenen Fab in Portland/Oregon hergestellt. Diese Fabrik wird Jahrzehnte laufen. Wir modernisieren diese Fabrik laufend, so dass wir auch noch andere Produkte dort herstellen können. Rund 25 Prozent unserer Produkte kommen aus Portland. Das bedeutet, dass 75 Prozent unserer Wafer in Foundries prozessiert werden. Aber was viele falsch einschätzen, auch dort produzieren wir zu 80 Prozent mit unseren proprietären Prozessen, auf die nur wir Zugriff haben. Das ist wichtig, weil wir uns mit der eigenen Prozesstechnik vom Wettbewerb differenzieren.

Elektronik: In der Halbleiterindustrie war in den letzten Jahren eine enorme Konsolidierung zu beobachten. Jüngster Fall war ein unglaubliches Übernahmeangebot von Broadcom für Qualcomm mit über 100 Mrd. Dollar. Analog-Anbieter wie Intersil und Linear Technology sind verschwunden. Welche Strategie verfolgt Maxim, konsolidieren oder konsolidiert zu werden?

Doluca: Zunächst einmal hat Maxim eine Umsatzgröße, die es uns erlaubt, unabhängig zu bleiben. Wir haben eine stabile finanzielle Position, die uns gutes organisches Wachstum ermöglicht. Darüber hinaus haben wir eine Gruppe im Unternehmen, die sich um potentielle Akquisitionen kümmert. Wir sind da sehr diszipliniert und wollen nicht zu viel Geld ausgeben. Die andere Frage ist, was ist, wenn jemand uns kaufen möchte? Wir sind natürlich unseren Investoren verpflichtet und müssen hören, was die wollen. Und da denken wir darüber nach, wie wir uns möglichst teuer machen können. Unsere Marktkapitalisierung liegt derzeit bei 14 Mrd. Dollar. Es kommt darauf an, dass das Unternehmen gesund ist und dass die Mitarbeiter sind engagieren. Wir wollen einfach großartige Produkte anbieten.


  1. »Mit Maxim Ventures schauen wir um Ecken«
  2. Operatives Geschäft und F&E-Strategie
  3. Zukünftige Wachstumsfelder und wie geht man mit Markt-Konsolidierung um?

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