Maxim gehört wahrscheinlich zu den Firmen, über die am häufigsten spekuliert wird, dass sie demnächst von einem Konkurrenten übernommen werden. Markt&Technik sprach mit Tunç Doluca, President und CEO von Maxim, unter anderem darüber, wie er die Situation einschätzt.
Markt&Technik: Es gab schon viele Gerüchte darüber, wer Maxim alles kaufen will. Ist das ein Problem für das Unternehmen?
Tunç Doluca: Jedes Mal, wenn so ein Gerücht aufkommt, erkläre ich meinen Mitarbeitern Folgendes: Maxim ist selbst groß genug, um erfolgreich zu sein. Wir verfügen über ein Produktspektrum, das breit genug aufgestellt ist, und wir sind in allen wichtigen Märkten vertreten. Es gibt also nichts, was fehlt, damit Maxim aus eigener Kraft wachsen kann.
Wir setzen auf eine gute Umsetzung unserer Business-Strategie und darauf, gute Produkte zu entwickeln, die unsere Kunden benötigen. So machen wir das seit Jahren. Und wenn wir daran festhalten, werden wir weiter wachsen.
Es gibt also nichts, was Maxim fehlt, um erfolgreich zu sein. Wir sind 35 Jahre jung, sprich: immer noch ein junges Unternehmen, und wir können noch eine ganz lange Zeit allein erfolgreich sein.
Prinzipiell geht es bei uns erst einmal darum, wie wir selbst organisch oder durch Zukäufe wachsen können, um erfolgreich zu bleiben.
Also schauen Sie auch nicht explizit nach potenziellen Käufern für Maxim?
Nein. Wir wachsen und setzen auf die richtige Strategie. Es gibt also überhaupt keinen Grund, nach einem Käufer zu suchen.
Die Konsolidierung gehört aber zum Halbleitermarkt, auch wenn sich das Karussell nicht mehr so schnell dreht…
Ja, aber auch dann kann ich nur sagen: Wenn sich die Maxim-Mitarbeiter darauf konzentrieren, das Unternehmen wertvoll zu machen, und wenn sie sich selbst wertvoll machen, dann bleiben sie selbst auch wertvoll, unabhängig von den Umständen.
Maxim hat selbst schon viele Unternehmen übernommen. Nicht alle waren von Erfolg gekrönt, wie z.B. SensorDynamics…
Wir haben 10+ Unternehmen gekauft, immer nur kleinere, die Maxim nicht komplett verändert haben. Und ja: Die Erfolgsbilanz ist gemischt.
Warum?
Ich glaube, dass mit der Übernahme von kleinen Unternehmen ein höheres Risiko verbunden ist, ob die damit übernommene Produktlinie im Markt auch wirklich erfolgreich sein wird. Als wir uns beispielsweise entschieden hatten, in den MEMS-Sensormarkt einzusteigen, war SensorDynamics ein guter Kauf, denn es war ein wirklich gutes Team mit einer sehr guten Technik. Aber dann hat sich der MEMS-Markt sehr schnell zum Commodity-Markt entwickelt, und das sind Marktzwänge, gegen die man nicht gewinnen kann und die schwer vorhersehbar sind. Also haben wir uns entschieden, aus diesem Markt auszusteigen.
Das ist auch bei anderen Übernahmen passiert: Wir wollten in einen neuen Bereich einsteigen und haben dann erkannt, dass dort Dinge passieren, die nicht unserer Kontrolle unterliegen. Das ist immer die Herausforderung bei Übernahmen von kleineren Unternehmen, denn diese Unternehmen sind in der Regel mit einem schmalen Produktspektrum unterwegs, haben typischerweise wenig Kunden und sind nur in einem Markt aktiv. Ich denke, dass die Misserfolgsrate bei der Übernahme von kleinen Unternehmen größer ist, als wenn man einen etablierten großen Player übernimmt.
Andere Übernahmen, auch wenn sie sich von einem finanziellen Standpunkt, sprich ROI, aus, zunächst einmal nicht als so erfolgreich wie erwartet erwiesen haben, waren trotzdem gut. Weil wir neue talentierte Mitarbeiter oder eine gute Technologie dazugewonnen haben. Dazu zähle ich beispielsweise die Volterra-Übernahme. Wir bekamen dadurch Zugriff auf ein exzellentes Team, exzellentes IP und eine ausgezeichnete Prozesstechnologie – alles Bereiche, die für Maxim wichtig sind.
Aber es gibt auch Beispiele für erfolgreiche Übernahmen hinsichtlich des ROI. Dazu zählen beispielsweise das französische Unternehmen Innova Card und die Produktlinie für sichere Transaktionen von Zilog.
Aus all diesen Erfahrungen heraus würde ich sagen, dass ein Punkt bei Übernahmen wirklich entscheidend ist: Man muss darauf achten, nicht zu viel Geld zu bezahlen.
Wegen der hohen Aktienkurse dürfte Maxim derzeit nicht an einer weiteren Übernahme interessiert sein. Oder gibt es Technologien oder Produktbereiche, die dafür interessant wären?
Das ist ein permanenter Prozess. Maxim hat sich stark verändert, wir haben manche Bereiche gestärkt und sind aus manchen ausgestiegen, wie zum Beispiel MEMS. Das heißt, dass wir auch jetzt schauen, ob es Produkte gibt, die unser Angebot stärken könnten.
Maxim führt auch Mikrocontroller. Gerade dieser Bereich ist sehr konkurrenzbetont und preissensitiv; die großen MCU-Hersteller wie NXP oder Renesas trumpfen mit riesigen Produktspektren auf. Wie positioniert sich Maxim auf diesem Markt?
Die Frage haben mir schon viele gestellt. Wir sind natürlich kein Broadline-Mikrocontroller-Unternehmen, aber das wollen wir auch gar nicht sein. Wir setzen auf spezielle Technologien, die die Kunden haben wollen. Dazu gehört einerseits Ultra-Low-Power. Wir haben einige sehr gute Nischenprodukte für Ultra-Low-Power-Anwendungen im IoT, die batteriebetrieben sind. Andererseits gehört noch Security dazu. Dank unserer Dallas-Übernahme verfügen wir über eine sehr gute Security-Technologie. Wenn in einem IoT-Gerät Security benötigt wird, dann könnte es sinnvoller sein, diese Technologie in eine MCU zu integrieren, anstatt ein externes Security-Element zu nutzen.
Die Controller, die wir anbieten, haben entweder beide Eigenschaften oder eben nur eine davon und diese Eigenschaften werden im Markt nachgefragt.
Aber auch die großen MCU-Anbieter sind am IoT-Markt interessiert und betonen Ultra-Low-Power und Security. Wie kann da Maxim konkurrieren?
Mit diesen Unternehmen konkurrieren wir nicht. Aber IoT ist nicht ein einziger großer Markt, sondern besteht aus vielen verschiedenen Anwendungen, die alle unterschiedliche Anforderungen aufweisen. Wir konzentrieren uns auf Anwendungen, in denen wir etwas Besonderes anbieten können. Und wenn der Kunde das braucht, dann gewinnen wir das Design gegen die Konkurrenz. Wir werden aber sicherlich kein Milliarden-Dollar-MCU-Unternehmen, sondern sind und bleiben Nischen-Anbieter.
Darüber hinaus gibt es aber noch einen zweiten Grund, warum wir im Besitz von Mikrocontrollertechnologie sein wollen. Ein Mixed-Signal-Unternehmen muss diese Technologie beherrschen, denn wir nutzen sie auch in anderen Komponenten, wie beispielsweise in Power-Management-ICs.