Maxim-CEO Tunc Doluca im Interview

»Mit Maxim Ventures schauen wir um Ecken«

2. Januar 2018, 14:10 Uhr | Gerhard Stelzer
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Operatives Geschäft und F&E-Strategie

Elektronik: Welche Maßnahmen haben Sie im operativen Bereich ergriffen?

Doluca: Im größten Produktsegment bei Power-Management-ICs, was in etwa die Hälfte unseres Umsatzes ausmacht, mussten wir auf feinere Strukturen übergehen, um bessere Leistungsdaten zu erreichen. Ein Übergang auf 90-nm-Strukturen auf 300-mm-Wafern war zu kapitalintensiv für uns, um dies intern aufzubauen. Eine solche Fab wäre mehrere Jahre nicht ausgelastet gewesen. Also haben wir uns entschieden, die Entwicklung außerhalb von Maxim stattfinden zu lassen und zwar in einer Foundry mit der wir ein strategisches Abkommen haben. Aber auch dort setzen wir immer noch auf eigene, proprietäre Prozesstechnik.

Das hätte bedeutet, dass Teile unserer eigenen Fabs nicht mehr ausgelastet gewesen wären. Wir haben daher unsere F&E-Fab geschlossen. Und eine weitere Fab haben wir an den Foundry-Partner TowerJazz verkauft. Die können überschüssige Kapazität mit eigenen Prozessen füllen.

So konnten wir unsere Bruttogewinnspanne um fünf Prozentpunkte steigern und für mich am wichtigsten, wir haben Zugang zur besten Prozesstechnik der Welt bekommen.

Elektronik: In ihrer ehemaligen Fab in San Antonio?

Doluca: Nein, nicht in San Antonio. Es handelt sich um einen asiatischen Foundry-Partner, aber wir haben noch nicht bekanntgegeben, wer es ist. Wir sind sehr zufrieden mit unserer neuen proprietären Prozesstechnik, die zudem auch sehr kosteneffizient ist. Der Prozess liefert ausgezeichnete Leistungsdaten, gerade im Power-Management besseren Wirkungsgrad, niedrigere Ruheströme, kleinere Chipfläche.

Tunc Doluca, President & CEO von Maxim Integrated, im Gespräch mit Elektronik-Chefredakteur Gerhard Stelzer
Tunc Doluca, President & CEO von Maxim Integrated, im Gespräch mit Elektronik-Chefredakteur Gerhard Stelzer in seinem Büro in San Jose.
© G. Stelzer / Elektronik

Elektronik: Sie sagten, Maxim hat die F&E-Ausgaben stärker fokussiert. Die F&E-Ausgaben sind laut Geschäftsbericht von 522 Mio. Dollar 2015 um rund 20 Prozent auf 454 Mio. Dollar 2017 gesunken. Haben Sie keine Angst, dass Sie damit zukünftiges Wachstum gefährden?

Doluca: In einer Phase schwächeren Wachstums waren wir der Auffassung, dass wir F&E-Ausgaben zu breit gestreut haben. Hersteller, die eine starke Position im Markt haben, genießen den Vorteil, dass ihre Kunden nicht gerne zum Wettbewerb wechseln. Also haben wir uns entschieden, die Felder in denen wir eine starke Marktposition haben, zu stärken. In anderen Feldern, in die wir mal hinein wollten, haben wir unsere Ausgaben zurückgefahren, es sei denn wir haben dort eine disruptive Technologie, die uns einen Vorteil verschafft.

Elektronik: Können Sie uns Beispiele nennen, wo Sie sich zurückgezogen haben?

Doluca: Zum Beispiel hatten wir einiges in Kommunikationsprodukte investiert, Signal-Chain-ICs. Aber dort gibt es etablierte Anbieter, und obwohl wir gute Produkte hatten, war es sehr schwer für uns, Fuß zu fassen. Bei MEMS war es genauso, zu viele etablierte Anbieter. Zum Teil haben wir unsere F&E-Aktivitäten auf andere Felder wie Power-Management gelenkt und auch Produktlinien verkauft. Power-Management ist das größte Marktsegment innerhalb der Analog-ICs und wächst auch am stärksten. Aber darüber hinaus haben wir auch Produktlinien für Märkte mit großem Wachstum gestärkt, Automotive, Industrie-Automatisierung und Medizinelektronik sowie das Segment Data Center. Im Consumer-Segment haben wir uns darauf konzentriert, unsere Kundenbasis zu verbreitern, mit Power-Management, Audio-ICs und Sensoren. Zwischen 2010 und 2013 sind wir im Consumer-Segment gewaltig mit einem Schlüsselkunden gewachsen, Samsung. Aber das hat uns verletzlich gemacht, daher unsere Strategie die Kundenbasis zu erweitern. Darüber hinaus haben wir nach wie vor eine hervorragende Geschäftsbeziehung mit Samsung.

Sie hatten vorher gefragt, wie sich sinkende F&E-Ausgaben auf das künftige Wachstum auswirken. Wir fühlen uns gegenwärtig ziemlich wohl mit der Höhe unserer F&E-Ausgaben. Denn wir investieren immer noch mehr als einige unserer großen Wettbewerber, rund 20 Prozent des Umsatzes.


  1. »Mit Maxim Ventures schauen wir um Ecken«
  2. Operatives Geschäft und F&E-Strategie
  3. Zukünftige Wachstumsfelder und wie geht man mit Markt-Konsolidierung um?

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