Die Nachfrage nach den APIX-, ISELED- und ILaS-ICs wächst kräftig, der Umsatz steigt, und neue Mitarbeiter werden eingestellt. Jetzt ist Inova in ein neues Gebäude gezogen – doppelt so groß wie das alte.
Die Geschäfte laufen gut für Inova Semiconductors in München: Mit den Produktlinien APIX, ISELED und ILaS konnte das Unternehmen gegen den allgemeinen Trend in der deutschen Wirtschaft die Zahl der ausgelieferten ICs um 38 Prozent steigern, und auch die Exportquote sprang um 40 Prozent in die Höhe. Um die Ansprüche der Bordnetze der Automobilgeneration der nächsten 10 bis 15 Jahre erfüllen zu können, hat Inova die neue APXpress-Technologie entwickelt, die nun hochgefahren wird. Die Zeichen für Inova stehen also auf Expansion.
Das zeigt schon ein Blick auf die Nachfrage, der sich die ICs von Inova erfreuen – vor allem aus Asien: 2024 waren 220 Millionen »APIX«-Chips im Feld und nicht weniger als 350 Millionen ISELED-ICs, Tendenz weiter stark steigend. Beide Familien erweitert Inova zügig um neue Produkte. Deshalb steigen auch die F&E-Ausgaben kräftig: Sie sind im vergangenen Jahr um 80 Prozent in die Höhe geschnellt. »Wir sind in der schönen Position, antizyklisch investieren und uns damit auf künftiges Wachstum vorbereiten zu können«, erklärt Robert Isele, CEO von Inova Semiconductor.
Um das Wachstum bewältigen zu können, stellt Inova weiterhin neue Mitarbeiter ein: Im vergangenen Jahr ist das Inova-Team um 20 Prozent gewachsen. Momentan arbeiten 65 Beschäftigte für Inova, in diesem Jahr ist geplant, ihre Zahl noch einmal um 20 Prozent zu erhöhen.
Deshalb ist Inova im Januar dieses Jahres vom alten Gebäude am Münchner Ostbahnhof, das schon aus allen Nähten platzte, in ein völlig neues Bürohaus in München/Obersendling umgezogen, dorthin, wo früher Siemens das Stadtviertel dominiert hat. Inzwischen ist der einstige Standort des Elektrokonzerns einem hochmodernen neuen Stadtviertel gewichen. Im neuen Gebäude belegt Ivona drei Stockwerke, in dem außer den Entwicklungsabteilungen auch Labors und Anlagen für den Test und die Charakterisierung der Chips untergebracht sind. Passten ins alte Gebäude mit Mühe 40 Mitarbeiter, hat sich im neuen Gebäude die Fläche verdoppelt, sodass dort 90 Mitarbeiter komfortabel arbeiten können.
Besonders zuversichtlich stimmt Isele, dass das Interesse an den neuen »APXpress«-Chips außerordentlich hoch ist: »Deshalb arbeiten wir im Moment mit Hochdruck daran, die Fertigung der APXpress-ICs hochzufahren.« Bei der APXpress-Familie handelt es sich um eine Weiterentwicklung der APIX-ICs, der die Ingenieure von Inova allerdings eine völlig neue Architektur verpasst haben, um sie auf ein bisher nicht gekanntes Leistungsniveau zu heben. Diese Architektur ermöglicht es komplexe, über das Fahrzeug verteilte Datennetzwerke aufzubauen.
Zudem bieten sie weitere interessante Vorteile: So werden Ethernet Daten genauso wie die Daten vieler etablierter Schnittstellen (wie CAN,LIN und DP) gemeinsam über einen Physical Layer übertragen, was den Aufbau des Datenübertragungsnetzes in Autos deutlich vereinfacht. Die Unterstützung von ADAS ist ein fester Bestandteil der Technologie, die implementierte Verschlüsselung ist End-to-End-basiert. Das macht die Netze auch sicherer. Zudem sinkt die Energieaufnahme um rund 30 Prozent, denn die Mikrocontroller in der Peripherie können wegfallen, weil APXpress vollkommen auf Hardware aufsetzt. Die Kontrolle der Latency in der Übertragung ist ein weiteres Kern-Feature der APXpress-Technologie. Ebenfalls wichtig ist für die OEMs: Weil APXpress vollständig in System-Comodelliert wurde, kann das gesamte Netzwerk mit vielen Knoten vollständig simuliert werden. »Eine ganz neue Erfahrung für die Anwender«, so Isele.
Ebenfalls sehr wichtig für die Zukunftsfähigkeit von APXpress: Die Übertragung kann nicht nur über Kupferleitungen elektrisch erfolgen, sondern funktioniert genauso über Lichtwellenleiter. Derzeit sei das laut Isele zwar noch kein aktuelles Thema – einige Anwender müssten sich auch erst einmal von ihren Erfahrungen mit dem MOST-Bus erholen –, doch die Frage, ob die Möglichkeit bestehe, das Netz einfach auf höhere Übertragungsraten auf Basis der Lichtwellenleiter aufzurüsten, würde schon relativ häufig gestellt.
Das ist nicht verwunderlich: Immerhin erreicht APXpress 32 Gb/s pro Kupferkabel, bis zu vier können parallel verlegt werden. Da müssen die Designer schon sehr genau aufpassen, wie sie Steckverbindungen auslegen und die Kupferleitungen verlegen, ohne dass es zu EMV/EMC-Verträglichkeitsproblemen kommt. Außerdem fallen auf Basis von Lichtwellenleitern die Probleme mit der Dämpfung in Kupferkabeln weg, die die Länge der Übertragungsstrecken begrenzen. »Deshalb ist es ein großer Vorteil, schon jetzt die optische Übertragung als Option bieten zu können. Zusatzbeschaltungen können wegfallen, die ESD-Festigkeit steigt, Gewicht und Kosten sinken. Noch ist das Thema nicht reif, aber wir denken ja in Zeiträumen von 15 Jahren, da spricht längerfristig sehr viel für die Optik.«
Was den Anwendern besonders gefalle: Ab dem Zeitpunkt, zu dem die OEMs die ersten Autos mit »APXpress« auf den Markt brächten, könnten sie sicher sein, die Plattform ohne Änderungen über mindestens die kommenden zehn Jahre einzusetzen. Denn die Ingenieure von Inova haben sie so ausgelegt, dass sie mit den gewaltig steigenden Datenübertragungsraten in den Autos spielend fertig werden. Auch deshalb sei das Interesse der potenziellen Anwender groß. Isele kann zwar noch nicht in Einzelheiten gehen, aber so viel stehe fest: »Auf dem »APXpress«-Sektor werden wir voraussichtlich schon im Sommer einige wichtige Ankündigungen veröffentlichen.«
Weil Inova an APXpress mit voller Kraft weiterarbeitet, aber auch in den übrigen Produktgruppen laufend neue Chips entwickelt – APIX wird nach wie vor weitergeführt und soll nicht etwa durch APXpress abgelöst werden – sind wie oben schon angesprochen, weitere Neueinstellungen geplant.
Doch ist es nicht ein Problem, geeignete Fachkräfte zu finden? Diese Situation habe sich nach Beobachtungen von Isele für Inova etwas entspannt. Hier habe sich die Diskussion um den EU Chips Act positiv ausgewirkt. »Dass die Elektronik und insbesondere die Halbleiter ein interessantes Thema sind, hat sich jetzt auch unter den Ingenieuren und Studenten herumgesprochen, die Unternehmen in diesem Umfeld gelten plötzlich als sehr attraktiv, jetzt wollen mehr Menschen als früher genau in diesem Sektor arbeiten.«
Das liest er besonders an dem Anteil der Interessenten ab, die sich initiativ bei Inova bewerben, rund 60 Prozent seien es mittlerweile. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Inova nicht zuletzt wegen der vielen Auszeichnungen, die die Münchner in den vergangenen Jahren einheimsen konnten, unter den potenziellen Bewerbern sehr bekannt geworden ist. Nichts macht bekanntlich attraktiver als der Erfolg. Dass sich der konjunkturelle Wind gedreht hat, spürt er an den Anfragen von Headhuntern, die wechselfreudige Klienten vermitteln wollen: »Rund fünf bekommen wir pro Tag!«
Jedenfalls ist er frohgemut, dass sich Inova die richtigen Kandidaten heraussuchen kann, für die vor allem ein Kriterium gelte: »Sie müssen für das Thema brennen!« Im neuen Gebäude in München Sendling können sie das zumindest in angenehmer Atmosphäre tun – außer Büroräumen und Labors sind im neuen Büro auch Dachterrassen zu finden, die zu der einen oder anderen kreativen Pause einladen.