Autos zu fertigen scheint doch etwas anderes zu sein als Smartphones und andere Consumer-Geräte zu produzieren, wie Foxconn jetzt feststellen muss.
Im vergangenen Jahr hatte Foxconn 230 Mio. Dollar für die ehemalige Fabrik von General Motors in Lordstown, Ohio, bezahlt, um dort das Zentrum für seine amerikanische Automobilproduktion aufzubauen. Teil der Vereinbarung mit Lordstown Motors war, dass Foxconn den Pickup-Truck »Endurance« für Lordstown Motors fertigt.
Foxconns Engagement in der Fertigung von E-Fahrzeugen
Foxconn hatte sich große Ziele gesetzt: bis 2025 sollte der Jahresumsatz auf 33 Mrd. Dollar gestiegen sein. Dazu schloss das taiwanische Unternehmen Partnerschaften auch in Thailand und Saudi-Arabien. Zwar sei Foxconn auf gutem Weg, den Umsatz in mit Komponenten für Elektrofahrzeuge in diesem Jahr auf 3 Mrd. Dollar zu verdreifachen, berichtet Bloomberg. Doch habe Foxconn bisher nur eine Handvoll Prototypen hergestellt, darunter einige Dutzend E-Busse und rund 40 »Endurance«-Pickups für Lordstown.
Im Januar habe Foxconn Lordstown gebeten, die Produktion des »Endurance« auszusetzen, weil die Produktionskosten den anvisierten Verkaufspreis in Höhe von 65.000 Dollar überstiegen hätten. Kunden beklagten, dass der »Endurance« bei kaltem Wetter an Kraft verliere, eine Rückrufaktion war die Folge. Am 6. März gab Lordstown bekannt, dass die Produktion des »Endurance«, bisher das einzige Produkt von Lordstown, unterbrochen werden müsse, wenn nicht eine Partnerschaft mit einem erfahrenen Hersteller von Autos geschlossen werden könne.
»Warum braucht Lordstown einen weiteren strategischen Partner?« Mit dieser Frage zitiert Blomberg Danni Hewson, einen Analysten von AJ Bell. »Heißt das, dass Foxconn ohne externe Hilfe nicht zum Hersteller von E-Autos aufsteigen kann?«
Foxconn erklärt, die E-Auto-Pläne wie vorgesehen weiter zu verfolgen – die bisherige umfangreiche Erfahrung in der Produktion von elektrischen Geräten würde sich in die erfolgreiche Fertigung von E-Autos umsetzen lassen. Doch laut Bloomberg sei Foxconn noch weit davon entfernt, die E-Auto-Träume realisieren zu können. »Es sind erfahrene und gut ausgebildete Mitarbeiter erforderlich, um Autos in Stückzahlen fertigen zu können«, sagt Ron Harbour, ein unabhängiger Berater im industriellen Produktionsumfeld. »Das lässt sich durchaus bewerkstelligen, aber bisher habe ich das leider noch bei keinem Startup im Sektor der E-Fahrzeuge gesehen.«
Am nächsten an der Fertigung sei Monarch Tractor dran, die im vergangenen August Foxconn damit beauftragte, autonome Fahrzeuge für den Agrarsektor zu produzieren. Monarch stellt sie in begrenzten Stückzahlen im Werk in Livermore, Kalifornien, her. Bis Ende dieses Monats soll die Produktion nach Lordstown transferiert werden.
Außerdem steht Foxconn in Verhandlungen mit Fisker, um das E-Auto »Pear« zu bauen, das für unter 30.000 Dollar verkauft werden soll.
Im September 2022 unterzeichnete Foxconn eine Vereinbarung mit IndiEV, einem weiteren Startup in Kalifornien. Allerdings befindet sich das Unternehmen derzeit in finanziellen Schwierigkeiten und plant einen Börsengang bis Ende Juli. Sollte das nicht gelingen, könnte das Unternehmen Pleite gehen.
Die aufgeführten Kooperationen könnten dennoch gelingen und Foxconn könnte weitere Unternehmen finden, um für sie Elektrofahrzeuge zu bauen.
Aber – so Bloomberg – ein Werk in Mount Pleasant, Wisconsin, zeige, welche Strecke vor dem Unternehmen liege. Im Juni 2018 hatte Foxconn mit dem damaligen Präsidenten Trump dort die Grundsteinlegung für ein LCD-Werk gefeiert, in das 10 Mrd. Dollar fließen sollte. Als das »achte Weltwunder« bezeichnete Trump das Werk.
Doch über die folgenden zwei Jahre fuhr Foxconn den Umfang des Projekts kontinuierlich herunter und verhandelte das Abkommen mit Wisconsin neu. Laut Foxconn sind bisher 1 Mrd. Dollar in das Projekt geflossen, 1.000 Jobs entstanden bisher – ursprünglich sollten 13.0000 geschaffen werden. Gefertigt werden dort elektronische Komponenten für Server und es sollen jetzt Komponenten für Batterien hinzukommen, über die Foxconn seine Beziehungen zu etablierten Automobilherstellern sowie zu Startups vertiefen will. Michael Shields, ein Forscher von Policy Matters Ohio, glaubt allerdings, dass das Vorgehen von Foxconn in Wisconsin dazu Anlass gebe, sich hinsichtlich des Werkes in Lordstown ebenfalls Sorgen zu machen.