Diese starke internationale Ausrichtung manifestiert sich auch in der Beck Electronic Asia. Für ein mittelständisches Unternehmen dürfte es eher ungewöhnlich sein, in Asien als Distributor aktiv zu werden?
Wir sahen uns Anfang des letzten Jahrzehnts mit der Frage konfrontiert, wie wir angesichts der weltweiten Vertriebswege auf die stark steigenden Logistik- und Transportkosten reagieren wollen. Wir haben uns dann 2006/07 zur Gründung der Beck Electronic Asia entschlossen. Ziel dieser Gründung war es, nicht nur die Betreuung existierender Kunden, die ihre Fertigung nach China verlegt hatten, zu gewährleisten, sondern in Zukunft auch ganz aktiv chinesische Kunden für uns zu gewinnen. Das hat geklappt und sich seither sehr erfreulich entwickelt. Wir beschäftigen heute ein Dutzend Mitarbeiter in China und erzielen etwa 15 Prozent unseres Umsatzes über Beck Electronic Asia.
Nicolai und Patrick Beck – war für Sie als Söhne der Weg in die Beck Elektronik angesichts der langen Historie dieses familiengeführten Unternehmens vorgezeichnet, oder hatten Sie eine reale Alternative?
Patrick Beck: Ich wollte immer schon Ingenieur werden, insofern war das Engagement im Familienunternehmen in gewisser Weise vorgezeichnet. Natürlich hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, aber ich finde es interessant, in einem Unternehmen mit dieser langjährigen Tradition zu arbeiten, das von meiner Familie geprägt wurde. Ich habe die Zeit meiner Ausbildung unter anderem dazu genutzt, Chinesisch zu lernen – ein kaum aufzuwiegender Vorteil in Verhandlungen mit Geschäftspartnern in China. Meine Aufgabe als Business Development Manager erlaubt es mir zudem, frühzeitig neue Geschäftsfelder und Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren, die uns in Zukunft eine Weiterentwicklung des Unternehmens erlauben. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Uns wurde immer vermittelt, dass wir in unserer Entscheidung frei sind, dass wir unsere Zukunft selbst wählen können.
Nicolai Beck: Ich habe mich schon während des Studiums mit dem Thema OLED beschäftigt und nutze nun die Möglichkeit, mein Wissen genau für das Produktmarketing dieser Produkte einzusetzen. Es ist eben genau das Spezial-Know-how, das wir als Bindeglied zwischen Hersteller und Kunde zu bieten haben, das unseren Erfolg ausmacht. Auf diese Weise sind wir auch in der Lage, kundenspezifische Lösungen herstellen zu lassen, an die sich ein Kunde normalerweise angesichts der hohen damit verbundenen Werkzeugkosten nicht herantrauen würde. Das Thema OLED wird derzeit etwa für den Medizinbereich besonders interessant. In absehbarer Zeit wird auch unser jüngerer Bruder, der derzeit noch in Dresden Mikroelektronik studiert, die vierte Generation der Familie bei der Beck Elektronik verstärken.
Welche Ziele haben Sie und Ihre Brüder sich für die Zukunft gesetzt? Eine noch stärkere Internationalisierung des Geschäfts?
Patrick Beck: Wir sind in der Welt zu Hause und werden unser Dienstleistungsnetz in Zukunft noch engmaschiger um den Globus knüpfen. Wir werden dorthin gehen, wo sich Wachstumschancen bieten, stellen dabei aber den Standort Deutschland nicht in Frage! Unser Unternehmen ist hier groß geworden, indem wir unseren zumeist mittelständischen Kunden hier auf Augenhöhe begegnet sind. Unsere Expansion im Ausland kann darum immer nur ein zusätzliches Wachstum für den Stammsitz in Nürnberg bedeuten. Die Globalisierung unseres Geschäfts seit den 1980er-Jahren erfordert jedoch ein hohes Maß an globaler Präsenz, und die konnten und können wir unseren Kunden bieten.
Herr Beck, Ihre Söhne bringen sich offenbar alle in das Unternehmen ein. Besteht von Seiten der Kinder Ihres Bruders bislang kein Interesse an einem Einstieg?
Im Falle meines Bruders handelt es sich um zwei Söhne und eine Tochter. Von ihnen hat bisher keiner entsprechende Ambitionen erkennen lassen. Seine beiden älteren Kinder sind bereits in anderen Berufsfeldern sehr erfolgreich, und weder mein Bruder noch ich drängen unsere Kinder zum Einstieg in die Firma. Aber natürlich steht auch hier bei Interesse der Einstieg in das Unternehmen und der mögliche Aufstieg in Führungspositionen offen.
Ihre Söhne haben darauf verwiesen, dass auch sie in Zukunft dem Standort Deutschland treu bleiben werden. Unabhängig davon denken Sie aber offensichtlich über einen neuen Standort nach?
Auch wenn für uns der Standort Deutschland als Zentrale für unsere weltweiten Aktivitäten außer Frage steht, so werden wir uns doch in naher Zukunft mit der Frage eines neuen Standortes für unser Headquarter beschäftigen müssen. Der Erfolg des Unternehmens bringt ein stetiges Wachstum der Mitarbeiterzahl mit sich. Wir stoßen hier am Standort Eltersdorfer Straße langsam an die Grenzen. Schon einmal haben wir an diesem Standort bei weiter laufendem Betrieb aufgestockt, das will ich niemandem nochmal zumuten. Wir haben uns bereits nach neuen Standorten in der Umgebung des Nürnberger Flughafens umgesehen und werden spätestens zum Jahresbeginn 2016 eine Entscheidung über den Standorteines eines neuen Headquarters treffen.