Elektronik-Chips stecken in jedem Fahrzeug, aus modernen Modellen mit Assistenzsystemen sind sie erst recht nicht mehr wegzudenken. Der Chef der VW-Kernsparte hält die Lieferkrise noch längst nicht für beendet. On-Top spielt natürlich auch Corona noch eine Rolle.
Die Engpässe in der Versorgung wichtiger Elektronik-Teile könnten die Autoindustrie nach Einschätzung von VW-Markenchef Ralf Brandstätter länger beschäftigen. »Ich denke, dass die Situation durchaus noch angespannt bleiben wird«, sagte er der Deutschen-Presse-Agentur. Aufgrund der Knappheit hatten mehrere Autobauer bereits Schichten absagen und die Fertigung drosseln müssen.
Unter Volllast wie vor der Pandemie lief der Betrieb vielerorts aber auch so noch nicht - Hygiene- und Abstandsregeln müssen weiter eingehalten werden. Corona dürfte die Arbeitswelt auch danach prägen, so Brandstätter.
Zur Lage bei den Halbleitern sagte er: »Der Schneesturm in Texas oder Brand bei Renesas in Japan - das sind große Kapazitäten, die für eine bestimmte Zeit nicht produziert haben. Diese Auswirkungen sind in den nächsten Monaten sicherlich noch zu spüren.« Die Beschaffungs-Taskforce des VW-Konzerns befasse sich »rund um die Uhr mit nichts anderem«, es sei »Top-Thema auch auf Vorstandsebene«. Ab Sommer lasse sich eine Entspannung absehen: »Wir gehen davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas ruhiger wird.« In der Fertigung der neuen ID-Reihe fehlten aktuell keine Komponenten.
Wo Schichtausfälle nicht zu vermeiden seien, gehe es in der Regel um spezielle Halbleiter-Teile - »wie zuletzt in Emden, dann können Sie den Passat schlicht und ergreifend nicht bauen.« Bei austauschbaren Teilen setze VW Prioritäten bei ertragsstarken Modellen. »Das wird im Konzern auch abgewogen, wie die Zuteilung erfolgt - sehr transparent, so dass jede Marke weiß, woran sie ist. Wir fahren auf Sicht, man darf auch nicht zu schnell die Nerven verlieren.«
Eine Maßnahme gegen die Versorgungskrise sei es, den Austausch mit Lieferanten zu erhöhen. »Sich in der Lieferkette ein Stück weit zu bevorraten, sicherlich auch.« Forderungen nach mehr deutscher Halbleiter-Produktion könne er verstehen. Brandstätter schränkte aber ein: »Ich denke, es ist eher eine Frage der Kapazität und nicht des Produktionsortes. Wir haben uns alle umgestellt auf digitales Arbeiten, Laptops beschafft, viele Schulen haben nachgerüstet mit Rechnern und Tablets. Da ist natürlich ein Riesenbedarf entstanden.«
VW hatte jüngst seine Einsparziele auch beim Personal konkretisiert. So werden zum Beispiel Angebote für Vorruhestand oder Altersteilzeit ausgeweitet. Insgesamt sollen die Fixkosten bei der Kernmarke bis 2023 um 5 Prozent sinken - im Rahmen bereits bestehender Programme.
»Wir müssen drei Aufgaben parallel bewältigen und gestalten: die Corona-Krise, den größten Umbruch in der Automobilindustrie zu Elektroantrieben und Digitalisierung, und wir haben gemeinsam unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten«, sagte Brandstätter. Teil des nötigen Umbaus sei, »dass wir in der Verwaltung 4000 Arbeitsplätze durch Digitalisierung und Effizienzgewinne abbauen, um gleichzeitig 2000 neue digitale Arbeitsplätze zu schaffen«. Von außen solle bis auf weiteres möglichst wenig neues Personal geholt werden. Auch im Technologiebereich sieht der Manager weiteres Sparpotenzial.