Im Allianz Risiko Barometer 2022 gaben die Befragten aus der Automobilbranche an, dass sie sich weltweit am meisten vor Betriebsunterbrechung fürchten (68 % der Antworten). Die Angst vor Cyber-Vorfällen rangiert auf dem zweiten Platz (53 %). Naturkatastrophen steigt auf Platz drei auf (29 %).
Das Allianz Risiko Barometer 2022 erschien im Januar 2022 zum 11. Mal. An der jährlichen Umfrage, die zum Jahresende 2021 durchgeführt wurde, beteiligten sich diesmal rund 2.650 Experten in 89 Ländern und Territorien, darunter CEOs, Risikomanager, Makler und Versicherungsexperten. Die Zahl der Teilnehmer aus der Luftfahrtindustrie weltweit belief sich auf 73.
»Im Jahr 2021 kam es zu Betriebsunterbrechungen in noch nie dagewesenem Ausmaß, die durch verschiedene Auslöser verursacht wurden. Dieses Jahr verspricht nur eine allmähliche Entspannung der Lage. Der Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen die zahlreichen Ursachen von Betriebsunterbrechungen wird deshalb zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil für Unternehmen«, sagt Jürgen Wiemann, Leiter der Sachversicherung der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) in der Region Zentral- und Osteuropa. »So wurde einer der größten Betriebsunterbrechungsschäden, die die Versicherungswirtschaft in jüngster Zeit zu beklagen hatte, durch einen Brand in einem japanischen Halbleiterwerk ausgelöst, der die Chipnachfrage und Unterbrechung der Lieferkette in der Automobil- und Elektronikbranche verschärfte. Als AGCS beobachten wir als Folge der aktuellen Betriebs- und Lieferketten-Störungen eine wachsende Bereitschaft des Top-Managements, mehr Transparenz in die Lieferketten zu bringen und bisherige Zulieferstrategien zu überdenken. Unternehmen investieren in Werkzeuge und arbeiten mit Daten, um die Risiken besser zu verstehen, Lagerbestände oder Puffer und Redundanzen aufzubauen sowie Notfallpläne für die Geschäftskontinuität zu erstellen.«
Auch die Automobilbranche digitalisiert sich – und damit werden auch die Angriffsflächen für Cyberangriffe größer. Platz 2 im aktuellen Ranking macht diese Gefahr deutlich. Meist steht eine finanzielle Motivation hinter den Attacken. So werden Schwachstellen ausgenutzt, um etwa personenbezogene Daten oder auch Forschungs- und Entwicklungsdaten zu erbeuten. Industriespionage ist ein weltweit sehr ernstzunehmendes Problem in der Automobilbranche. Darüber hinaus sind auch Angriffe auf Zulieferer denkbar, um die Lieferkette zu unterbrechen und Lösegelder zu erpressen. Zum anderen sind auch direkte Angriffe auf Fahrzeuge denkbar. Sicherheitsexperten ist es bereits gelungen, über Remote-Zugänge Autotüren zu entriegeln oder Alarmanlagen auszulösen. Ein Sicherheitsrisiko für Fahrer kann sich ergeben, wenn Schwachstellen den Weg zur Kontrolle über das Fahrzeug freimachen.
Neben Cyber-Vorfällen sind auch Naturkatastrophen zurück auf einem der drei Top-Plätze der Branche. Die Flutkatastrophen in Deutschland und Westeuropa, aber auch Wetterereignisse in den USA oder China lehrten die Autoindustrie, dass sekundäre Gefahren wie Überschwemmungen, Starkregen, Gewitter, Tornados und sogar Winterfrost an Häufigkeit und Schwere zunehmen und Unternehmen wetterfester werden müssen. »Frühere Jahrhundertereignisse könnten in Zukunft häufiger auftreten, auch in Regionen, die in der Vergangenheit als 'sicher' galten. Darauf müssen auch Autohersteller reagieren«, sagt Wiemann.
Risiken aus Feuer und Explosionen (26% der Antworten), sowie die Gefahr von Rückrufen und Qualitätsmängel (18% der Antworten) sind die weiteren Top-Risiken im Ranking.