Wenn man sich die Partnerliste anschaut, fallen ein paar Namen ins Auge, zum Beispiel Renesas, ein wichtiger MCU-Hersteller im Automotive-Segment. Ist die Partnerschaft auf die Übernahme von IDT zurückzuführen oder verspricht sich Renesas selbst Vorteile?
Renesas ist als Hersteller von Prozessoren für ECUs sehr gut positioniert. Aber wenn es um Lidar geht, müssen die Prozessoren auch in der Lage sein, mit den Lidar-Daten etwas anzufangen. Es muss also jemand die Software schreiben, die die Prozessoren dazu in die Lage versetzt. Renesas und wir haben beide einen Vorteil darin gesehen, eine engere Partnerschaft einzugehen, um eine Kompatibilität zwischen Software und Prozessor zu realisieren. Es ist nämlich nicht einfach, Lidar-Software auf einen speziellen Prozessor zu portieren. Da steckt viel Arbeit dahinter und dabei muss natürlich noch ISO 26262 berücksichtigt werden. In der Summe ist also ein signifikantes Investment notwendig, und eine formale Partnerschaft stellt sicher, dass die Belange beider Seiten adressiert werden.
Und wieso taucht dann nur Renesas als Partner auf? Es gibt ja noch andere wichtige Halbleiterhersteller am Automotive-Markt. Anders gefragt: Kann sich das noch ändern?
Ja, klar kann sich das ändern. Wie gesagt, wir sind stets daran interessiert, unser Ökosystem zu erweitern. Aber es muss sich für beide Seiten lohnen, das heißt, dass nicht automatisch jeder Halbleiterhersteller ein potenzieller Partner ist.
Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch mit anderen Halbleiterherstellern zusammenarbeiten, die Beziehungen sind vielleicht nur nicht so eng wie mit Renesas. Aber auch das kann sich ja noch ändern, sodass sich eine Partnerschaft ergibt. Außerdem müssen Sie Folgendes beachten: Das Ökosystem-Programm ist öffentlich, und manche Unternehmen wollen das nicht. Folglich: Die auf unserer Website gelisteten Firmen aus unserem Ökosystem sind nicht die einzigen Partner, die wir haben.
Als Partner für optoelektronische Komponenten sind Osram und Hamamatsu zu finden.
Auch für diese Unternehmen lohnt sich die Partnerschaft, denn damit reduziert sich auch für sie das Risiko und sie erhalten ein breiteres Verständnis davon, was der Markt braucht. Beispiel: Hamamatsu entwickelt Fotodetektoren; woher will er wissen, dass er die richtigen Funktionen integriert, damit die Lidar-Systemhersteller die Komponenten auch kaufen? Natürlich könnte Hamamatsu an den Türen der verschiedenen Systemlieferanten klopfen und fragen, welche Funktionen und Parameter sie benötigen. Der einfachere Weg: Sie arbeiten mit uns zusammen, denn wir haben diese Informationen schon gesammelt. Wir können solche Firmen mit Markt und Anforderungswissen versorgen und ihnen einen diversifizierteren Einblick in den Markt verschaffen.
Das mag für Hamamatsu stimmen, aber Osram ist selbst sehr aktiv im Automotive-Markt und das seit Jahren.
Auch bei Osram stellt sich die Frage, ob es nicht auch für dieses Unternehmen besser ist, mit LeddarTech zusammenzuarbeiten, um zu wissen, welche zukünftigen Anforderungen auf sie zukommen, sei es in der Gehäusetechnik oder hinsichtlich der Integration neuer Funktionen. Auch unter den Herstellern optoelektronischer Komponenten gibt es Wettbewerb, also ist es auch für Osram wichtig, ein möglichst breites Marktverständnis zu besitzen.
Etwas überraschend ist Ansys auf der Partnerliste.
Wie bereits gesagt sind Tools und Software sehr wichtig, einschließlich Simulation, Workflow oder optische Modelle. Für Lidar-Hersteller sind das wichtige Komponenten, dementsprechend ist es auch für unser Ökosystem wichtig. Uns geht es nicht nur darum, Komponenten auf den Markt zu bringen, sondern uns ist es auch wichtig, unseren Kunden all das zur Verfügung zu stellen, das notwendig ist, um eine schnelle Time to Market zu erreichen, also auch Tools, Modelle, Training etc. Tier-Ones sind sehr gut, wenn es um Elektronik geht, sie sind aber keine Lidar-Spezialisten. Folglich: alles was hilft, die Time to Market zu beschleunigen, hilft ihnen.
Ich bin fest überzeugt: Lidar ist keine Technologie, bei der gilt: Einer gewinnt alles. Dazu ist die Technik viel zu komplex. Wir wollen vielmehr sicherstellen, dass über unser Ökosystem die besten Teilbereiche zusammenkommen, und diesen Prozess gilt es zu beschleunigen.