Auto-Ausstattung im Abo

Neue Funktionen und Upgrades im Auto nur noch gegen Geld?

29. Juni 2023, 8:30 Uhr | Irina Hübner
© geralt | pixabay

Wie hoch ist die Bereitschaft, für ein monatliches Abonnement zu bezahlen, um zum Beispiel die Sitzheizung im Auto nutzen zu können? Viele Autobauer versuchen dieses Geschäftsmodell voranzutreiben – meist mit wenig Erfolg. Doch es kommt auch auf den jeweiligen Autohersteller an.

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Laut der Automotive Software Survey 2022 von Aurora Labs wären zwar 44 % der Befragten grundsätzlich bereit, für zusätzliche Fahrzeugfunktionen und -merkmale nach dem Kauf zu bezahlen. Die jüngsten Versuche, neue Funktionen für bestehende Fahrzeuge zu verkaufen, sind jedoch mit gemischten Ergebnissen verbunden. Tesla verkauft nach wie vor erfolgreich seine vollständigen Selbstfahr-Funktionen für satte 15.000 US-Dollar, während BMW mit seinen Plänen, die Sitzheizung als monatliches Abonnement für 18 Dollar zu verkaufen, auf Zurückhaltung gestoßen ist.

Gesetzgeber in New Jersey erwägen sogar ein Verbot für Autohersteller, Abonnementgebühren für neue Funktionen zu erheben, wenn die Hardware bereits im Fahrzeug installiert ist. In Zeiten steigender Verbraucherpreise sei es wichtig, sich vor Geschäftspraktiken zu schützen, die in erster Linie der Steigerung der Unternehmensgewinne dienen. Es bleibt also die Frage, warum Tesla seine Selbstfahrfunktionen erfolgreich verkauft, obwohl die Technologie in jedem Fahrzeug vorhanden ist.

Die öffentliche Wahrnehmung verschiedener Autohersteller

Diese Diskrepanz könnte durch die Art und Weise erklärt werden, wie die Öffentlichkeit verschiedene Autohersteller wahrnimmt. Tesla und andere Hersteller von Software Defined Electric Vehicles bewerben ihre Fahrzeuge als Plattform für E-Mobilitätsdienste.

Bei etablierten Autoherstellern wie zum Beispiel BMW jedoch sind Fahrzeuge in den Augen vieler Menschen traditionelle Mobilitätsgeräte, bei denen Abonnements und Zusatzleistungen nur als Taktik angesehen werden, um mehr Geld vom Kunden zu bekommen.

Neue EV-Hersteller werden nicht als traditionelle Autohersteller gesehen. Deshalb rechnen die Menschen damit, dass sie anders agieren und die Software in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Hinzu kommt, dass Marken wie Tesla tendenziell einen anderen Markt ansprechen – einen Markt, dem Abo-basierte Preismodelle nicht fremd sind, da ein Großteil der Tech-Industrie auf diese Weise arbeitet.

Fokus auf autonome Fahrfunktionen und Komfort

Damit Automobilhersteller die Transformation vom Hardware-Hersteller zum Anbieter einer digitalen Plattform erfolgreich schaffen können, müssen sie sich überlegen, wie sie kommunizieren und ihre Angebote bereitstellen. Anstatt sich auf das Fahrerlebnis zu konzentrieren, sollten sie sich auf autonome Fahrfunktionen konzentrieren. Anstatt sich auf die Motorleistung zu konzentrieren, sollten sie den Wert, die Sicherheit und den Komfort ihrer Mobilitätsplattformen klar vermitteln.

Autohersteller, denen dies gelingt, werden in der Lage sein, einen Aufpreis zu verlangen, entweder im Voraus oder als Teil eines zusätzlichen Abonnements.

Benutzer-Erfahrung ist alles

Ein weiterer Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, ist der Bereitstellungsmechanismus für die Upgrades. Over-the-Air-Updates (OTA) können zwar bequemer sein als herkömmliche Update-Methoden, aber es besteht die Gefahr, dass sie das Nutzererlebnis beeinträchtigen, wenn sie nicht korrekt durchgeführt werden. Derzeit ersetzen OTA-Updates den Besuch eines Autohauses für die Wartung. Updates, die eine Stunde für die Ausführung benötigen, anstelle eines vier- bis sechsstündigen Besuchs in der Werkstatt werden als attraktiv empfunden.
 
Für die Bereitstellung von Fahrzeugfunktionen, die über das Infotainmentsystem erworben werden, ist es jedoch keine akzeptable Benutzererfahrung, wenn das Fahrzeug eine Stunde lang unbenutzbar ist, während das Update heruntergeladen und installiert wird.

Auf die Frage, wie lange sie bereit wären, während eines OTA-Updates auf Fahrzeugfunktionen zu verzichten, antworteten 70 % der Umfrageteilnehmer: »gar nicht« oder »höchstens 10 Minuten«. Denn die Autofahrer erwarten, dass das Aktualisieren so schnell geht wie bei den Apps auf Smartphones oder Computern.

Fehlerbehebungen müssen automatisch erfolgen

Darüber hinaus gaben 75 % der für die Automotive Software Survey von Aurora Befragten an, dass sie sich wünschen, dass Fehlerbehebungen und Cybersicherheits-Patches automatisch und ohne jegliche Interaktion des Benutzers installiert werden.

Automobilhersteller, die dieses Erlebnis bei neuen Funktionen und Updates bieten können, werden in der Lage sein, zusätzliche Kosten besser zu rechtfertigen. Mit einer Benutzererfahrung, die sich schnell, hochtechnologisch und nahtlos anfühlt, können die etablierten Automobilhersteller die öffentliche Wahrnehmung beim Übergang zu digitalen Plattformanbietern ändern.

Künstliche Intelligenz als Retter in der Not

Um zu digitalen Plattformanbietern zu werden, müssen die Automobilhersteller eine neue Software-Update-Technologie einführen. Der Einsatz fortschrittlicher KI-basierter Tools wird es ihnen ermöglichen, Änderungen im Code während des Entwicklungsprozesses zu analysieren, um den Software-Lebenszyklus von der Entwicklung bis zur Auslieferung agil zu gestalten. Dies wiederum wird es ihnen ermöglichen, ihre Software jederzeit und überall nahtlos zu aktualisieren und den Nutzern Mobilitätsdienste zu bieten, die sich an ihre Bedürfnisse anpassen und immer besser werden.

Um den Übergang von Hardware-Anbietern zu einer digitalen Plattform zu schaffen, müssen die etablierten Automobilhersteller ihre Herausforderungen mit Hilfe von Technologie lösen und gleichzeitig die Probleme ihrer Kunden angehen. Sobald sich die öffentliche Wahrnehmung ändert und die Menschen verstehen, wie sich die Automobilwelt entwickelt, wird es für die Hersteller möglich sein, ihren Wert als Anbieter von Mobilitätserfahrungen auf eine Weise zu kommunizieren, die wiederkehrende Preismodelle wie Abonnements unterstützt.


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