Für das laufende Jahr prognostiziert die jüngste Bitkom-Studie vom April 2017 einen Umsatz mit Industrie 4.0-Lösungen von 5,9 Mrd. Euro. Im nächsten Jahr sollen es 7,2 Mrd. Euro sein.
Damit die deutsche Wirtschaft weiterhin der primäre Profiteur dieser Entwicklung bleibt, will die Plattform Industrie 4.0 den Mittelstand stärker bei der Umsetzung der digitalen Produktion unterstützen.
Als ersten Punkt auf der Zehn-Punkte-Agenda findet sich die Einrichtung eines neuen »Transfer-Netzwerkes Industrie 4.0« für KMU. Über diesen Zusammenschluss soll eine Struktur geschaffen werden, um Verbände wie den ZVEI mit Testzentren, Förderprogrammen (z.B. des BMBF), sogenannten Mittelstand 4.0 Kompetenzzentren (wie das BMWi) und der Plattform Industrie 4.0 zu verbinden. Aus deren gemeinsamer Feder sollen dann »handhabbare Module und zielgruppenorientierte Angebote für KMU bereitgestellt« werden.
Auch bei der nationalen und internationalen Standardisierungsarbeit sieht die Handlungsempfehlung vor, die Interessen der deutschen KMU stärker in die Gremienarbeit einzubringen (Punkt 3). Die Basis für die internationalen Verhandlungen über Standards und Normen bleibt für diese Arbeit – wenig überraschend – weiterhin das Referenzarchitekturmodell RAMI 4.0.
Punkt 5 der Agenda spricht eines der großen Probleme bei der Umsetzung von Industrie 4.0 an: die IT-Sicherheit. Die Unternehmen, so die Forderung, müssen ihre kritischen Systeme, Anlagen und Werte zunächst einmal kennen, um sie dann unter dem Aspekt der IT-Sicherheit zu bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen zu implementieren.
Bemerkenswert an diesem Punkt ist, dass ein eigentlich grundlegender Aspekt für die Umsetzung von IT-Sicherheit als Forderung in einem Dokument auftaucht, an dem auch zahlreiche Vertreter der deutschen Industrie mitgewirkt haben und das sich selbst als »ein wichtiges Zwischenergebnis nach zwei Jahren der Zusammenarbeit« ausweist. Es zeigt, dass die IT-Sicherheit in den deutschen Unternehmen lange vernachlässigt wurde. Und dieser Umgang entpuppt sich nun nicht als ein cleverer Verzicht auf eine ohnehin teure und wenig nutzbringende Maßnahme, sondern als eine Altlast. Sie gilt es zu beseitigen, damit die neuen Geschäftsmodelle, die aus der digitalisierten Produktion hervorwachsen sollen, nicht auf (IT-)unsicheren Füßen stehen.