Mit Smart Home und der darüber hinausgehenden Vernetzung ganzer Gebäude und Viertel dringt das IoT zunehmend in den privaten Lebensraum vor. Um diese sensiblen Bereiche besser zu schützen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung jetzt das Projekt SHIQ ins Leben gerufen.
Die Digitalisierung schreitet auch im Wohnbereich mit großen Schritten voran. So schaffen Immobilien mit Smart-Home-Geräten und eng vernetzte Quartiere eine neue Wohn- und Lebensqualität. Zugleich erhöhen sich damit einhergehend die Sicherheitsanforderungen an die in der Privatsphäre der Nutzenden eingesetzten Internet-Of-Things(IoT)-Systeme.
Zur nachhaltigen Verbesserung der entsprechenden Absicherung hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Förderprojekt »Sichere heterogene IoT-Systeme in Immobilien und Quartieren« (SHIQ) gestartet. Dessen branchenübergreifendes Konsortium, darunter Forschungseinrichtungen wie die Technische Hochschule Augsburg und Unternehmen wie Ingenics Digital, will mit seiner Arbeit einen ganzheitlichen Beitrag für das smarte Wohnen von morgen leisten. Durch die Erhöhung der IT-Sicherheit in intelligenten Immobilien und Quartieren sollen im Bau- und Immobiliensektor langfristig neue Standards in der sicheren Gebäudesteuerung und dem Schutz der Privatsphäre von Bewohnern geschaffen werden.
Smarte Immobilien und Quartiere bringen eine deutliche Verbesserung des Wohn- und Lebenskomforts mit sich. In intelligenten Quartieren wird Wohnen mit weiteren zentralen Lebensbereichen wie Arbeiten und Freizeit verbunden. Dadurch entstehen vernetzte Ökosysteme, in denen nicht nur die eigene Wohnung per App gesteuert werden kann, sondern auch Shared Spaces wie zeitlich begrenzt anmietbare Büroräume oder gemeinschaftlich genutzte Fitnessräume.
Durch die moderne Vernetzung in Immobilien und Quartieren sind jedoch die digitale Sicherheit und Privatsphäre der Bewohner neuen Risiken ausgesetzt: Sowohl durch Sensoren in Kamera- und Mikrofonsystemen als auch durch die von Smart-Home-Geräten erhobenen Daten können Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten der Nutzenden gezogen werden. Zudem bietet die digitale Steuerung von Smart-Home-Geräten wie Backöfen oder Schließanlagen neue Angriffsflächen, die mit dem Risiko von Schäden wie Brand oder Einbruch einhergehen können.
Um den genannten Gefahren zu begegnen, muss die Sicherheit von IoT-Systemen im Wohnbereich innerhalb ihres gesamten Lebenszyklus sichergestellt werden. Dies stellt aufgrund der langen Lebensdauer von Gebäuden eine große Herausforderung dar. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, der neben der Entwicklung auch die Produktion und den Betrieb miteinbezieht. Das Verbundprojekt setzt sich hierzu einerseits mit den einzelnen Lebenszyklusphasen von Smart-Home-Geräten auseinander und möchte andererseits sicherheitsrelevante Abhängigkeiten und Schnittstellen im Lebenszyklus identifizieren. Dadurch sollen Synergien gefunden werden, die es auf effiziente Art und Weise ermöglichen, Sicherheit und Vertrauen über den gesamten Lebenszyklus herzustellen.
Besonderes Augenmerk richtet das Verbundprojekt dabei auf teilautomatisierte Security-Tests von IoT-Systemen während der Entwicklung, die Bereitstellung von Firmware und sicheren Identitäten in einer geschützten Produktionsumgebung sowie die Gewährleistung eines fehlerfreien und vertrauenswürdigen Betriebs mittels sicherer Gebäudeinfrastrukturen für Security-Updates und Security-Monitoring.
Die Drees & Sommer SE übernimmt die Konsortialführung und bringt als auf Bau und Immobilien spezialisiertes Beratungsunternehmen langjährige Erfahrung aus Smart-Living-Wohnprojekten und Quartiersentwicklungen mit. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC übernimmt die wissenschaftliche Koordination des Projekts. Die Ingenics Digital GmbH untersucht für das Projekt den Einsatz von Methoden und Werkzeugen zur Absicherung der Softwarelieferkette bis in den Betrieb, insbesondere unter dem Aspekt multilateraler Entwicklungsarbeit mit dem Ziel, einen vertrauenswürdigen Austausch von digitalen Artefakten zu ermöglichen und Einstiegshürden durch die Bereitstellung von Blaupausen zu senken. Weitere Projektpartner sind: BMK professional electronics GmbH, BSH Hausgeräte GmbH, Fakultät für Architektur und Bauwesen der Technischen Hochschule Augsburg, Institut für innovative Sicherheit der Technischen Hochschule Augsburg (THA_innos), seele GmbH.
Ziel des Verbundprojekts ist es, branchenübergreifende Impulse für die Verfügbarkeit von sicheren und vertrauenswürdigen IoT-Systemen im Wohnbereich zu setzen. Es wird durch das Bundesministerium mit 3,5 Millionen Euro gefördert und läuft bis November 2026.