Welche Merkmale umfasst die Grundausstattung der RevPi-Core-Module?
Krebs: Beide Versionen bieten 4 GB eMMC-Flash-Speicher und eine Realtime-Clock mit 24-Stunden-Pufferung über einen wartungsfreien Kondensator. Folgende Schnittstellen sind vorhanden: 2 x USB 2.0, Micro-USB, Micro-HDMI, 10/100-Mbit/s-Ethernet über RJ45 sowie die obenliegenden Steckverbinder für die Anbindung der Erweiterungsmodule. Software-seitig haben die RevPi-Core-Module bereits Modbus-TCP oder -RTU-Master- und Slave-Fähigkeiten. Die weit verbreiteten M2M-Protokolle MQTT und OPC UA sind ebenfalls integriert.
Inwieweit eignet sich der Revolution Pi für Predictive Maintenance?
Krebs: Predictive Maintenance ist beispielsweise mit der Open-Source-Bildverarbeitungs-Software OpenCV möglich, die ebenfalls auf Github bereitsteht, oder auch mit Sensorik für andere Messgrößen. Die Daten lassen sich dann in die Cloud oder ins ERP-System übertragen.
Wie ist es um die Echtzeitfähigkeit des Revolution Pi bestellt?
Krebs: Geeignet ist der Revolution Pi für fast alle Anwendungen außer Motion Control – bei extrem kurzen Zykluszeiten ist die auf dem Raspberry Pi beruhende Hardware überfordert.
Inwieweit eignet sich der Revolution Pi für mobile Anwendungen?
Krebs: Mit Einschränkungen eignet er sich auch für Applikationen wie Fahrzeuge, Züge und mobile Arbeitsmaschinen, sofern er die Anforderungen der Umgebung erfüllt und ein Schaltschrank vorhanden ist. Das Hauptproblem sind hier Normen, wie sie etwa bei der Bahn einzuhalten sind. Bei der Entwicklung des Revolution Pi haben wir uns auf die Norm EN 61131-2 konzentriert, die für speicherprogrammierbare Steuerungen zuständig ist.
Auf der SPS IPC Drives 2017 gab es beim Revolution Pi ein paar Neuerungen zu sehen. Worum handelt es sich dabei?
Krebs: Neu zur SPS IPC Drives 2017 waren die Versionen »RevPi Connect« und »RevPi Compact«. Der RevPi Connect umfasst außer dem RevPi-Core-3-Modul eine zweite Platine mit einer weiteren Ethernet-Schnittstelle und einer 4-poligen RS-485-Schnittstelle für Modbus. Seine zwei Ethernet-Buchsen ermöglichen dem RevPi Connect, zeitgleich im Automatisierungsnetz und im IT-Netz eingebunden zu sein, um als IIoT-Gateway beispielsweise Maschinendaten aus dem Shop-Floor in die Cloud oder ein übergeordnetes IT-System zu senden. Der RevPi Compact ist eine nichtmodulare Kleinsteuerung, die unter anderem Digital- und Analog-I/Os schon integriert hat. Darüber hinaus werden nach und nach weitere Funkmodule für den Revolution Pi erscheinen. Neu ist auch die Software-Schnittstelle RevPi 7 zu Simatic-S7-Steuerungen von Siemens. Nutzen lässt sich die Schnittstelle mit allen S7-Geräten mit Profinet-Connectivity.
Interessieren sich auch größere Automatisierungstechnik-Hersteller für den Revolution Pi als potenziellen Bestandteil ihrer Systeme?
Kunschert: Ja, wir sind in Gesprächen. Es kommt natürlich immer darauf an, wie der Revolution Pi in deren Automatisierungssysteme hineinpasst. Generell hat es sich aber gezeigt, dass die klassischen Steuerungshersteller eher Angst davor haben, für ihr traditionelles SPS-Konzept etwas zu verlieren, und sich deshalb zurückhalten. Viele Anfragen bekommen wir dagegen von Maschinenherstellern, die ihre Maschinen mit IIoT-Fähigkeit ausstatten wollen.
Die Maker-Szene ist stark mit dem Raspberry Pi verknüpft. Inwieweit interessiert sie sich für den Revolution Pi?
Kunschert: Maker, die ein möglichst professionelles Gerät brauchen, greifen durchaus auch zum Revolution Pi. Wer aus der Maker-Szene kommt und den Raspberry Pi kennt, gewinnt zum Revolution Pi leicht Zugang. Die meisten Kunden des Revolution Pi stammen aber aus der Industrie.
Die ersten Produkte von Kunbus waren im Jahr 2008 Embedded-Module für die industrielle Kommunikation. Welchen Stellenwert hat diese Sparte heute noch für das Unternehmen?
Kunschert: Die industrielle Kommunikation mit den von Ihnen erwähnten Embedded-Modulen und Busanalyse-Modulen bildet nach wie vor das Hauptgeschäft, den Nukleus des Unternehmens. Den Revolution Pi sehen wir als eine Weiterentwicklung, mit der wir die Chance ergreifen, die Kommunikation vom Sensor bis zur Cloud im IIoT und das Edge-Computing abzudecken. Vorgestellt haben wir den Revolution Pi auf der SPS IPC Drives 2016, aber schon jetzt beschränken sich die Anfragen nicht auf Deutschland und Europa, sondern kommen aus der ganzen Welt. Der erste Serienkunde kam aus Kanada – die Community, in der sich Entwickler untereinander austauschen, macht’s möglich.