Coincheck hat offenbar auf elementare Sicherheitsvorkehrungen verzichtet. Die FSA überprüft nun alle Kryptobörsen des Landes.
Coincheck hat laut der japanischen Financial Services Agency (FSA) die Ursachen des Raubes der Kryptowährung NEM noch nicht ausreichend analysiert und noch keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um eine Wiederholung des Falles auszuschließen. Wie Finanzminister Taro Aso vor einem Unterhausausschuss erklärte, hätte den Sicherheitsmaßnahmen grundlegende Sicherheitskenntnisse und gesunden Menschenversand vermissen lassen. Die FSA hat Coincheck eine Frist bis zum 13. Februar gesetzt. Bis dann soll das Unternehmen einen Plan für künftiges Risikomanagement vorlegen und aufzeigen, wie es derartige Hackerangriffe künftig abzuwehren gedenkt. Die Polizei ermittelt ebenfalls in dem Fall und will feststellen, ob Coincheck gegen bestehende Gesetzte verstoßen habe.
Im April hatte die Regierung noch unter dem Eindruck des Hackerangriffs auf Mt. Gox von 2014, als Diebe Bitcoins im Wert von 460 Mio. Dollar haben mitgehen lassen, ein Gesetz verabschiedet, nach dem sich Kryptowährungsbörsen in Japan registrieren lassen müssen. Das habe laut Nikkei Asain Review aber dazu geführt, dass sich Investoren in falscher Sicherheit gewiegt und sich die Schleusen für Spekulationsgeschäfte erst recht weit geöffnet hätten.
Offenbar hatte Coincheck den Sicherheitsvorkehrungen keine hohe Priorität eingeräumt. Wichtiger schien es zu sein, den Handel für die Kunden einfach zu gestalten und möglichst viele neue Kunden zu gewinnen. In dieser Hinsicht dürfte Coincheck, die jetzt für die ganze Branche am Pranger steht, kein Einzelfall gewesen sein.
Kryptowährungsbörsen werden überprüft
Deshalb führt die FSA eine Untersuchung aller Kryptowährungsbörsen durch und will ermitteln, welche Sicherheitsmaßnahmen dort getroffen wurden und welcher Schutz aktuell besteht. Insbesondere achtet sie darauf, dass die Konten der Anleger von Kryptowährungen als sogenannte »Cold Wallets« geführt werden, die keinen Zugang zum Internet haben und sich von außen nicht hacken lassen. Nur die »Hot-Wallet«-Konten, von denen aus der Handel stattfindet, dürfen über Zugang zum Internet verfügen. Auch ob Multi-Signature-Security-Systems Einsatz finden und ob die Einlagen der Kunden getrennt von den eigenen Geschäften geführt werden, überprüft die FSA.
Die großen Kryptowährungbörsen in Tokio wie bitFlyer und Bitbank haben unter dem Druck der Ereignisse bereits zusätzliche Vorkehrungen ergriffen und wollen zumindest sicherstellen, dass die genannten Schutzmaßnahmen bestehen.
Ursprünglich wollte die japanische Regierung wollte die Kryptowährungsbörsen nicht all zu scharfen Regulierungen unterwerfen, weil Innovationen gefördert und die Verbreitung nützlicher Techniken nicht behindert werden sollte. Die FSA steht nun vor der Aufgabe, das richtige Gleichgewicht zwischen Verbraucherschutz und strengeren Regulierungen zu finden.