Der Kryptowährungsbörse Coincheck sind 534 Mio. Dollar (58 Mrd. Yen) gestohlen worden.
Am vergangenen Freitag wurden NEM-Coins – eine virtuelle Währung, die unter anderem an der Börse Coincheck in Tokio gehandelt wurde – aus dem digitalen Safe von Coincheck gestohlen. Coincheck hatte den Einbruch um 11 Uhr vormittags bemerkt und daraufhin alle Abhebevorgänge in allen Währungen mit Ausnahme von Bitcoin unterbunden. Ob und wie Kunden entschädigt werden können, prüft die Börse derzeit. Am Samstag sah es so aus, als ob Coincheck nicht in der Lage sei, die leergeräumten Konten aufzufüllen.
Coincheck hatte den Diebstahl umgehend der Financial Services Agency von Japan (FSA) sowie der Polizei gemeldet und drängt alle Teilnehmer, den Peer-to-Peer-Handel von NEM-Coins einzustellen. Wie viele Kunden betroffen sind und welche Auswirkungen der Hacker-Angriff auf die eigenen Finanzen hat, untersucht Coincheck gerade.
Die Börse hat die NEM-Konten auf Systemen verwaltet, die an das Internet angebunden waren. Laut Coincheck hätte das Unternehmen alle denkbaren Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Offenbar muss es aber doch eine Sicherheitslücke gegeben haben, so dass Angreifer von außen die NEM-Konten plündern konnten.
Nikkei Asian Review zitiert Lon Wong, den President der NEM.io Foundation mit einer Twittermeldung, nach der die Foundation alles tun werde, um zu helfen.
Neben der ebenfalls in Tokio ansässigen bitFlyer zählt Coincheck zu den führenden Börsen für Kryptowährungen. Sie bietet eine große Vielfalt an diesen Währungen zum Handel an. Selber schweigt sich die Börse darüber aus, wieviel Geld sie verwaltet, Insider sprechen von Hunderten von Milliarden Yen auf Kundenkonten.
Seit April 2017 müssen Börsen für Kryptowährungen in Japan an der FSA registriert sein und die Kundenkonten getrennt von den eigenen Einlagen verwalten. Ein Drittel der Kryptowährungsbörsen in Japan hatten damals lieber aufgegeben als die Investitionen zu tätigen, die nötig gewasen wären, um den Regeln folgen zu können. Coincheck hatte sich zur Registrierung angemeldet, befindet sich derzeit aber noch in der Prüfungsphase. Die Kryptowährungsbörse wurde 2012 gegründet und beschäftigt aktuell 71 Mitarbeiter. Sie ist in dem Tokioter Stadtteil Shibuya ansässig.
Erinnerungen an den Bitcoin-Diebstahl 2014
Die Regulierungen in Japan war die Reaktion der Regierung auf den Zusammenbruch der Bitcoin-Börse Mt. Gox im Jahr 2014. Der damals größten Kryptowährungsbörse der Welt waren 460 Mio. Dollar gestohlen worden. Ob sich andere Börsen die Lehren aus diesem Diebstahl zu Herzen genommen haben, bleibt zweifelhaft. Laut Takenori Kiuchi, einem Cybersecurity-Experten von NRI Secure Technologies, den Nikkei Asian Review zitiert, hätten viele Börsen die Sicherheitsaspekte eher nachlässig behandelt, während sie für Werbung um neue Kunden mit Prominenten im Fernsehen viel Geld ausgegeben haben, darunter auch Coincheck.
40 Prozent des weltweiten Handels mit Bitcoin wird in Yen ausgeführt. Rund 1 Million Japaner verfügten in der zweiten Jahreshälfte 2017 über ein Bitcoin-Konto. Kürzlich dürfte die Zahl 1,5 Mio. überstiegen haben.
Angriffe auf Kryptowährungsbörsen sind nichts Neues. Nordkorea wird verdächtigt, hinter den Angriffen auf 10 solcher Börsen in Südkorea zu stecken. Nach einem Angriff im Dezember verlor die die südkoreanische Youbit 20 Prozent ihrer Reserven, die Mutter Yapian musste Insolvenz anmelden.
Insgesamt gab sich Japan den Kryptowährungen gegenüber bisher sehr aufgeschlossen, es gibt – verglichen mit anderen asiatischen Ländern wie etwa Südkorea und China – relativ wenig staatliche Regulierungen. Deshalb hat sich Japan in den letzten Monaten zum Mekka für Kryptowährungen entwickelt. Wer mit diesen Währungen experimentieren will, kann dies in Japan freier tun als in anderen Ländern. Ein für Innovationen auf diesem Gebiet freundliches Klima zu schaffen, steckt denn auch hinter der Strategie der japanischen Regierung.