Ein Bauer braucht den »Kuhblick« und schnelles Internet. Christian Vedder hat beides. Der ständig prüfende Blick des Bauern auf seine Tiere beruht auf Erfahrung und Gespür. Vedder sieht sofort, ob eine seiner 168 Milchkühe krank ist oder lahmt. Eine Maschine kann das nach Meinung des 57-Jährigen nicht ersetzen. Seit 500 Jahren betreibt die Familie Landwirtschaft im Sauerland.
Schnelles Internet braucht Vedder für seinen neuen Hightech-Stall, den er Ende vergangenen Jahres zusammen mit seinem Sohn Hendrik in Betrieb genommen hat. Die hochmoderne Anlage überwacht die Daten zu Milchleistung und Gesundheitszustand jedes Tieres rund um die Uhr – auch wenn niemand im Stall ist. Per SMS schickt der Computer umgehend einen Alarm, sobald etwas nicht in Ordnung ist.
Rund eine Million Euro hat die neue Anlage gekostet. Vedder hat sich trotz ständig unsicherer Milchpreise für die riesige Investition und damit für die Fortführung der Familientradition durch den 27-jährigen Hendrik entschieden. Eine Alternative dazu hat er nicht gesehen. »500 Jahre wirft man nicht einfach weg«, sagt er.
Der Mensch stört eher das liebe Vieh
Ein Melkroboter nimmt nun einen großen Teil der Arbeit im Stall ab, bald soll auch eine Maschine den Mist automatisch beiseiteschieben. Die Arbeitsersparnis ist ein entscheidender Vorteil für den Milchbauern in Zeiten zunehmend knapper werdender Arbeitskräfte auf dem Land. Geduldig stehen die Tiere vor der Maschine an, die ihnen während des Melkvorgangs auch gleich eine individuell abgestimmte Portion Kraftfutter serviert. Der Computer entscheidet jeweils, wer als nächstes dran ist. Besonders entspannt seien die Tiere, wenn sie mit der Maschine allein seien, berichtet Vedder.
Der Landwirt könnte seine Arbeit vom Sofa oder Schreibtisch aus erledigen. Stattdessen hat er seine Kühe lieber weiter selbst im Auge. »Der Blick des Menschen ist unersetzbar«, meint Jutta Weiß vom Bundesverband der deutschen Milchviehhalter. Doch der Trend zur Digitalisierung ist längst nicht mehr zu stoppen.