Zu einem der bekanntesten Gesichter der Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) ist seit seiner Vorstellung auf der Hannover Messe 2015 der kompakte Zweiarm-Roboter »YuMi« von ABB geworden. Und auch auf der Automatica 2016 sorgte er einmal mehr für reges Interesse. Der 35 Kilo Roboter erkennt und greift Kleinteile, kann sie mit maximal 1,5 m/s bewegen dabei bis auf 0,02 mm genau positionieren, um beispielsweise eine Mutter auf ein Schraubgewinde zu drehen. Das vorbearbeitete Teil geht für die weiteren Prozessschritte zu einem Mitarbeiter, der ohne bauliche Sicherheitsmaßnahmen sprichwörtlich Hand-in-Hand mit dem »YuMi« zusammenarbeiten kann.
Für den Innovationscharakter und die erfolgreiche Kommerzialisierung des »YuMi« erhielt ABB kürzlich die Auszeichnung für Innovation & Entrepreneurship in Robotics and Automation (IERA Award), die seit 2005 von der IEEE Robotics and Automation Society und der International Federation of Robotics (IFR) verliehen wird. Aktuell arbeitet ABB daran, auch seine größeren Modelle mit zusätzlichen Sicherheitsfunktionen auszustatten, damit Kunden sie als kollaborative Roboter einsetzen können.
Einen weiteren Schwerpunkt in der Produktentwicklung setzt ABB auf die Datenerfassung seiner Roboter und die Software zur Datenaufbereitung. »Aktuell sind 5000 unserer im Einsatz befindlichen Roboter vernetzt und wir sind jetzt so weit, dass jeder weitere verkaufte Roboter IoT-fähig ist«, erklärte Steven Wyatt, Verkaufs- und Marketingleiter von ABB Robotics. Das Ziel hinter dem Entwicklungsaufwand sind neue Dienstleistungs- Geschäftsmodelle in Form von der vorausschauenden Wartung und der Zustandsüberwachung von Industrierobotern. Zugriff auf die Daten und Trend-Analysen gibt es über die Web-Applikation MyRobot.
Wie die Robert Bosch GmbH mit ihrem mobilen Apas-Assistenten hat auch Kuka mit seinem »KMR iiwa« einen kollaborativen Fertigungsroboter auf ein mobiles und autonom navigierendes Transportfahrzeug montiert.
In Zukunft würden, laut dem Augsburger Roboterhersteller, fest montierte Fertigungsroboter den Anforderungen an die Produktion nicht mehr genügen und müssten gegen mobile und kollaborativ einsetzbare Robotersysteme ausgetauscht bzw. mit solchen Systemen ergänzt werden.
Das Sortiment an zur Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) fähigen Industrierobotern beschränkt sich bei Kuka bisher auf die iiwa-Serie (Intelligent Industrial Work Assistant), wird aktuell aber ausgeweitet. Im Rahmen einer Konzeptstudie wurde in den Robotersockel eines KR Agilus Fertigungsroboters ein Kraftmomentsensor integriert. Der so entstandene KR Agilus Cobot erkennt Kollisionen mit dem Menschen, kann sensitive Aufgaben durchführen und durch freie Handführung eingelernt werden. Die Erkennung der Handbewegung erfolgt über eine Berechnung der Positions- und lastabhängigen Motorströme, die den Roboter gerade in der Schwebe halten. Wirkt durch die Handführung eine zusätzliche Kraft auf den in der Schwebe befindlichen Teil des Roboterarms, führt der KR Agilus Cobot in Richtung dieser Kraft eine Eigenbewegung aus.