Mobile Stromspeicher

Neue Ladetechnologie macht Elektroautos zu Batterien auf Rädern

1. August 2023, 11:16 Uhr | Kathrin Veigel
Bidirektionales Laden macht's möglich: In Zeiten, in denen keine Wind- oder Solarenergie produziert wird, können Elektrofahrzeuge nach Bedarf wieder entladen werden.
© aapsky/Adobe Stock

Durch bidirektionales Laden werden E-Autos zu mobilen Stromspeichern und tragen so zur Flexibilisierung des Energiesystems bei. Damit ein solches Laden massentauglich wird, erforscht ein Konsortium unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts IAF im Projekt »GaN4EmoBiL« innovative Ladetechnologien.

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Durch bidirektionales Laden können Elektroautos mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen und in Zeiten, in denen keine Wind- oder Solarenergie produziert wird, nach Bedarf wieder entladen werden. Verbraucher könnten diesen Strom für andere elektrische Geräte nutzen oder an das Stromnetz abgeben und somit zur Energiesicherheit beitragen.

Bisherige technologische Ansätze werden den Ansprüchen an Kosten und Effizienz jedoch nicht gerecht. Es fehlt an intelligenten und kostengünstigen bidirektionalen Ladesystemen, um Batterien, Netz, lokale Erzeuger und Verbraucher mit hohem Wirkungsgrad und hoher Leistungsdichte zu verbinden.

Forschungsprojekt »GaN4EmoBiL« gestartet

Dieser Herausforderung haben sich nun das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF, die Universität Stuttgart, Robert Bosch und Ambibox im kürzlich gestarteten Forschungsprojekt »GaN4EmoBiL – GaN-Leistungshalbleiter für Elektromobilität und Systemintegration durch bidirektionales Laden« angenommen. Ziel des Konsortiums ist es, mit neuen Halbleiterbauelementen, Bauteilkonzepten und Systemkomponenten ein intelligentes und kostengünstiges bidirektionales Ladesystem zu demonstrieren.

»Unser Vorhaben soll Batterien, erneuerbare Energien und elektrische Verbraucher wirtschaftlich und flexibel verbinden. Durch bidirektionale Ladelösungen tragen die bisher ungenutzten Batterien parkender Elektrofahrzeuge zukünftig stärker zur Flexibilisierung des Energiesystems und Vermeidung von CO2-Emissionen bei«, erklärt Dr. Stefan Mönch, Forscher im Bereich Leistungselektronik am Fraunhofer IAF und Projektkoordinator von »GaN4EmoBiL«.

Bisherige Lösungen sind teuer, ineffizient oder zu komplex

Erste bidirektionale DC-Wallboxen mittlerer Leistung für Batterien bis 800 V nutzen bisher Leistungshalbleiter-Bauelemente, die für diese Anwendung noch nicht optimal sind: Sie sind entweder effizient, aber teuer (Siliziumkarbid) oder kostengünstig und dafür weniger effizient (Silizium). Heute verfügbare 650-V-Transistoren aus Galliumnitrid auf Silizium (GaN-on-Si) sind zwar kostengünstig und effizient, erfordern aber eine komplexe Schaltung, da die Spannungsfestigkeit nicht ausreicht.

Um möglichst viele Batterien bidirektional zu integrieren, müssen Kosten, Effizienz und die Kompaktheit der Ladelösungen deutlich verbessert werden. Dafür erforschen die Projektpartner von »GaN4EmoBiL« im ersten Schritt neue Halbleiterlösungen. Sie wollen eine neue kostengünstige GaN-Technologie auf alternativen Substraten (beispielsweise Saphir) realisieren, die preiswerte und effiziente 1.200-V-Transistoren ermöglicht. Darauf aufbauend entwickeln sie neue Systemkomponenten (bidirektionales Ladekabel und Ladegerät) und untersuchen ihre Zuverlässigkeit für stark erhöhte Betriebsdauern.

Am Ende des Projekts sollen Demonstratoren die Forschungs- und Entwicklungslücke füllen, die momentan im Spannungsfeld zwischen Kosten, Effizienz, Kompaktheit, Funktionalität, Leistungsklasse und Spannungsklasse (800-V-Batterien) existiert. Darüber hinaus strebt das Konsortium die Förderung des Wissenstransfers zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Industrie, die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Sicherung des nationalen Know-hows im Bereich Elektromobilität an. 


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