IW-Ökonomen zeigen anhand von Daten des sozioökonomischen Panels, dass Beschäftigte, die KI intensiv nutzen, im Durchschnitt ein deutlich höheres Gehalt aufweisen als solche, die KI selten oder gar nicht anwenden. Sorgen bereitet, ob berufliche Qualifikationen ihren Wert behalten.
In ihrer Studie „Künstliche Intelligenz – Bessere Entlohnung durch Produktivitätsbooster?“ haben Jan Büchel und Roschan Monsef die Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt und die Entlohnung der Beschäftigten in Deutschland untersucht.
Laut Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) arbeiteten 2020 etwa 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland mit KI-Anwendungen. Diese Beschäftigten sind häufig männlich, zwischen 18 und 44 Jahre alt und verfügen meist über einen Meister-, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss.
KI-Beschäftigte äußern seltener Sorgen, mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten zu können, sind jedoch häufiger besorgt, dass ihre beruflichen Qualifikationen an Wert verlieren könnten.
Laut der Studie sind die Bruttostundenlöhne von KI-Beschäftigten durchschnittlich um 4 Prozent höher sind als die von Beschäftigten ohne KI-Nutzung. Dieser positive Lohneffekt tritt unabhängig von der Intensität der KI-Nutzung auf. Im Gegensatz zu früheren technologischen Neuerungen, die vor allem hochqualifizierte Arbeitskräfte begünstigten, profitieren von der KI-Nutzung Beschäftigte aller Bildungsgruppen, so die Autoren.
Männer arbeiten laut der Studie häufiger mit KI-Anwendungen als Frauen, jüngere Menschen stärker als ältere. Auch Beschäftigte mit höheren Bildungsabschlüssen verwenden KI häufiger und intensiver.
Über 50 Prozent der Beschäftigten mit Universitätsabschluss nutzen KI-Anwendungen und zählen oft zu »KI-Experten«.
Sie arbeiten laut IW-Untersuchung vor allem in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik, Ingenieurwesen, Verwaltung, Betriebswirtschaft sowie Naturwissenschaft und Mathematik. Sie geben häufiger an, bei ihrer Arbeit neue Dinge zu lernen und unvorhergesehene Probleme zu lösen. Zudem nehmen sie häufiger an Weiterbildungen teil als Beschäftigte ohne KI-Einsatz. Dies gilt unabhängig vom erforderlichen Bildungsniveau des Arbeitsplatzes.
KI-Experten und KI-Anfänger äußern seltener Sorgen, mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten zu können, als Beschäftigte ohne KI-Einsatz. Allerdings sind KI-Experten häufiger unsicher, ob ihre beruflichen Qualifikationen ihren Wert behalten können. Hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Beschäftigten mit und ohne KI-Einsatz.
Die SOEP-Daten zeigen, dass sowohl KI-Anfänger als auch KI-Experten im Durchschnitt höhere Bruttostundenlöhne erzielen als Beschäftigte ohne KI-Nutzung. Dieser positive Lohneffekt bleibt auch nach Berücksichtigung verschiedener Bildungsabschlüsse bestehen. KI-Experten erreichen teilweise die durchschnittlichen Stundenlöhne der Beschäftigten des nächsthöheren Bildungsabschlusses ohne KI-Nutzung. Diese Lohnunterschiede können auf verschiedene individuelle und betriebliche Merkmale zurückzuführen sein, die die Einführung und Nutzung von KI sowie die Lohnhöhe beeinflussen.
Die Autoren folgern optimistisch, dass KI - anders als frühere technologische Neuerungen, von denen überwiegend hochqualifizierte Beschäftigte finanziell profitieren konnten -, auch Beschäftigten anderer Qualifikationsniveaus höhere Löhne verschaffen könnte. Weil sie die Produktivität der Beschäftigten steigere und ihnen ermögliche, anspruchsvollere Tätigkeiten auszuüben, die besser entlohnt werden.
Ungelöst ist, wie sich die Sorgen der Beschäftigten hinsichtlich der Abwertung ihrer Qualifikationen und der Arbeitsplatzsicherheit lindern lassen. Weiterbildung und Anpassungsfähigkeit dürften laut der Experten entscheidend sein. Dazu sei ein unterstützendes und transparentes betriebliches Umfeld notwendig.