Mentale Erschöpfung, Transformationsdruck, bröckelndes Vertrauen in Unternehmen – was also ist gute Führung in Zeiten kollektiver Müdigkeit? Eine neue Analyse von Hogan Assessments zeigt: 'People-First' ist die überfällige Reparaturmaßnahme, 'Command and Control' gehört endgültig in die Mottenkiste.
In der Arbeitswelt ist man müde geworden. Zu viele Krisen, zu wenig Orientierung, dazwischen eine technologische Beschleunigung, die kaum jemand noch einordnen oder gar einfangen kann. Das neue Kapital in dieser Entwicklung muss daher erstaunlich simpel beginnen, sagen Führungsberater: mit Empathie.
Während Kennzahlen und Kontrollmechanismen über Jahre das Führungsbild geprägt haben, bricht 2026 ein neues auf – davon ist die internationale Beratung Hogan Assessments überzeugt, seit Jahrzehnten näher dran am inneren Navigationssystem von Führungskräften als die meisten Organisationen.
Während KPI-Denken ganze Unternehmen steuert, spricht Hogan Assessments von einem „Neustart“. Gemeint ist kein Wellness-Upgrade für erschöpfte Mitarbeiter und ihre Chefetagen, sondern ein radikaler Perspektivwechsel. Menschen sind nicht das Beiwerk zur Strategie – sie sind der Kern.
82 % der Beschäftigten fühlen sich laut Hogan am Rand der Erschöpfung. Das sei eine milliardenschwere Schwachstelle, die dringend angegangen werde müsse. Burnout sei laut Hogan Assessments längst nicht mehr individuelles Versagen als Folge von mangelnder Selbstführung, zu dem es oft degradiert wurde. Es ist - und damit ein Führungsproblem. „Empathie ist die neue Effizienz“, sagt Allison Howell, Vice President Market Innovation. Wer erst reagiert, wenn Teams ausfallen, hat schon verloren.
Hogan berichtet von 56 Prozent höherem Umsatzwachstum bei empathisch agierenden Unternehmen – und man kann sich lebhaft vorstellen, wie in manchen Controlling-Etagen beim Lesen gerade die Mienen entgleisen: Das klingt nach Gedöns.
Ist aber harte Realität, betont Hogan, und verweist auf den starken Zusammenhang zwischen psychologischer Sicherheit und Innovationskraft. Mut entstehe nicht im Klima der Angst, sondern dort, wo Menschen sich trauen, Fragen zu stellen, Ideen zu testen, Fehler auszuhalten. Vertrauen sei schlicht ein Produktivitätsfaktor.
Wie stark empathische Führung wirkt, zeigt sich besonders deutlich im Engagement. Mitarbeitende, die gehört werden, bringen sich ein – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung.
8,5-mal stärker eingebunden: eine beeindruckende Zahl, aber vor allem ein Prinzip. Teams funktionieren nicht besser, weil sie „geführt werden“, sondern weil sie ernst genommen werden.
Die Botschaft von Hogan ist klar: Erfolg entsteht dort, wo Menschen in einem Umfeld arbeiten, das sie stärkt – nicht eines, das sie zermürbt. Empathie ist kein „Soft Skill“, sondern Ergebnis guter Führungsarbeit.
„Es ist höchste Zeit, den Mythos hinter uns zu lassen, dass nur Härte zum Erfolg führt“, sagt Howell. Leistungsfähigkeit ist das Resultat guter Führung.