Sie haben erst in den USA investiert, nun investieren Sie in China. Fördern niedrige Zinsen aus Unternehmersicht eigentlich solche Investitionen in die Zukunft?
Nein. Wenn wir vor allem unter dem Aspekt, dass wir uns derzeit vielleicht 1 oder 2 Prozent Zinsen sparen, investieren würden, liefe aus meiner Sicht als Mittelständler etwas grundlegend falsch. Man muss Chancen dann wahrnehmen, wenn sie sich einem bieten, nicht nur dann, wenn gerade mal die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und vielleicht das Zinsniveau etwas günstiger sind. Als Unternehmer darf ich keine Angst vor dem Scheitern haben. Auch ich habe im Laufe meiner langen unternehmerischen Laufbahn die ein oder andere Entscheidung getroffen, die ich aus heutiger Sicht lieber korrigieren würde. In Summe haben sie sich aber in einer sehr positiven Unternehmensentwicklung niedergeschlagen.
Welches Umsatzvolumen wird Block im Jahr des 80-jährigen Firmenjubiläums 2019 voraussichtlich erzielen und wie verteilt sich dieser Umsatz aktuell auf die verschiedenen Produktbereiche?
Wir beschäftigen heute weltweit etwa 1200 Mitarbeiter und gehen umsatztechnisch auf die 100 Millionen Euro zu. Unser nach wie vor wichtigstes Umsatzsegment ist das Trafo-Geschäft – darauf entfallen um die 50 Prozent unseres Gruppenumsatzes. In diesem Bereich würde ich Block nach wie vor als größten Hersteller und Marktführer in Europa sehen. Zweitgrößter Umsatzträger ist bei uns der Bereich Elektronik, zu dem auch unser Stromversorgungsgeschäft gehört. Der kleinste Bereich bei Block sind Drosseln und Filter. Unsere stärksten Zuwächse haben wir in den letzten Jahren im Bereich Elektronik und dort speziell im Bereich Stromversorgung verzeichnen können. Wenn Sie die regionale Umsatzverteilung betrachten, dann ist Europa mit 80 Prozent nach wie vor unser Hauptmarkt. Auf Nordamerika entfällt etwa 10 Prozent des Umsatzes der Unternehmensgruppe und auf Greater China ebenfalls 10 Prozent, wobei wir aus diesem Raum nach wie vor mit die stärksten Wachstumsimpulse wahrnehmen.
Block fertigt mit hoher Wertschöpfungstiefe ein sehr breites Produktspektrum. Beschränkt sich Ihr Zielmarkt ausschließlich auf die Industrieelektronik?
Wir verfolgen eine klare Strategie: Block liefert nicht direkt in die Automobil- oder Automotive-Industrie und nicht in die Konsumelektronik. Wir werden auch keine Ladesäulen für die E-Mobility anbieten, auch wenn wir das nötige Know-how dafür im Haus haben. Wir sind Zulieferer von Komponenten und Subsystemen. Sie finden uns in Waschmaschinen ebenso wie in der Verstärkertechnik oder in Schaltschränken. Wenn Sie in Bergbahnstationen einen Blick in die Technik werfen, dann werden Sie da häufig unsere Filtertechnik finden.
Sie beschäftigen fast 10 Prozent Ihrer Mitarbeiter in der Entwicklung. Ist das nicht etwas ungewöhnlich?
Aktuell arbeiten über 70 Entwickler für das Unternehmen, davon zehn im Bereich der Grundlagenforschung. Wir arbeiten eng mit verschiedenen Hochschulen und Universitäten zusammen, sodass wir hier auch immer wieder Mitarbeiter haben, die an ihrer Promotion arbeiten. Wir bewegen uns in einem sehr kompetitiven Markt. Vorsprung durch Technik, sei es nun durch den Gebrauch neuer Kernmaterialien oder neuer Leistungshalbleiter wie SiC oder GaN, ist eine Möglichkeit, die Einführung innovativer Fertigungsverfahren etwa durch kollaborative Robotik die andere Möglichkeit, die Geschicke der Firmengruppe zukunftsgerichtet zu gestalten.
Für Block gilt noch immer: Was wir nicht kaufen können, machen wir selbst. Um das umsetzen zu können, brauchen wir auch entsprechend wissenschaftlich geschulte und tätige Mitarbeiter. Darüber hinaus müssen wir aber auch immer den Finger am Puls der Zeit haben, was sich verändernde Normen und Zertifizierungsverfahren angeht. Als Obmann des Deutschen Normen-Komitees für Transformatoren und Sekretär für Transformatoren bei der Internationalen Elektrotechnischen Kommission – der IEC – versuche ich, persönlich immer nahe am Puls der Zeit zu bleiben.