Energy Harvesting

Bluetooth-Headsets ohne Batterien

29. Dezember 2021, 13:54 Uhr | Heinz Arnold
Die Bluetooth-Kopfhörer von Blue Tiger werden über die »Powerfoyle«-Module von Exeger versorgt, die auf Basis der Grätzel-Zellen arbeiten.
Die Bluetooth-Kopfhörer von Blue Tiger werden über die »Powerfoyle«-Module von Exeger versorgt, die auf Basis der Grätzel-Zellen arbeiten.
© Blue Tiger

Ob in Räumen oder draußen – die neuen Bluetooth-Kopfhörer von Blue Tiger werden über Solarzellen ständig mit Energie versorgt. Batterien sind überflüssig.

Das hat den »Solare«-Headsets bereits den »Innovation Award 2022« der CES (5. bis 8. 1. 2022) eingebracht, auf der Blue Tiger ihre neuen Headsets vorstellt, die ihre Energie ausschließlich über Energy Harvesting gewinnen. Dies ermöglichen die von dem schwedischen Start-up Exerger entwickelten »PowerFoyle«-PV-Module, die auf Basis der Grätzel-Zellen arbeiten, auch Dye Sensitized Solar Cell (DSSC, elektrochemische Farbstoffsolarzelle) genannt. Im Juli 2021 erhielten Henrik Lindström und Giovanni Fili von Exeger dafür den europäischen Erfinderpreis. Die »Powerfoyle«-Module von Exeger hat bereits der Hersteller POC in seinem Fahrradhelm vom Typ »Omne Eternal« eingesetzt, wo er die Beleuchtung versorgt, ohne dass Batterien erforderlich sind.

Die mit der neuen Energy-Harvesting-Technik ausgestatteten Kopfhörer von Blue Tiger eignen sich überall dort, wo die Hände für andere Arbeiten frei bleiben sollten, beispielsweise für Lastwagen- und Autofahrer, im Büroumfeld, am Heimarbeitsplatz oder in der Freizeit. Sie können bis zu 97 Prozent der Störgeräusche unterdrücken und entsprechen dem MIL-STD-810 für raue Umgebungen. Der Arbeitstemperaturbereich liegt zwischen -40 und 50 °C. Blur-Tiger will die »Solare«-Headsets ab April ausliefern. Sie sollen 200 Dollar kosten.

Das IoT bringt den Durchbruch für Grätzel-Zellen

Die DSSCs gehören zu den Dünnschichtsolarzellen. Das besondere an den Zellen: Sie können Streulicht oder Licht in Innenräumen von Gebäuden besonders effektiv in Strom verwandeln. Die erste derartige Zelle hatten 1991 Brian O´Reagan und Prof. Michael Grätzel, heute an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne, einem Artikel in Nature beschrieben. Deshalb werden die DSSCs auch häufig Grätzel-Zellen genannt. Das Wirkungsprinzip: Eine dünne Schicht aus künstlich hergestellten Farbstoffmolekülen absorbiert das sichtbare Licht, das in Elektrizität umgesetzt wird. Jetzt gelingt es, die Grätzel-Zellen wirtschaftlich herzustellen und in Consumer-Geräte zu bringen. »Dies ist der Funke, der eine Revolution in der Consumer-Elektronik auslösen wird. Den Anwendern stehen jetzt Produkte zur Verfügung, die sich autonom versorgen und ständig eingeschaltet bleiben können«, sagte Giovanni Fili, der Gründer und CEO von Exeger, im vergangenen Jahr.

Davon ist auch der Erfinder Michael Grätzel überzeugt, wie er im Interview mit Markt&Technik im vergangenen Jahr erklärte: »Die Einsatzmöglichkeiten der Farbstoffzellen werden dem IoT neuen Schub geben, weil viele der Milliarden von vernetzten Dingen künftig autark über das Umgebungslicht Energie ernten können.«

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