Forum "Stromversorgungsdistribution"

Die Renaissance der Buffer-Stocks

1. Oktober 2018, 17:28 Uhr | Engelbert Hopf
Markt&Technik Round Table "Stromversorgungsdistribution"
© Markt&Technik

Lieferzeiten von 20 bis 25 Wochen im DC/DC-Bereich und bis zu 30 Wochen oder mehr bei Netzteilen federn die Stromversorgungs-Distributoren über erhöhte Lager und Vorlaufzeiten von bis zu neun Monaten ab. Harte Ausfälle sind selten, doch die Lieferzeiten steigen weiter kontinuierlich.

Diesen Artikel anhören

So eine der Aussagen vom Stromversorgungs-Forum der Markt&Technik.

Mit der Situation im Bauelementebereich, speziell mit der Situation bei Kondensatoren, Widerständen oder Induktivitäten kann man das natürlich nicht vergleichen«, versichert Frank Stocker, Field Application Engineer Power Supplies bei Schukat electronic, »aber auch bei Stromversorgungen haben sich die Lieferzeiten in den letzten Monaten erhöht«. Als Reaktion darauf habe man die Lager hochgefahren, »sowohl die freien Bestände, aber auch kundenbezogen«. 
Überraschend für Stocker in dieser Situation: »Bei Mean Well haben wir bisher überhaupt keine Probleme«. Er vermutet, »dass je größer der Hersteller, desto besser das Ranking bei den Vorlieferanten ist und damit die Bauteileversorgung besser abgesichert werden kann«. Dass es bei Mean Well weiterhin gut um die Verfügbarkeit und Liefertreue bestellt ist, bestätigen auch die anderen Stromversorgungs-Distributoren, die am Forum teilnehmen.

Stromversorgungs-Forum der Markt&Technik

Die Teilnehmer des Forums Stefan Bergstein, Key Account Manager, Emtron electronic Markus Bicker, Geschäftsführer, Bicker Elektronik Lars Bochmann, Geschäftsführer, M+R Multitronik Jens Egbers, Manager FAE-Team, MEV Elektronik Service Andreas Hanause
© Markt&Technik
Andreas Hanausek, Codico "Für DC/DC-Wandler bis 5 W liegen die Lieferzeiten ab Werk heute bei 20 bis 25 Wochen. Bei Netzteilen liegt die Lieferzeit eher bei 30 Wochen und mehr."
© Markt&Technik
Peter Kokot, Avnet Abacus Unser großer Vorteil als Distributor besteht ja gerade darin, dem Kunden Best-Fit-Lösungen für seine Applikation anbieten zu können. Von Low Cost bis High Level alles aus einer Hand.
© Markt&Technik

Alle Bilder anzeigen (10)

»Bei Mean Well ist es entspannt, bei anderen Lieferanten sind in den letzten Monaten schon mal fünf, sechs Wochen oben drauf gekommen«, berichtet Stefan Bergstein, Key Account Manager bei Emtron electronic. »Dort scheint man die Situation früh erkannt und entsprechend rechtzeitig Gespräche mit den Lieferanten geführt zu haben.« Mit einem voraussichtlichen Umsatz von rund 1 Milliarde Dollar zählt Mean Well nach Einschätzung der versammelten Experten inzwischen wahrscheinlich zu den Top 3 oder Top 4 Stromversorgern weltweit. In diesem Zusammenhang erscheint es auch stimmig, wenn immer wieder davon berichtet wird, dass Mean Well wie Branchenführer Delta zu den Unternehmen gehört, die noch bevorzugt von STMicroelectronics mit Halbleitern beliefert werden.

»Ja, die Reaktionszeiten bei Delta sind nach wie vor noch ziemlich gut«, bestätigt auch Klaus Rehm, General Manager Power Supply EMEA bei Arrow. »Bei Herstellern wie Recom und Traco haben sich die Lieferzeiten deutlich verlängert, das macht sich aber für die Kunden nicht bemerkbar, da wir für diese Hersteller als Hauptlieferant agieren und entsprechend große Lagerbestände aufgebaut haben.« Wie Rehm jedoch bestätigt, haben sich durch die steigenden Lieferzeiten die Vorlaufzeiten bei Arrow verändert. »Wir planen heute neun bis zehn Monate in die Zukunft, wenn es darum geht, für Kunden entsprechende Pakete zu schnüren, dann kann der Vorlauf auch noch länger sein.« Inzwischen ist man bei Arrow auch wieder dazu übergegangen, Buffer-Stocks aufzubauen. »Das haben wir früher eher nicht so gerne gemacht«, gibt Rehm zu, »aber inzwischen ist das Thema Verfügbarkeit deutlich in den Vordergrund gerückt, und damit bieten wird das gerne an«.

Schnell wird im Rahmen der Diskussion deutlich, dass die Unterschiede hinsichtlich der Lieferzeiten an die Distributoren von regionalen Faktoren abhängen. So scheinen chinesische Hersteller eher selten durch steigende Lieferzeiten aufzufallen, wie auch die anwesenden Vertreter für Mornsun bestätigen, »da liegen die Lieferzeiten nach wie vor bei vier bis fünf Wochen«, bestätigt etwa Jens Egbers, Manager FAE-Team bei MEV Elektronik Service, »aber auch im Fall EOS Power aus Indien wurden wir bislang kaum mit Veränderungen der Lieferzeit konfrontiert«.

Bei japanischen Stromversorgungsherstellern scheint das durchaus etwas anders auszusehen. Wie etwa Bergstein bestätigt, »sind die japanischen Unternehmen sehr schnell bei einer Verdoppelung der Lieferzeiten angekommen, sie haben das aber auch entsprechend kommuniziert und damit den Kunden ermöglicht, mit einem entsprechenden Vorlauf auf diese Entwicklung zu reagieren«. Bei Lieferzeiten aus Japan, so der Tenor der Forumsteilnehmer, »ist inzwischen mit 20 bis 30 Wochen zu rechnen«.

»Lieferzeiten von 25 Wochen und mehr kann ich punktuell absolut bestätigen«, versichert Peter Kokot, Director Technical Marketing Central Europe bei Avnet Abacus; »wir haben unsere Lager darum im zweistelligen Prozentbereich erweitert und haben den Ansatz gewählt, Richtung Kunden Fix Orders zu platzieren und Forecasts zu setzen«. – »Heute planen wir im Stromversorgungsbereich mit einem Vorlauf von neun Monaten, Stand heute,; vor nicht allzu langer Zeit waren das noch drei Monate.«

»Bei DC/DC-Wandlern mit einer Leistung bis 5 W würde ich heute von einer Lieferzeit ab Werk von 20 bis 25 Wochen ausgehen«, fasst Andreas Hanausek, Product Marketing and Applications Power Conversion bei Codico, seine Erfahrungen zusammen. »Bei Netzteilen sind es eher 30 Wochen und mehr.« Er weist aber auch darauf hin, »dass wenn es einen Großen erwischt, es den dann richtig erwischt«. Gemeint ist damit Cosel. »Cosel lag bei den Lieferzeiten schon mal über 50 Wochen«, berichtet Hanausek, »inzwischen gehen die Lieferzeiten wieder nach unten und der Scheitelpunkt liegt ganz offensichtlich hinter ihnen«.


  1. Die Renaissance der Buffer-Stocks
  2. Lieferzeiten: hohes, aber stabiles Niveau
  3. Reiner Salesman-Talk?
  4. Personalnot ist schlimmer als lange Lieferzeiten
  5. Alternative Online-Stromversorgungs-Vertrieb
  6. Luftfracht nur als letztes Mittel 

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu elektroniknet

Weitere Artikel zu Energieerzeugung