»Mangelnde Personalressourcen tun derzeit mehr weh als die sich verlängernden Lieferzeiten«, stellt Bochmann stellvertretend für die übrigen Forumsteilnehmer fest. »Das ist absolut ein Thema«, bestätigt auch Bicker, »wenn du einen Guten haben willst, dann wird eben das gezahlt, was der kostet«. – »Wenn am Ende dann die Betreuung der Kunden nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet wäre, weil die Vertriebsmannschaft nicht voll bestückt ist, dann hat man wirklich Probleme.«
»Auch da geht es letztlich um das Thema Verfügbarkeit«, schlägt Rehm wieder den Bogen zu den Bauelementen, »wir haben zuletzt in Großbritannien über zehn Monate einen Entwicklungsingenieur gesucht, das war unglaublich, so etwas habe ich noch nie erlebt«. – »Erschwert wird die Lage ja noch zusätzlich dadurch«, so Bergstein, »dass vor allem Leute mit Analogtechnik-Know-how gesucht werden, und die werden weniger und sind eben auch schnell weg«.
Nun sollte man annehmen, dass die Tatsache, dass der eine oder andere große Distributor inzwischen seine Aktivitäten im Stromversorgungsbereich wieder etwas reguliert hat, dazu geführt hat, dass wieder mehr Spezialisten auf dem Markt sind, aber das scheint nicht so zu sein. »Natürlich nimmt man einen erfahrenen Mann mit all seinen Kontakten gerne, wenn man ihn bekommt«, versichert Rehm, »aber in erster Linie sind wir als Distributoren darauf angewiesen, uns unseren Nachwuchs selbst zu ziehen.«
»Es kommt natürlich auch immer darauf an, von wo aus man arbeitet«, argumentiert Egbers. »Wir operieren von Hilter am Teutoburger Wald aus. Natürlich versuchen auch wir Leute schon als Studienabgänger von Hochschulen zu bekommen, aber das stellt schon immer eine besondere Herausforderung dar«. – »Wir arbeiten von Donauwörth aus«, berichtet Bicker, »da sind 20.000 Einwohner und Airbus Helicopters Deutschland beschäftigt dort allein 7000 Leute; wenn man da einen mit Elektronik-Know-how für sich gewinnen kann, ist das fast wie ein Sechser im Lotto!«
»Es geht derzeit um Kompromisse«, meint Kokot, »der Markt ist relativ leer und darum versuchen alle auch auf Studienabgänger zu setzen, aber in solch einem Fall brauche ich natürlich Zeit, bis ich den so weit entwickelt habe, dass der zu Kunden rausgehen kann; da stimme ich Rehm zu, dass wir diese Leute zuerst im Innendienst einsetzen, damit sie dort ihre ersten Gehversuche in der Distribution machen«. Grundvoraussetzung bleibt für Kokot aber ein Elektrotechnik-Studium, »ohne macht das relativ wenig Sinn«.
Wie Hanausek berichtet, ist es auch in Österreich derzeit schwer, entsprechende Leute zu finden. »Man setzt im Vertrieb auf junge Leute«, so seine Auskunft. »Wenn es dann um FAEs geht, wird es schwierig, diese Leute in Österreich zu finden.« An diesem Punkt kommt Codico dann wieder die paneuropäische Ausrichtung und der Akquisitionskurs der letzten Jahre zugute, »das hat uns ermöglicht, auf Ressourcen außerhalb Österreichs zurückzugreifen«.
Eine Lösung des Problems ist nach Ansicht von Rehm frühestens mittelfristig in Sicht: »Wenn man sich heute den Aufbau eines dualen Studiums ansieht, dann werden dort die Grundzüge der analogen Technik mit digitaler Technik verbunden. Die Industrie zieht sich also ihren Nachwuchs, nur hinkt sie dabei leider einige Jahr hinterher.«
Von der Attraktivität ihres Berufs sind die Forumsteilnehmer überzeugt. »Unser großer Vorteil liegt in der Vielfalt der Branchen und Anwendungen, mit denen wir zu tun haben, da sollte einem eigentlich nicht langweilig werden, den diese Vielfalt, die einen immer wieder auch überraschen kann, bekommt man eigentlich nur im Berufsalltag des Distributors zu sehen«.