Gleichwohl werden die steuerungstechnischen Möglichkeiten der LED-Technik voll ausgereizt. Ziel war, einen Farbeindruck zu erzeugen, der dem hohen Anteil an gesättigten Farben in den Fresken besser gerecht wird.
An 280 Punkten auf den Renaissance-Gemälden wurde von Farbmetrikexperten de Pannonischen Universität in Ungarn zunächst die Pigmentierung der Fresken berührungslos untersucht. Dazu wurden die Prüfpunkte mit einer geeichten Lichtquelle angestrahlt und das reflektierte Spektrum vermessen.
Diese tatsächliche Farbantwort (und nicht der klassische Farbwiedergabeindex) diente schließlich als Maßstab für die spektrale Feinjustierung der LED-Leuchten. Heute gehen Fachleute davon aus, dassMichelangelo seine Farben nicht bei Kerzenschein oder Fackellicht mischte, sondern bei Tageslicht und damit eher kalter Farbtemperatur.
Beleuchtet wird die Kapelle allerdings mit LED-Licht von 3000 Kelvin. Deshalb wurde ein ausgefeilter Korrekturalgorithmus erdacht, der die unterschiedliche Farbwahrnehmung des menschlichen Auges bei verschiedenen Farbtemperaturen in die spektrale Verteilung des LED-Lichts einfließen lässt.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit werden die Besucher künftig mithin das Farbenspiel der Fresken so erleben, wie es Michelangelo einst beabsichtigte. Solch ambitioniertes Feintuning ist derzeit so nur mit Leuchtdioden möglich.