Eine Woche nachdem Apple seinen Großauftrag bei ams Osram für MicroLED-Displays für die neue Watch-Generation storniert hat, kommen nun immer mehr Details ans Tageslicht. Analysten zufolge waren Apple vor allem die Kosten deutlich zu hoch.
Fast eine Milliarde Euro muss ams Osram abschreiben, nachdem ein wichtiger Kunde seinen Großauftrag für MicroLED-Komponenten storniert hat. Der Schlag traf den Hersteller so hart, dass er seine komplette MicroLED-Strategie neu überdenken und sich fragen muss, was nun mit der extra für die neue Displaytechnologie gebaute Chipfabrik in Kulim/Malaysia geschehen soll. Dementsprechend rapide stürzte der Börsenwert umgehend ab. Auch wenn es keine offizielle Bestätigung gibt, gilt es in der Branche inzwischen als offenes Geheimnis, dass es sich bei dem Kunden um Apple handelt. Der iPhone-Konzern wollte die neue Displaytechnologie Analysten zufolge im Ultra-Modell der kommenden Generation seiner Watch verbauen. So hatte etwa Omdia mehrfach berichtet, dass Apple mit LG Display an 2,13-Zoll-Micro-LED-Displays für die Apple Watch im Jahr 2024 arbeite.
Zugleich scheint der jetzt erfolgte Abbruch der entsprechenden Planungen für die Eingeweihten Kreise keine völlige Überraschung zu sein. Hinter den Kulissen habe Apple »seine Entscheidung jedoch mehrmals verschoben, bis zu dem Punkt, an dem sie nun ein Schwebe- oder Stornoszenario erreicht hat«, berichtet Omdia. Auch für Apple dürfte die aktuelle Situation nicht ganz unproblematisch sein. Das Unternehmen muss nun entweder im Eilverfahren auf andere Displays ausweichen und damit ein wichtiges Unterscheidungs- und Kaufargument opfern, oder gar den gesamten Produktlaunch verschieben. »Dies deutet darauf hin, dass die Einführung von Micro-LED-Displays in Apple Watches möglicherweise abgesagt wird«, vermuten die Omdia-Experten und stellen klar, dass dieses Beben weit über ams Osram und Apple hinaus Folgen haben dürfte.
Sie sehen darin »ein Szenario, das die gesamte Micro-LED-Display-Branche schockiert hat«. Denn ohne ein imagestarkes und zugkräftiges Vorzeigeprodukt wie die Apple Watch, das die Nachfrage treibt, die Produktionskosten senkt und stabile Lieferketten etabliert, droht sich die geplante Verbreitung von MicroLED insgesamt zu verzögern. »Es ist davon auszugehen, dass die reine Antriebskraft der Lieferkette nicht ausreicht, um ausreichendes Wachstum für eine neue Display-Technologie mit besseren Eigenschaften, aber hohen Kosten, zu generieren«, fassen die Analysten zusammen. Deshalb werde eine starke Marke oder ein OEM benötigt, um die Technologie zu fördern und zu den Endverbrauchern zu bringen.