OLED-Displays laufen den LCDs in immer mehr Bereichen den Rang ab, auch bei Monitoren und Tablets. Nachdem sich der Absatz von OLED-Displays 2023 bereits verfünffacht hatte, wird 2024 eine weitere Verdopplung erwartet. Durch neue Techniken werden sie auch in der Industrie zunehmend zur Alternative.
Das Tal der Tränen auf dem Markt für Monitore und die dafür benötigten Panels ist durchschritten. Nach der Absatzexplosion und Allokationen im Zuge der Corona-Pandemie und den anschließenden Verwerfungen in der Lieferkette, denen Überbestände folgten, kommt der Markt laut den Prognosen von Omdia nun wieder in ruhigeres Fahrwasser. Im laufenden Jahr soll die Nachfrage sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich wieder Fahrt aufnehmen und die Verkäufe erstmals seit zwei Jahren steigen lassen. Der wesentliche Treiber für den Aufschwung ist den Analysten zufolge die anlaufende Austauschwelle für die Geräte, die in der Pandemie angeschafft wurden. Nach der üblichen Laufzeit von gut drei Jahren beginnen Unternehmen, Industrie und Privatkunden nun damit, die »Altgeräte« durch neue Geräte zu ersetzen.
Dabei beobachtet Omdia allerdings innerhalb der Nachfrage eine deutliche Verschiebung, die statt bloßem Ersatz eine Aufrüstung bedeutet. Ähnlich wie auf vielen anderen Displaygeschäftsfeldern ist die OLED-Technologie in Monitoren gerade dabei, die LCD-Panels abzulösen und sich als neuer Standard zu etablieren. So hatte der Absatz von OLED-Monitoren bereits im vergangenen Jahr um mehr als 415 Prozent zugelegt, während der Gesamtmarkt noch rückläufig war. Für 2024 erwarten die Marktforscher einen Zuwachs für OLED um 123 Prozent auf insgesamt 1,84 Millionen Stück. Damit bieten sie die aussichtsreichsten Absatzchancen und werden zur bestimmenden Größe. Die wichtigsten Anbieter am Markt sind den Erhebungen zufolge Samsung Display und LG Display. Nur ein Jahr nachdem Samsung seine ersten Monitore auf OLED-Basis auf den Markt gebracht hat, ist das Unternehmen mit mehr als 33 Prozent der Verkäufe auch in diesem Teilsegment inzwischen Marktführer.
Ganz ähnliche Tendenzen sind im Bereich der mobilen Geräte zu verzeichnen. Hatten OLED-Displays etwa bei Tablet-PCs im vergangenen Jahr mit 3,8 Millionen Stück noch einen Marktanteil von unter 5 Prozent, soll sich dieser 2024 mit 12,1 Millionen verbauten Einheiten fast verdreifachen. Nach den Prognosen von Omdia werden in drei bis vier Jahren mehr als die Hälfte der Tablets mit OLED-Panels ausgestattet sein, bis 2031 soll ihr Marktanteil auf mehr als 85 Prozent ansteigen.
Während die Hersteller technologisch bislang vor allem auf starre und Single-Stack-OLED setzten, wie sie auch in Smartphones bislang dominieren, geht der Trend nun zu neueren Evolutionsstufen wie hybriden OLED-Strukturen. Der Trendsetter in diesem Bereich ist Marktführer Apple, der für seine iPad-Pro-Familie Hybrid-OLED-Panels einsetzt, die sich durch ein Glassubstrat und eine Dünnfilm-Verkapselung auszeichnen. »Zu den Vorteilen von Hybrid-OLED gehören eine stabilere Ausbeute und niedrigere Herstellungskosten im Vergleich zu flexiblen OLED, die für die Herstellung großformatiger Displays verwendet werden«, erklärt Jerry Kang, Research Manager im Bereich Displays bei Omdia, die besondere Situation im Bereich der mobilen Geräte. »Die Hybrid-OLED ist dünner und leichter als die starre OLED und bietet mehr Platz für andere elektronische Komponenten und die Batterie des Geräts.«
Damit einhergehend werden nach Ansicht der Analysten auch Technologien wie RGB-Tandem-OLED-Stapel mit zwei Schichten von jedem R/G/B-OLED-Emissionsmaterial einen spürbaren Aufschwung erleben. Ihre Vorteile wie eine theoretisch doppelt so hohe Helligkeit und die deutlich längere Lebensdauer sind gerade für professionelle Einsatzfelder in der Industrie und im Automotive-Bereich besonders interessant.
Dieser rasante Vormarsch von OLED wird aktuell von gleich mehreren Faktoren begünstigt. Allen voran nutzen die Anwender die Austauschwelle bei verschiedenen Geräteklassen, um ihre gestiegenen Ansprüche an die Technik zu befriedigen. Sowohl bei der Displaygröße als auch bei Auflösung, Bildwiederholrate und Bildqualität wollen sie bessere Geräte als ihre bisherigen. Hier kann OLED seine Stärken voll ausspielen. Gerade in ausnehmend anspruchsvollen Segmenten wie produktiven Einsatzgebieten oder auch Gaming sind OLED-Monitore deshalb bereits meist die erste Wahl, wie Nick Jiang, Principal Analyst bei Omdias Displays Research Practice, bestätigt. Im Consumer-Segment trägt dazu aus seiner Sicht die Professionalisierung und Popularität der »Esports« einen erklecklichen Teil bei, die im vergangenen Jahr sogar erstmals als offizielle Disziplinen Teil der Asienspiele in Hangzhou (China) waren. »Dieser Schritt markiert die Umwandlung von Esports-Projekten von einer Graswurzelveranstaltung zu einem anerkannten, offiziellen Sportereignis«, ist sich Jiang sicher.
Zugleich profitieren die OLED-Displays und -Monitore von einer für sie günstigen Preisentwicklung, die sich in Teilen selbst verstärkt. Denn indem die großen Monitormarken wie Dell, HP, Lenovo, Samsung, LG Electronics, AOC/Philips, Asus, Acer, MSI und Gigabyte ihre Produktpalette entsprechend der Nachfragesituation immer mehr in Richtung OLED verschieben, profitieren die Panelhersteller von Skaleneffekten in der Produktion, die sie über Preissenkungen teils wieder an die Hersteller und Kunden weitergeben. Auf der anderen Seite steigen die Preise für LCD-Panels bereits seit Monaten kontinuierlich an, sodass sich die preisliche Differenz immer weiter nivelliert und in der Kaufentscheidung nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.