Die Vernetzung, KI-Integration und Energieeffizienz prägen die Zukunft von embedded-Systemen – mit neuen Herausforderungen, aber auch Chancen für die Messtechnik, wie Dr. Philipp Weigell, Vice President Market Segment Industry, Components, Research & Universities von Rohde & Schwarz, erklärt.
Markt&Technik: Herr Dr. Weigell, welches sind aus Ihrer Sicht aktuell die wichtigsten Trends, die die Entwicklung von embedded-Systemen vorantreiben?
Dr. Philipp Weigell, Rohde & Schwarz: Aktuell sehen wir drei zentrale Trends: die zunehmende Vernetzung durch das Internet der Dinge, die Integration von Künstlicher Intelligenz in embedded-Systeme und die steigende Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen. Diese Entwicklungen treiben die Innovationsgeschwindigkeit und die Funktionalität von embedded-Systemen massiv voran.
Welchen Stellenwert rechnen Sie der Messtechnik dabei zu?
Embedded-Entwickler stehen vor einer ganzen Reihe messtechnischer Herausforderungen, insbesondere im Spannungsfeld zwischen Regulierungen wie der Radio Equipment Directive – kurz RED – und dem Kosten- und Termindruck. Dazu gehören auch die Gewährleistung der Genauigkeit in unterschiedlichen Umgebungen sowie die Miniaturisierung von Sensoren für kompakte Systeme. Echtzeit-Datenverarbeitung ist entscheidend, und in batteriebetriebenen Geräten hat die Energieeffizienz eine hohe Priorität. Auf diese Herausforderungen zugeschnittene Messtechnik-Lösungen, wie etwa spezialisierte Assistenten, die bei der Einhaltung von Regulierungen unterstützen, sind hier eine wertvolle Hilfe.
In welchen Bereichen sehen Sie das größte Innovationspotential?
Das größte Innovationspotential liegt meiner Meinung nach in der Entwicklung von SiC-Halbleitern, die effizientere Netzteile ermöglichen. Hier sind spezialisierte Probes zur Kontaktierung entscheidend. Zudem eröffnet die Generierung von Trainingsdaten mit Messlösungen neue Möglichkeiten für das Training von KI-Modellen. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Bewältigung der Herausforderungen im Hinblick auf die elektromagnetische Verträglichkeit – insbesondere aufgrund der Vielzahl an Hochfrequenz-Schnittstellen, die in modernen embedded-Systemen zum Einsatz kommen.
Wie wird die Messtechnik-Branche kurz-, mittel- und langfristig von den Entwicklungen im embedded-Bereich profitieren können?
Kurzfristig wird die Zunahme smarter Geräte zu einer Vielzahl neuer Akteure und Märkte in der Messtechnik führen, weil die Nachfrage nach präzisen Messlösungen steigt. Mittelfristig werden die Herausforderungen der Interoperabilität und die sinkenden Energieverbrauchslimits neue messtechnische Anforderungen mit sich bringen, die wiederum neuartige Ansätze erfordern. Langfristig wird die fortschreitende Miniaturisierung, gepaart mit höheren Datenraten und dem zunehmenden Einfluss optischer Technologien, neue Märkte schaffen und die Messtechnik als Schlüsseltechnologie für die nächste Generation von embedded-Systemen positionieren.
Die Fragen stellte Nicole Wörner