Der japanische Messtechnikhersteller Hioki hat einen Webshop eröffnet. Ziel ist nicht primär der Direktverkauf, sondern die bessere Unterstützung von Kunden und Handelspartnern durch mehr Sichtbarkeit und Flexibilität, erläutert Kai Scharrmann, VP Sales and Marketing von Hioki Europe.
Markt&Technik: Herr Scharrmann, vor kurzem hat Hioki Europe seinen neuen Webshop vorgestellt. In einem Interview, das wir vor ziemlich genau zwei Jahren geführt haben, sprachen Sie sich noch explizit gegen einen eigenen Direktvertrieb und für den ausschließlichen Vertrieb über Händler und Distributoren aus. Was hat zu diesem Sinneswandel geführt?
Kai Scharrmann: Da haben eine Menge Aspekte mit hineingespielt. Tatsächlich hatten wir den Webshop bereits Ende letzten Jahres eingeführt, allerdings nur als internes Buchungs- und Lagersystem für uns und unsere Partner. Der Shop sollte zunächst ausschließlich als logistisches Tool dienen. Nun haben wir uns entschieden, ihn öffentlich zugänglich zu machen – jedoch nicht, um in Konkurrenz zu unseren Vertriebspartnern zu treten. Vielmehr haben wir einen Weg gesucht, unsere Marke und unsere Produkte sichtbarer zu machen. Kunden können die Produkte nun direkt über den Webshop finden – und auch bestellen –, wir sind uns aber sehr sicher, dass der Kauf weiterhin meist über unsere Partner erfolgen wird.
Also zielt der Webshop eher darauf ab, Ihre Marke und Ihr Produktportfolio bekannter zu machen?
Ganz genau. Wir haben unsere Europazentrale in Eschborn nahe Frankfurt vor rund sieben Jahren eröffnet. Damit sind wir immer noch relativ neu auf dem europäischen Markt und sehen den Webshop als wertvolles Tool, um unsere Sichtbarkeit zu erhöhen. Kunden sollen schnell sehen können, dass die benötigten Produkte in Europa verfügbar sind und entsprechend auch rasch geliefert werden können. Mit der Möglichkeit, über Systeme wie Google Shopping die Sichtbarkeit zu vergrößern, kommen wir hier ein gutes Stück weiter. Aber dafür benötigen wir eben einen Webshop.
Gerade in Deutschland haben Sie ein starkes Partnernetzwerk aufgebaut. Hätten Sie hier überhaupt einen Webshop gebraucht?
In Deutschland wäre ein Webshop tatsächlich nicht unbedingt nötig gewesen, weil unser Partnernetzwerk bereits bestens etabliert ist. Als Hioki Europe ist unsere Ausrichtung jedoch europäisch, und wir möchten die Bedürfnisse unserer Kunden in ganz Europa abdecken. Ein Webshop bietet in diesem Kontext eine gute Ergänzung und ermöglicht es uns, allen Kunden die gleichen Verfügbarkeiten und Serviceleistungen zu bieten.
Wie haben Ihre Partner auf die öffentliche Zugänglichkeit des Webshops reagiert? Sehen sie diesen vielleicht sogar als Konkurrenz?
Nein, wir haben das Projekt im Vorfeld sehr offen mit unseren Partnern kommuniziert. Für sie ist der Webshop sogar ein enormer Vorteil: Sie können direkt darauf zugreifen und zu ihren individuellen Konditionen bestellen. So profitieren sie von kurzen Lieferzeiten und können sich auf die Bevorratung der Standardgeräte konzentrieren. Ausgefallenere Konfigurationen können sie unkompliziert über unseren Webshop beziehen. Das entlastet die Partner und erhöht gleichzeitig die Flexibilität. In gewisser Weise ist der Shop somit auch ein Marketing-Tool für unsere Partner, weil sie mit kurzen Lieferzeiten und höheren Produktverfügbarkeiten werben können – was gerade bei transaktionalen Produkten ein starkes Verkaufsargument ist.
Sie sehen also nicht den direkten Umsatz durch den Webshop im Fokus, sondern eher die Förderung des Partnergeschäfts?
Genau, für uns steht der Webshop nicht als direkter Umsatztreiber im Vordergrund. Das eigentliche Potenzial sehen wir für das Partnergeschäft. Die Partner können die neuen Möglichkeiten des Webshops nutzen, um ihre Aufträge und Umsätze signifikant zu steigern. Wenn sie ihn effizient einsetzen, werden sie von der erhöhten Sichtbarkeit und Verfügbarkeit profitieren, was sich spürbar in den Verkaufszahlen bemerkbar machen wird. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Bevorratung bei einem Großteil unseres Produktportfolios schlicht essenziell ist. Seit wir durch verschiedene Aktivitäten einen größeren Fokus auf das Thema Bevorratung legen, sind die Umsätze einzelner Produkte erkennbar angestiegen. Durch diese Entwicklung sind wir davon überzeugt, dass wir mit dem Webshop den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Das klingt nach einer starken Unterstützung insbesondere für das Jahresendgeschäft...
Absolut! Wir erwarten, dass der Webshop das Jahresendgeschäft für uns und unsere Partner messbar unterstützen wird - vielleicht noch nicht so sehr in 2024, aber auf jeden Fall ab dem kommenden Jahr.
Das Interview führte Nicole Wörner.