Wie oft ein Signal pro Sekunde erfasst wird, entscheidet über die Messdatenqualität: Zu hohe Abtastraten erzeugen eventuell unnötigen Ballast, bei zu niedrigen Abtastraten gehen potentiell wichtige Signaldetails verloren. Neue Tools erleichtern die Suche nach der optimalen Balance.
Die Abtastrate ist der Herzschlag eines Datenerfassungssystems. Sie bestimmt, wie präzise ein Signal erfasst wird. Und sie spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die Zuverlässigkeit der Daten für weitere Analysen sicherzustellen. Egal, ob es gilt, schnelle Transienten in elektronischen Bauteilen zu überwachen oder langfristige Temperaturverläufe zu verfolgen – die Wahl der richtigen Abtastrate bringt Präzision und Zweckmäßigkeit miteinander in Einklang.
Gehen wir zunächst einmal der Frage nach, warum die Abtastrate überhaupt so grundlegend wichtig für die Datenerfassung ist und in welchen Fällen eine hohe oder eine niedrige Abtastrate sinnvoll ist. Und wir schauen auf neue Lösungen wie die Envelope-Funktion oder die Dual-Sampling-Funktion, die die Vorteile beider Ansätze vereinen: Abtastung mit hoher Geschwindigkeit und effiziente Langzeitdatenaufzeichnung.
Die Abtastrate gibt an, wie oft ein analoges Signal pro Sekunde gemessen und in ein digitales Signal umgewandelt wird. Sie bestimmt die Auflösung und Genauigkeit des erfassten Signals. Eine höhere Abtastrate liefert mehr Details, erfordert jedoch auch mehr Speicherplatz und eine höhere Rechenleistung. Eine niedrigere Abtastrate hingegen spart Ressourcen, birgt aber auch das Risiko, dass wichtige Daten verloren gehen.
Die Abtastrate muss mindestens doppelt so hoch sein wie die höchste Frequenz des zu messenden Signals, um eine exakte Signalrekonstruktion zu gewährleisten. Dieser als Nyquist-Theorem bekannte Grundsatz stellt sicher, dass ein Signal ohne Detailverluste erfasst wird. Liegt die Abtastrate unterhalb dieses Schwellenwerts (in diesem Fall spricht man von Undersampling bzw. Unterabtastung), können Aliasing-Effekte auftreten. Bei diesem Phänomen werden hochfrequente Komponenten fälschlicherweise als niedrigere Frequenzen dargestellt, was zu verzerrten und unzuverlässigen Daten führt.
Die Wahl der Abtastrate hängt wesentlich von der jeweiligen Anwendung ab. Bei Prozessen mit hohen Geschwindigkeiten sind hohe Abtastraten unerlässlich, um schnelle Änderungen und Transienten wie etwa plötzliche Spitzen in elektrischen Signalen zu erfassen. Bei Anwendungen, die eine Langzeitüberwachung erfordern, sind hingegen niedrigere Abtastraten die bessere Wahl, weil sie die Aufzeichnung gradueller Veränderungen über längere Zeiträume ermöglichen, beispielsweise die Messung von Temperaturänderungen über mehrere Tage oder Monate hinweg. Die Wahl der richtigen Abtastrate stellt sicher, dass das Datenerfassungssystem die spezifischen Anforderungen der Anwendung erfüllt und dabei Präzision und Effizienz miteinander in Einklang bringt.
Eine hohe Abtastrate hat besonders für Anwendungen, bei denen schnelle Signaländerungen erfasst werden müssen, deutliche Vorteile. Sie ist unverzichtbar für die Erkennung von Anomalien oder Transienten und liefert detaillierte Daten über hochfrequente Komponenten. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass große Datenmengen erzeugt werden, die viel Speicherplatz und Rechenleistung erfordern. Außerdem kann eine hohe Abtastrate bei Signalen, die sich nur langsam ändern, unverhältnismäßig sein und eine ineffiziente Nutzung der Ressourcen mit sich bringen.
Eine niedrige Abtastrate ist die richtige Wahl für Anwendungen, die sich auf eine Langzeitüberwachung von Daten konzentrieren, bei der hochfrequente Details weniger wichtig sind. Sie spart Speicherplatz und Rechenleistung und ist damit die ideale Lösung für die Aufzeichnung gradueller Trends über längere Zeiträume. Der Nachteil einer niedrigen Abtastrate ist jedoch, dass schnelle Transienten und plötzliche Veränderungen unter Umständen nicht erfasst werden. In Szenarien, in denen diese Ereignisse von Bedeutung sind, kann dies zu unvollständigen oder ungenauen Analysen führen.
Bei der Auswahl der richtigen Abtastrate müssen diese Vor- und Nachteile gut gegeneinander abgewogen werden, damit die Leistung des Systems den spezifischen Anforderungen der Anwendung in Einklang gelangt.
Die Envelope-Funktion bietet eine effektive Lösung dafür, eine Abtastung bei hoher Geschwindigkeit mit einer effizienten Nutzung von Speicherplatz in Einklang zu bringen. Die Envelope-Funktion ist für nahezu alle Speicherrekorder von Hioki verfügbar. Mit diesem Ansatz können Nutzer kritische Details erfassen, ohne ihre Ressourcen zu überlasten. Im Envelope-Modus tastet das Gerät mit hoher Geschwindigkeit ab, zeichnet jedoch nur die Spitzenwerte, das heißt sowohl Minimal- als auch Maximalwerte, in einer langsameren, benutzerdefinierten Geschwindigkeit auf. Diese Methode stellt sicher, dass dem Gerät Transienten und kritische Änderungen nicht entgehen, während gleichzeitig Speicherplatz eingespart wird. Weil die Envelope-Funktion zudem das Datenvolumen insgesamt reduziert, vereinfacht sie die Datenanalyse und spart darüber hinaus wertvolle Zeit. Die Envelope-Funktion ermöglicht eine Langzeitüberwachung der Daten, ohne dass wesentliche Details verloren gehen.
Zusätzlich zur Envelope-Funktion bietet der Speicherrekorder MR6000 von Hioki die neue Dual-Sampling-Funktion. Sie eignet sich für Anwendungen, die sowohl eine detailreiche Abtastung bei hoher Geschwindigkeit als auch eine Langzeitüberwachung von Trenddaten erfordern. Bei Einsatz der Dual-Sampling-Funktion werden Daten gleichzeitig mit zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufgezeichnet. Beim High-Speed-Sampling werden Transienten und andere ungewöhnliche Phänomene bis ins kleinste Detail erfasst, während beim Low-Speed-Sampling Trenddaten kontinuierlich über einen längeren Zeitraum überwacht werden. Mithilfe nutzerdefinierter Trigger konzentriert sich das Gerät beim High-Speed-Sampling selektiv auf bestimmte relevante Zeiträume und stellt so eine effiziente Nutzung des Speicherplatzes bei gleichzeitig detailreicher Datenerfassung sicher. Die Dual-Sampling-Funktion vereint die detaillierte Ereignisanalyse mit einer unterbrechungsfreien Datenüberwachung. Nutzer haben somit die Gewissheit, dass alle wichtigen Daten zuverlässig aufgezeichnet werden. Die Abtastraten, Trigger und Speichereinstellungen der Dual-Sampling-Funktion lassen sich je nach Anwendung individuell anpassen.
Mit der Envelope- und Dual-Sampling-Funktion bietet Hioki zwei praxisgerechte Tools, mit denen Datenerfassungssysteme sowohl effizient als auch lückenlos arbeiten und sich nahtlos an die individuellen Anforderungen jeder Anwendung anpassen lassen.
Die wichtigsten Erkenntnisse zur Auswahl der richtigen Abtastrate:
Die Abtastrate ist weit mehr als nur eine Einstellung. Sie ist ein entscheidender Parameter für die Qualität und Nutzbarkeit der Daten. Anwender, die die Vor- und Nachteile hoher und niedriger Abtastraten kennen und moderne Verfahren wie die Envelope- und die Dual-Sampling-Funktion nutzen, stellen sicher, dass ihre Messungen präzise und effizient sind und den Anforderungen der Anwendung entsprechen.