Dieser direkte Weg spart Zeit und ermöglicht individuelle Lösungen auch bei kleinen Stückzahlen. Ganz im Sinne des Kunden ist auch unser fünfjähriger Gewährleistungszeitraum, er ist bei jedem Produkt ohne Aufpreis inklusive und in unserer Branche einzigartig. Und wie ich schon sagte, wir können selbst nach 15 Jahren auf Wunsch des Kunden unsere Messkarten noch warten, kalibrieren, reparieren oder sogar nachfertigen. In puncto Langlebigkeit der Produkte macht uns also so schnell niemand etwas vor.
In einem früheren Interview haben Sie die Aussage getroffen, „Wir sind nicht am schnellen Geld interessiert“. Würden Sie das heute noch unterschreiben bzw. kann man sich das in der heutigen Wirtschaft überhaupt noch leisten? Oder war und ist das vielmehr Ihr Erfolgsrezept?
Es wäre traurig, wenn heute nur dasjenige Unternehmen gut dastehen würde, dessen Interesse dem schnellen Geld gilt. Ich denke, dass trotz gestiegener Anforderungen und zunehmender Komplexität in der Wirtschaftswelt von heute nur derjenige langfristig Erfolg hat, der solide und vorausschauend handelt, also im besten Wortsinn nachhaltig. Wir reparieren auch ältere Produkte, statt einfach ein neues Gerät zu verkaufen. Aus Überzeugung und weil es sich am Ende bezahlt macht, denn Kunden merken sehr schnell, ob ein Unternehmen auch ihre Interessen vertritt oder nur die eigenen. Da ist sie wieder – die persönliche Überzeugung, die zum wirtschaftlichen Erfolg führt!
A propos persönliche Überzeugung – lassen Sie uns über Sie persönlich sprechen. Was waren Ihre Highlights in den 30 Jahren Spectrum?
Da gäbe es viele zu nennen. Aber natürlich gibt es besondere Momente, die wie Leuchttürme aus der Firmengeschichte herausragen. Ich denke da zum Beispiel an die Gründung der Spectrum Instrumentation Corp. in den USA im Jahr 2015. Persönlich begeistert mich auch die Tatsache, dass unsere Produkte in so wegweisenden Projekten Anwendung finden wie bei der Entwicklung eines Fusionsreaktors oder der eines MRT-Gerätes speziell für Kleinkinder und Säuglinge. Genauso kann es aber auch ein Highlight für mich sein, eine knifflige oder langwierige Aufgabe am Ende klug und zu meiner Zufriedenheit bewältigt zu haben – auch wenn das nicht an die große Glocke gehängt wird.
Über die Jahre gab es sicher Höhen und Tiefen. Hatten Sie jemals schlaflose Nächte?
Natürlich hatte ich schlaflose Nächte, vor allem in den Anfangsjahren. Ich denke, das gehört zur Selbstständigkeit, zum Unternehmertum einfach dazu. Diese Nächte sollten aber die Ausnahme bleiben, und für ein Dasein als Unternehmerin empfiehlt es sich grundsätzlich, viel Kraft, ein etwas dickeres Fell und eine Menge Optimismus im Gepäck zu haben!
Sie haben eine sehr geringe Fluktuation im Team. Das spricht für eine gute Arbeitsatmosphäre. Wie wichtig sind Ihnen bei der Auswahl Ihrer Mitarbeiter die sogenannten Soft Skills wie Empathie, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Flexibilität, Eigenverantwortung?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel mehr auf diese Soft Skills ankommt, als man sich vorstellen kann. Natürlich ersetzen diese Skills nicht die fachlichen Kompetenzen eines Mitarbeiters, aber Wissen ist grundsätzlich erlernbar bzw. ausbaufähig – persönliche Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Flexibilität und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sind es nach meiner Erfahrung aber nicht oder nur sehr wenig. Wenn eine Zusammenarbeit scheitert, hat es also meist mit diesen persönlichen Eigenschaften zu tun, also nicht damit, OB jemand einen Job machen kann, sondern WIE er ihn macht. Und dieses WIE ist für uns viel entscheidender als perfekte fachliche Qualifikationen.