Anfang 2019 will die Bundesnetzagentur Frequenzen in den Bereichen um 2 und 3,6 GHz für 5G versteigern. Parallel zur Auktion bereitet sie die Vergabe von Spektren in den Bereichen 3,7 – 3,8 GHz und 26 GHz zur lokalen und regionalen Nutzung vor. Denken Sie, das ist ausreichend?
Die Frage ist eher, wie effektiv kann man die freigegebenen Frequenzbänder nutzen? Beim Übergang von 3G auf 4G wurde kein Effizienzgewinn erreicht. Jetzt – von 4G auf 5G – kommen neue, komplexere Modulationsverfahren zum Einsatz. Mit der gleichen Bandbreite ist mehr Datendurchsatz erreichbar. Dazu muss man die vorhandenen Bänder effektiver ausnutzen. Für uns als Messtechnik-Hersteller ist es wichtig, alle Optionen, die implementiert werden könnten, mit der Testabdeckung zu erreichen. Das gilt übrigens nicht nur für Mobilfunkmesstechnik. Denn: Wir sprechen zwar über 5G und Wireless-Technologien, aber 5G hat natürlich auch große Auswirkungen auf die gesamte Netzwerkstruktur. Ein mobiles Endgerät verbindet sich mit einer Basisstation, die die Daten in ein Fixed Network weiterleitet – also in ein faseroptisches Netzwerk, das in einem Datacenter bzw. auf Servern endet. Um die Vorteile von 5G wirklich nutzen zu können, muss die gesamte Kommunikationsstrecke optimiert werden. Wir haben mit 5G also nicht nur eine hohe Dynamik, was die neuen Technologien anbelangt, sondern sie zieht sich durch das gesamte Netzwerk hindurch.
Mit reinen Mobilfunktestern ist es also nicht getan?
5G als Technologie kann man mit Wireless-Testern messen, aber um 5G wirklich als Industrie zu nutzen, muss die gesamte Industrie zum einen die Drahtlos-Netzwerke verbessern, zum anderen aber auch die gesamte Faserinfrastruktur und die Datenzentren, denn die bereits genannten Anforderungen, hohe Bandbreite, kurze Latenzzeiten und hohe Abdeckung, ziehen sich durch die gesamte Netzwerkstruktur durch – Wireless und Wireline. Und sowohl für die Versuchsphasen als auch für den Zeitpunkt, wenn 5G implementiert ist, ist es wichtig, das Netzwerk auch unter Stress zu testen – auf Sicherheit und auf das Nutzererlebnis. Hier werden Geräte wichtig, die das Nutzerverhalten emulieren können.
Es steckt für Sie als Messtechniker also reichlich Zukunftspotential in 5G…
Die ganze Industrie wird von 5G stark profitieren – so auch die Messtechnik-Branche. Denn für die Messtechnik hat 5G noch einen viel größeren Einfluss, weil ja nicht nur die Wireless-Technologie sich verändert, sondern auch die faseroptische und die Server-Industrie. Und wenn die Netzwerke erst einmal installiert sind, bilden sich durch die Nutzung von 5G noch weitere Industrien aus. Zum Beispiel wird die Automotive-Industrie 5G für autonomes Fahren nutzen, und auch generell wird für die ganze V2X-Kommunikation sehr viel Messtechnik gebraucht. Zudem bildet sich eine sehr breite Industrie rund um das Thema IoT – im kommerziellen wie im industriellen Bereich. Und auch Aerospace/Defence wird auf 5G setzen. Wir werden also einmal den Schub durch das eigentliche Testen der 5G-Technologie sehen, im weitergehenden Sinne werden aber auch die verschiedenen, 5G-nutzenden Industrien Bedarf an 5G-Messtechnik haben.
Ist das anders als bei den vorherigen Entwicklungen von 3G zu 4G, etc.?
Es ist mehr. Wenn wir nochmal zurückkommen auf die drei Netzwerk-Slices Bandbreite, Latenzzeit und Abdeckung: Beim Upgrade von 3G auf 4G bekamen die Kunden im Wesentlichen ein höheres Datenvolumen. Sie konnten Videos flüssiger anschauen, mit besseren Auflösungen etc. Mit 5G ergeben sich dank der geringeren Latenzzeiten ganz neue Möglichkeiten, beispielsweise für Anwendungen wie autonomes Fahren oder Virtuelle oder Augmented Reality. Damit entstehen eine ganze Reihe neuer Dienstleistungen, die die Serviceprovider und Operator anbieten und mit denen sie Geld verdienen können. Das wiederum rechtfertigt die hohen Investitionen der Netzwerkbetreiber. Diese Investitionen bewegen sich durch das ganze Ecosystem hindurch: Der Endkunde zahlt mehr Geld für neue Services, die Operator können dieses Geld in die Netzwerkstrukturen investieren, dadurch wiederum können neue Technologien entwickelt werden. Und die Messtechnik ist bei alledem ein unabdingbarer Erfolgsfaktor.