Hohe Abbruchquoten

Ist das E-Technik-Studium zu schwer?

29. April 2024, 9:56 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wie lassen sich die Abbrecherquoten senken?

Selbst sehr gute Noten in Mathematik und Physik reichen als Grundlage für ein erfolgreiches Studium der E-Technik nicht aus. Es setzt sehr gute Schulkenntnisse voraus, beginnt aber auf einem deutlich höheren und abstrakteren Niveau. Was sind denkbare Lösungsansätze? 

  1. Überarbeitung der Grundlagenkurse: Die anfänglich sehr theoretischen und abstrakten Grundlagenkurse könnten praxisnäher und anwendungsorientierter gestalten werden. Wichtig jedoch, so Dr. Michael Schanz: Die Menge an theoretischem Grundlagenstoff in den ersten Semestern könne nicht reduziert werden, aber »mit Praxisbezügen garniert«. Dies könnte das Interesse und Verständnis der Studierenden erhöhen und somit die Motivation steigern, das Studium fortzusetzen.
  2. Verbesserung der Studienberatung: Etwas mehr als die Hälfte der Studienabbrecher gibt laut Studie an, dass es an ihrer Hochschule keine Beratungsgespräche zu Studienbeginn gab. Eine zielgerichtete Studienberatung könnte Studienabbrüche zu vermeiden helfen. Beratungsangebote müssen dazu vor Beginn des Studiums leicht zugänglich sein und sogar aktiv angeboten werden, auf die Bedürfnisse von Erstsemesterstudierenden ausgerichtet. Das würde den Übergang von der Schule zur E-Technik erleichtern.
  3. Was insbesondere in Mathematik verlangt wird, unterscheidet sich grundlegend von der Mathematik der Schulzeit. Helfen könnten mehr Brückenkurse, wie sie häufig schon angeboten werden, vor Beginn des Studiums und begleitend. Dies kann Studierenden helfen, Lücken im Vorwissen zu schließen und den Stoff besser zu bewältigen. Tutorien, die von älteren Studierenden oder Dozenten geleitet werden, bieten zudem eine Plattform für Fragen und fördern das Verständnis der komplexen Materie.
  4. Die geforderte Stoffmenge wird als zu groß und zudem als praxisfern empfunden. Ein flexibleres Curriculum könnte es Studenten ermöglichen, ihren Studienverlauf individueller zu gestalten. Denkbar wäre so, individuell schwierigere Kurse über einen längeren Zeitraum zu stecken. Und damit Druck zu reduzieren.
  5. Die (ehemaligen) Studierenden erlebten Frontalunterricht mit wenig Projekt- und Teamarbeit. Die Lehrenden werden zwar nur von sehr wenigen Befragten als Loser oder unsympathische Menschen beschrieben, dennoch werden viele als eher praxisfern, unverständlich und zum Teil als demotiviert und trocken wahrgenommen. Praktische Projekte von Beginn an lassen die Relevanz des Gelernten (im Team – soziales Umfeld!) besser erkennen und eine stärkere Bindung zum Fachgebiet aufbauen. 
  6. Feedback ermöglichen: Rückmeldung zu Kursen und Lehrmethoden umzusetzen könnte das Studienangebot kontinuierlich verbessern helfen. 
  7. Selbsteinschätzung: Keine Illusionen wecken. Mit befriedigenden Noten in Mathematik und Physik ist das Studium nur mit sehr hohem Lernaufwand und hoher Misserfolgstoleranz zu schaffen. Wenn Physik in der 10. Klasse abgelegt und Informatik nie besucht wurde, ist das Risiko des Scheiterns hoch.
  8. Kommunikation optimieren: Elektrotechnik zu studieren ist nur dann sinnvoll ist, wenn die Noten in Mathematik, Physik und Informatik sehr gut waren und alle drei Fächer bis zur Hochschulreife belegt wurden und wenn sich umfassend über das Studium und den geforderten Lernaufwand informiert wurde. Zudem sollte man gut auswendig lernen und abstrakt denken können und die ersten, theoretischen Semester durchhalten können. Das braucht eine gewisse Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen. 

  1. Ist das E-Technik-Studium zu schwer?
  2. Wie lassen sich die Abbrecherquoten senken?

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