Update »Gehaltsformel der Elektronik«

Was verdient man als Embedded-Entwickler? 

11. April 2024, 12:44 Uhr | Corinne Schindlbeck
Nadja Eder, Geschäftsführerin von SchuhEder Consulting, im Interview auf der VIP-Bühne von WEKA Fachmedien auf der embedded world: »Auch wenn wir viel über Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Kommunikation diskutieren und diese unzweifelhaft in vielen Bereichen extrem wichtig sind: Im Vergleich mit fachlichem Know-how sind sie für Unternehmen oftmals nur das Sahnehäubchen.«
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Zur embedded world hat SchuhEder Consulting aktuelle Gehaltsdaten ausgewertet. Der Fokus liegt in dieser Auswertung auf der Entwicklung. Was fällt auf und welche Einflussfaktoren gibt es? Darüber haben wir mit Nadja Eder gesprochen, Geschäftsführerin von SchuhEder Consulting.

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Gehaltsformel der Elektronik: Embedded

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Auf der VIP-Bühne der embedded world 2024: Gehälter in der Embedded-Branche mit Nadja Eder, Schuh-Eder Consulting. Die Gehaltsformel der Elektronik (Embedded) gibt es hier: https://www.elektroniknet.de/karriere/gehaltsreport/was-verdient-man-als-embedded-entwickler.216219.html

Markt&Technik: Frau Eder, in der aktuellen Auswertung zur Gehaltsformel der Elektronik liegt der Fokus vor allem auf Entwicklung. Warum ist es generell schwierig, genaue Zahlen zu Gehältern in der Embedded-Industrie zu nennen?  
Nadja Eder: Hierzu müssen wir im ersten Schritt einmal definieren, was wir unter dem Bereich Embedded überhaupt verstehen. Werfen wir beispielsweise einen Blick auf die Aussteller der embedded world, wird klar, dass wir hier neben Halbleiterherstellern und Distributoren auch Tool-Anbieter, Softwareentwickler, Systemhersteller bis hin zu Produzenten passiver Bauelemente finden. Jeder dieser Bereiche hat seine eigenen Gehaltsstrukturen, die von diversen Faktoren wie technologischen Fortschritten, Marktbedarf und Innovationszyklen beeinflusst werden. Unsere Auswertungen zeigen signifikante Gehaltsunterschiede zwischen diesen Bereichen. Der Range bildet sich auch in den Zahlen (siehe Grafiken, Anm. d. Red.) ab.

Wer liegt dabei an der Spitze? 
Eindeutig der Bereich Electronic Design-Automation.

Welche Rolle spielen Einflussfaktoren wie die aktuelle wirtschaftliche Flaute und mancherorts Hiring-Freeze bei gleichzeitigem Fachkräftemangel? 
Natürlich haben diese Faktoren einen deutlichen Einfluss auf die Stimmung in Unternehmen und die Einstellungen. Die »Champagnerlaune« in den Jahren 2022 bis (bei vielen Unternehmen) Herbst 2023 oder noch später ist etwas abgekühlt. Wir haben einige Geschäftsbeziehungen mit Kunden, bei denen sich die Sorgenfalten vermehrt haben. Panikattacken konnten wir bei unseren Gesprächspartnern allerdings rundherum keine feststellen. Dafür ist Elektronik insgesamt einfach immer noch einer der Wachstumsmärkte schlechthin.
Man kann beobachten, wie die Kunden derzeit oftmals konsolidieren, allgemein vorsichtiger mit Positionen agieren. Der Stellenmarkt ist deshalb aktuell ruhiger. Wobei uns viele sagen, dass schon wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei und wir die Talsohle durchschritten haben. Und wir dürfen nicht vergessen: Anders als in anderen Krisen wurde und wird ja aktuell eingestellt, nur eben etwas weniger. Der Kampf um bezahlbare Talente ist nicht vorbei, schon gar nicht bei Elektroingenieuren. Die Embedded-Branche hat generell eine hohe und wachsende Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften.

Bleiben wir bei Embedded-Entwicklern. Welche Qualifikationen oder Skills sind besonders gefragt und werden entsprechend bezahlt?
Auch wenn wir viel über Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Kommunikation diskutieren und diese unzweifelhaft in vielen Bereichen extrem wichtig sind: Im Vergleich mit fachlichem Know-how sind sie oftmals für Unternehmen nur das Sahnehäubchen – der Fokus liegt definitiv auf der fachlichen Kompetenz. Entwicklung dürfte wohl der einzige Bereich sein, in dem Unternehmen (nicht so selten) auf gewünschte Soft Skills verzichten. Hier gilt nämlich manchmal durchaus, dass Fachkompetenz so schnell nicht antrainiert werden kann, was man sonst ja des Öfteren hört.

Bleiben wir also bei der Fachkompetenz: Welche spezialisierten Fähigkeiten sind gesucht? 
Auch diese variieren je nach spezifischem Job und Industriebereich. In der Automobilbranche ist es etwa Autosar. Allgemein sind Programmiersprachen wie C und C++ essenziell. Auch Kenntnisse in Assembly, Python und anderen spezifischen Sprache sind wertvoll. Dazu braucht es Hardware-Verständnis und Erfahrung im Umgang mit Mikrocontrollern und Prozessoren. Aber auch Erfahrung mit Echtzeitbetriebssystemen und anderen speziellen Embedded-Betriebssystemen ist gesucht, ebenso wie der Umgang mit Tools zur Softwareentwicklung, Netzwerkprotokolle und drahtlose Kommunikation, Systemdesign und Architektur, Problembehebung und Debugging und spezifische Kenntnisse der jeweiligen Industrie und ihrer Standards, etwa Medizintechnik. Diese Liste ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt und je nach Unternehmen und genauer Rolle noch beliebig zusammenstellbar.
Wer Projekte leiten will, braucht Projektmanagement- und Teamfähigkeit. Angesichts der zunehmenden Vernetzung von Embedded-Systemen sind auch Kenntnisse in der IT-Sicherheit und im Datenschutz zunehmend gefragt.
Inwiefern beeinflussen Faktoren wie die Unternehmensgröße und die Region die Gehälter in der Embedded-Branche? Man hört manchmal von Gehaltssprüngen, wenn aus der Provinz in die Metropolen gewechselt wird.  
Das ist möglich. Aber es hat auch einen Preis, etwa wenn man dafür ein gewachsenes Umfeld verlassen muss. Gehalt allein ist nicht alles – das wollen wir ja gerade mit der Gehaltsformel der Elektronik ausdrücken. Die Unternehmensgröße spielt meist insofern eine Rolle, als bei den Großen oft nach Tarif gezahlt wird – und der schlägt in der Regel alles. Auch sind die Gehälter in Ballungsräumen oder in Regionen mit einem hohen Anteil an High-Tech-Unternehmen tendenziell höher. Aber dies sind keine Besonderheiten der Embedded-Branche; sie gelten allgemein in der Elektronikindustrie. 

Welche Rolle spielen Ausbildungsniveau und Berufserfahrung? Sind bestimmte Zusatzqualifikationen von Vorteil?
Berufserfahrung wird als Wert manchmal von Kandidaten überbewertet! Was stattdessen vielmehr zählt, ist das spezifische Skillset, wie wir zuvor schon besprochen hatten. 

Wie steht es um geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede in der Branche, Stichwort Gender-Pay-Gap?
Unternehmen haben ein großes Interesse, ihren Frauenanteil zu erhöhen – dazu darf man sie nicht schlechter bezahlen. Unternehmen erkennen die Bedeutung der Diversität im Team und fördern diese oftmals aktiv mit lukrativ interessanten Angeboten.

Gibt es nützliche Tipps für erfolgreiche Gehaltsverhandlung?  
Das ist pauschal schwer zu beantworten. In der Elektronik bzw. bei den Jobs, bei denen wir bei der Besetzung unterstützen, ist man tendenziell ja schon im oberen Gehaltssegment. Wir sehen oft, dass nicht wegen Gehalt gewechselt wird, sondern wegen individueller Bedürfnisse. Aber natürlich sollte man wissen, wo man im Benchmark liegt, und sich mit den durchschnittlichen Gehältern in der Branche vertraut machen. Ist der Vergleich grob unterdurchschnittlich, dann sollte man mit seinem Chef sprechen. Eine offene Kommunikation hilft hier immer weiter. Schade, dass manch einer erst kündigen muss und erst dann das Unternehmen hellhörig wird und beim Gehalt nachbessert. Sowas hinterlässt auf beiden Seiten Spuren.

Noch zu den nichtmonetären Faktoren, die Embedded-Entwickler bei einem Arbeitgeber bevorzugen, notfalls auch unter Gehaltsverzicht.
Sehr weit oben sehen wir die Innovationskraft eines Unternehmens und das R&D-Budget.

 


 


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