Wie wird künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt beeinflussen und welche klassischen Berufsbilder könnten der Automatisierung zum Opfer fallen? Die gute Nachricht für Elektroingenieure: Ihr Risiko des Jobverlustes durch KI liegt praktisch bei Null. Wie wird sich ihre Arbeit verändern?
Als Experten werden sie weiterhin gesucht sein, die Entwicklung von KI mit vorantreiben und auch in ihrem Arbeitsalltag von ihr profitieren, indem sie weniger verwaltend, dafür kreativer und produktiver arbeiten werden. Und dabei schneller und ressourcenschonender Ergebnisse produzieren, etwa in Form neuer ICs. Davon zeigt sich Dr.-Ing. Damian Dudek von der RWTH Aachen, Experte für neuromorphe Halbleiterbauelemente für KI-basierte Systeme, überzeugt.
Wie und in welchem Umfang KI den Arbeitsmarkt umkrempelt, ist in diesem frühen Entwicklungsstadium gesamtgesellschaftlich noch vielerorts Kaffeesatzleserei. Im Electronic Design nicht: »KI entlastet Ingenieure heute schon in vielen Bereichen der Elektrotechnik und Informationstechnik«, so Dudek. Das passt zur Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft, wonach KI das Potenzial habe, den Fachkräftemangel zu lindern, ihn aber nicht beheben werde. Der Bedarf an geschultem und erfahrenem Personal zur Steigerung der Effizienz von KI-Optimierungswerkzeugen werde stattdessen eher noch zunehmen, so Dudek. Potenziell neue Jobs liegen zum Beispiel in der KI-Entwicklung, in Datenmanagement und -analyse, der Software-Entwicklung und in der IT-Sicherheit. Und für alle Einsatzgebiete bereitet das E-Technik-Studium optimal vor.
Die Aussichten? Rosig: Künstliche Intelligenz werde laut IW umso schneller zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen, je datengetriebener und -orientierter eine Branche ist. Und sieht dabei im Branchenvergleich die Elektrotechnik und die Informations- und Kommunikationstechnik sowie den Maschinenbau an vorderster Stelle. Es sei nun wichtig, zügig die Normung voranzutreiben, so Dudek. Um »politisch, aber auch inhaltlich ganz früh mitreden und gestalten« zu können.
Zwei im März veröffentlichte Studien betonen die nötigen gesellschaftlichen Anpassungen an den Einzug künstlicher Intelligenz: »The Potentially Large Effects of Artificial Intelligence on Economic Growth« von Goldman Sachs und »GPTs are GPTs: An Early Look at the Labor Market Impact Potential of Large Language Models«, ein gemeinsames Working-Paper von ChatGPT-Erfinder OpenAI, Open Research und der University of Pennsylvania. Die Autoren fordern auf, den Wandel auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu gestalten und Arbeitnehmer für die neuen Anforderungen zu rüsten, etwa durch Weiterbildung von Kompetenzen, die in einer KI-getriebenen Wirtschaft weiter nachgefragt werden, weil sie nicht automatisiert werden können. Weil das nicht für alle möglich sein dürfte, müssten nun Konzepte zur sozialen Abfederung entwickelt werden.