Chancengleichheit im Bewerbungsprozess

Migranten haben es bei der Jobsuche schwerer

3. Juli 2023, 11:48 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Bewerber mit Migrationshintergrund haben nicht die gleichen Chancen wie einheimische Jobsucher und müssen stellenweise Diskriminierung in Kauf nehmen. Noch stärker sind Studierende betroffen, zeigt die Umfrage Trendence HR-Monitor unter knapp 5000 Beschäftigten und knapp 2000 Studierenden.

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Deutschland braucht mehr Einwanderung, um den Arbeitskräftemangel und sein Rentenproblem zu lösen. Zu diesem Zweck wurde gerade das Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen

Nun zeigt eine Umfrage des Trendence-Instituts (Trendence HR-Monitor), dass Bewerber mit Migrationshintergrund sich einheimischen benachteiligt fühlen. Befragt für die repräsentative Studie wurden 4.961 Beschäftigte und 1.953 Studierende.

Demnach glaubt fast die Hälfte (48,8%) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund, dass sie nicht die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt besitzt wie einheimische Kandidaten. Den Eindruck bestätigen 48,6% der Befragten ohne Migrationshintergrund.

Deutlich höher ist der Anteil der Studierenden, die von einem solchen Ungleichgewicht auf dem Jobmarkt ausgehen. 63,3% der Studierenden mit Migrationshintergrund beklagen fehlende Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt, was 62,7% ihrer Kommilitonen ohne bestätigen.

Ein Viertel müssen taktlose Andeutungen zur Herkunft hinnehmen

41,0% der Beschäftigten, die nicht in Deutschland geboren wurden oder mindestens ein Elternteil ohne einheimische Wurzeln haben, geben in der Trendence-Umfrage zudem an, sie seien bereits mindestens einmal im Bewerbungsprozess diskriminiert worden.

Mehr als ein Viertel berichten von Diskriminierungserfahrungen, in der sie deplatzierte Bemerkungen zu ihrer Herkunft hinnehmen mussten (26,1%) oder im Bewerbungsprozess eine offensichtliche Ungleichbehandlung erfuhren (23,5%). 14,8% erhielten eigenen Angaben zufolge gar eine Absage, in der eine fehlende Eignung für den entsprechenden Job mit der Herkunft des Bewerbenden begründet wurde.

Bewerbungsprozess und Situation im Unternehmen werden unterschiedlich wahrgenommen 

So zeigen sich derzeit fast zwei Drittel der Befragten (63,1%) in ihrem aktuellen Arbeitsumfeld mit der diversen Unternehmenskultur hinsichtlich der Herkunft zufrieden. Gerade einmal 7,4% bemängeln, dass ihr Unternehmen hier nicht zufriedenstellend aufgestellt sei.

35,0% der Beschäftigten wünschen, dass ihr Arbeitgeber seine Bemühungen zu mehr Vielfalt, was die Herkunft der Mitarbeitenden betrifft, maximiert. 49,4% finden, dieser sollte zumindest den aktuellen Status diesbezüglich beibehalten. Dazu passt: 57,5% aller Befragten finden, dass sich eine solche Belegschaft positiv auf die Kommunikation an ihrer Arbeitsstelle auswirkt.

Weitere 58,5% geben zudem an, dass sie ihre Zufriedenheit mit ihrem Arbeitgeber steigere. 54,1% sind letztlich überzeugt, dass eine derart bunte Zusammensetzung die Innovationskraft im Unternehmen anhebt.

Für die repräsentative Umfrage befragte das Trendence Institut bundesweit 6.914 Menschen – 4.961 Beschäftigte sowie 1.953 Studierende. 1.106 der befragten Arbeitnehmer hat Migrationshintergrund. Der Befragungszeitraum lag im Mai 2023.


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