Die Jobplattform Indeed hat Stellenanzeigen mit Viertagewoche erhoben. Ergebnis: ihr Anteil am Gesamtaufkommen steigt rasant, eine Branche scheint gar prädestiniert dafür zu sein. Im Verhältnis zu den Stellenangeboten insgesamt sind Jobs mit Viertagewoche aber noch ziemlich rar.
Weniger Arbeitstage bei gleichem Lohn: Die Vier-Tage-Woche als mögliche Lösung gegen den Fachkräftemangel wird kontrovers diskutiert. Als Pluspunkte gelten etwa der Ansporn für Frauen, von Teil- auf Vollzeit zu wechseln sowie ein möglicher Produktivitäts-Booster, weil das verkürzte Arbeitsmodell Beschäftigten mehr Freizeit und Flexibilität verspricht. Nur wer soll dann die ganze Arbeit machen, fragen Wirtschaftsverbände wie die vbw in Bayern, die auf keinen Fall eine starre Regelung dazu will.
Doch offenbar nutzen immer mehr Unternehmen in Deutschland die Viertagewoche als Anreiz für Bewerber, meldet die Jobseite Indeed, die dazu das Stellenanzeigen-Aufkommen analysiert hat. Der Untersuchungszeitraum dazu war von März 2018 bis März 2023. Für den Vergleich wurden alle Stellenanzeigen erfasst, in denen die Schlagworte "4 tage woche", "4-tage-woche" bzw. "vier tage woche" genannt wurden. Die Daten wurden zwischen dem 01.03.2018 und dem 31.03.2023 erhoben.
Ergebnis: Im März 2023 gibt es rund 5.300 Jobs mit Vier-Tage-Woche in Deutschland. Ihr Anteil ist im Betrachtungszeitraum von fünf Jahren um 848 Prozent angestiegen. Freilich von recht niedrigem Niveau aus, denn insgesamt gibt es zwei Millionen offene Stellen auf Indeed. Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres hat sich der Anteil in den ersten drei Monaten 2023 aber immerhin um 15,7 Prozent vergrößert. Die Nachfrage ist in den letzten fünf Jahren noch deutlicher angestiegen: Zwischen 2018 und 2023 hat sich der Anteil an Suchanfragen nach einer Viertagewoche sogar um 2.700 Prozent vervielfacht. Allein im Vorjahresvergleich der ersten drei Monate 2023 stieg die Suche um 336 Prozent an.
Die meisten Angeboten für eine verkürzte Arbeitswoche richten sich an zahnmedizinische Fachangestellte. Sie machen 2,3 Prozent aller Vier-Tage-Woche-Jobs aus. Inserate für Köche kommen auf einen Anteil von 2,2 Prozent, 1,9 Prozent entfallen auf Physiotherapeuten. Der Anteil bei Produktionsmitarbeitern und Küchenhilfen liegt bei 1,8 bzw. 1,6 Prozent.
18,4 Prozent der Stellen, die eine verkürzte Arbeitswoche anbieten, sind in dieser Branche ausgeschrieben. Für das Handwerk ist das Arbeitsmodell ein neuer Ansatz, um den Nachwuchs von sich zu überzeugen: Laut Statistischem Bundesamt ist 2022 die Anzahl begonnener Ausbildungen im Handwerk im Vorjahresvergleich um 2,3 Prozent zurückgegangen.
»Immer mehr Arbeitgeber werben mit der verkürzten Arbeitswoche. Die Zuwachsraten sind beeindruckend und sprechen für die Attraktivität und die Nachfrage nach diesem Arbeitsmodell. Die Vier-Tage-Woche ist mit Sicherheit eines der Modelle, mit dem derzeit im Wettbewerb um Fachkräfte am meisten experimentiert wird. Zahlreiche Pilotprojekte haben gezeigt, dass die Vier-Tage-Woche zu einer Reduzierung an Fehltagen, einer besseren Vereinbarkeit und einer gesteigerten Motivation der Beschäftigten beitragen kann, ohne dass die Betriebe an Produktivität einbüßen. Die Vier-Tage-Woche ist weit davon entfernt, ein Massenphänomen zu sein, sie könnte aber im Rennen um die besten Talente zu einem werden, wenn Angebot und Nachfrage weiter so stark zunehmen.« kommentiert Dr. Annina Hering, Ökonomin im Indeed Hiring Lab.