Die IG Metall will die Viertagewoche, bei gleichem Lohn. Die Arbeitgeberverbände sind dagegen und verweisen auf den Fachkräftemangel. Das Inhabergeführte Unternehmen Simos Elektronik Vertriebs GmbH aus Dachau bei München will das Modell nun ab Juli für seine Mitarbeiter vierzehntägig umsetzen.
»Wir planten das schon länger«, erzählt Gerhard Huber, geschäftsführender Gesellschafter von Simos. Das Personal sei sein Kapital, wird wertgeschätzt – da müsse man schon auch was bieten.
Nur zu gerne würde man noch weitere Mitarbeiter einstellen. Aber der Markt ist bekanntlich schwierig, die Konkurrenz um Fachkräfte groß. Homeoffice sei bei Simos nicht möglich.
Und so haben Huber, Geschäftsführer Benedikt Brenner und Prokuristin Claudia Weber entschieden, dass ihre Mannschaft ab 1. Juli jeden zweiten Freitag im Monat frei haben soll - bei vollen Bezügen. »Damit ist er in unserer engeren Branche wohl Vorreiter«, kommentiert Personalberaterin Renate Schuh-Eder die Entscheidung.
Fast vier Jahre Planung ging dem Vorhaben voraus. Kein Kunde, kein Lieferant sollte davon beeinträchtigt sein. Deshalb ist ab Juli jeden Freitag immer die Hälfte der Belegschaft im Büro, die andere Hälfte macht frei. Dafür wurde die Arbeit reorganisiert, Routinetätigkeiten verschlankt, die EDV ertüchtigt, eine zusätzliche Person eingestellt. Nun passt es, es kann losgehen.
24 zusätzliche Urlaubstage seien das für die Mitarbeiter, rechnen die drei vor. Die Kosten dafür trägt Huber. Er will es sich leisten: »Sich einmal am Tag ein Schnitzel gönnen können« sei die bescheidene Prämisse, es gehe ihm nicht ums große Geldverdienen. Aber um pragmatische Lösungen. »Wir brauchen keinen Hubschrauber und keine Villa«.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Huber so großzügig zeigt. Als im Oktober letzten Jahres die sogenannte »Inflationsausgleichsprämie« von 3000 Euro als freiwillige, steuer- und sozialabgabenfreie Leistung von Arbeitgebern eingeführt worden war, habe man sie am drauf folgenden Tag an die Mitarbeiter überwiesen, sagt Huber. Ehrensache.
Was sagen die Mitarbeiter zur neuen, zweiwöchentlichen Viertagewoche? Der Wunsch sei ja aus der Belegschaft gekommen, erklärt Huber. Die Teams hätten eben sehr viel Entscheidungsfreiheit.
Die Betriebszugehörigkeit der einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kann er aus dem Kopf aufsagen: »14 Jahre, 23 Jahre, 11 Jahre, 12 Jahre…«. Als 2008 die Finanzkrise die Umsätze und Aktienkurse in den Keller fegte, beantragte Huber weder Kurzarbeit noch entließ er jemanden aus der Belegschaft. Das „tägliche Schnitzel“ war ja zu keiner Zeit gefährdet. Auch in der Coronakrise behielten alle ihre Jobs.