TSMC investiert in Europa

Wird Dresden das Rennen machen?

13. Januar 2023, 9:26 Uhr | Heinz Arnold
Die Fab 16 von TSMC.
© TSMC

TSMC erwägt den Bau einer Fab in Europa, Dresden wäre ein möglicher Standort. Der größte IC-Hersteller der Welt muss aber auch auf den Rückgang der Nachfrage reagieren.

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Nach Informationen der FAZ will TSMC eine europäische Fab in Dresden bauen, eine Entscheidung stünde aber noch aus. C.C. Wei, CEO von TSMC hatte am vergangenen Donnerstag nicht nur den Bau einer zweiten Fab in Japan angekündigt, sondern auch erklärt, dass TSMC sich in Europa engagieren wolle: »Wir stehen mit europäischen Kunden und Partnern in Kontakt und untersuchen, ob der Bedarf der Kunden und die Unterstützung von staatlicher Seite den Bau rechtfertigen können.«

Dabei sollte es sich um eine Fab handeln, die sich auf die Prozesse konzentriert, die die europäischen Abnehmer, insbesondere die Automotive-Industrie brauchen. Zwar generiert TSMC mit Automotive-Chips nur 5 Prozent des Gesamtumsatzes, doch ist dieser Sektor mit 74 Prozent im vergangenen Jahr am schnellsten gewachsen. Dass TSMC erwägt, in eine neue Fab in Europa zu investieren, dürfte aber vor allem der geopolitischen Lage geschuldet sein: Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre wollen die Politik und die Kunden IC-Produktionen vor Ort, um die Versorgung besser abzusichern. Deshalb investiert TSMC bereits in Werke in den USA – allein in die dortigen Fabs sollen 40 Mrd. Dollar fließen – sowie in Japan.

Aber auch TSMC muss auf den Rückgang der Nachfrage nach Chips reagieren. Am stärksten war der Bedarf an 7-nm-Chips für PCs und Smartphones gesunken. Insgesamt werde der Umsatz im ersten Quartal 2023 zwischen 12 und 16 Prozent auf 16,7 bis 17,5 Mrd. Dollar einbrechen. Für die erste Jahreshälfte geht C.C. Wei von einem Umsatzrückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich aus. 
 
C.C. Wei wiederholte deshalb am Donnerstag die Ankündigung, die Investitionen in diesem Jahr um 10 Prozent kürzen zu wollen. Die Ausgaben für neues Equipment sollen ebenfalls sinken: zwischen 32 und 36 Mrd. Dollar will TSMC in diesem Jahr dafür ausgeben. 2022 waren es 36,5 Mrd. Dollar. Der größte Teil des Geldes soll in diesem Jahr in Maschinen für die neusten Prozessknoten wandern.  

C.C. Wei rechnet damit, dass die Lagerbestände aufgrund der Maßnahmen der Hersteller während des ersten Halbjahres 2023 stark zurückgehen werden. 

Außerdem werde die Nachfrage nach 3-nm-ICs im zweiten Halbjahr 2023 wieder anziehen: »2023 wird die 3-nm-Produktion voll ausgelastet sein.« Voraussichtlich werden die 3-nm-Chips 2023 im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zum Umsatz beitragen. Weil auch die Nachfrage für die übrigen fortgeschrittenen Prozessknoten im zweiten Halbjahr in die Höhe gehen werde, prognostiziert er für TSMC ein »verhaltenes Wachstumsjahr«, während die IC-Hersteller in diesem Jahr voraussichtlich mit Umsatzrückgängen zwischen 3 und 4 Prozent rechnen müssen.


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