Western Digital und Kioxia

Was hinter einem Merger stecken könnte

30. August 2021, 11:19 Uhr | Heinz Arnold
© Western Digital

Werden sich Western Digital und Kioxia zusammenschließen? Wenn ja, könnte dahinter mehr stecken als eine schlichte Übernahme.

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Die USA wollen die Zusammenarbeit mit Japan und Europa vorantreiben, um gemeinsam die neusten ICs zu entwickeln. Derzeit verfolgen viele amerikanische Hersteller die Strategie, die ICs zu entwerfen, sie aber in Foundries fertigen zu lassen. Die befinden sich vor allem in Taiwan, wo mit TSMC die mit Abstand größte Pure Play Foundry der Welt ihre Fabs betreibt. Die geopolitische Situation rund um Taiwan ist derzeit allerdings heikel. Also suchen die USA den Schulterschluss mit Japan. US-Präsident Joe Biden hatte schon im April dieses Jahres nach einem Treffen mit Yoshihide Suga, Premierminister von Japan, verlauten lassen, dass die USA und Japan auf vielen High-Tech-Gebieten zusammenarbeiten wollen – von 5G über KI und Quantencomputer bis zur Biotechnologie. Vor allem sollten die Lieferketten für Halbleiter gemeinsam gestärkt werden, ohne die all die genannten Sektoren auf dem Trockenen säßen.

In dieses Szenario würde ein Zusammenschluss von Western Digital und Kioxia gut passen. Immerhin erreichen beide Firmen gemeinsam im NAND-Flash-IC-Sektor ungefähr die Größe von Marktführer Samsung.

Doch hatten Toshiba und die japanische Politik 2018 noch verhindert, dass Western Digital die damals ausgegliederte Toshiba Memory übernehmen konnte. Western Digital wollte damals über das weitere Schicksal der Toshiba-Tochter zumindest ein gewichtiges Wort mitreden und sah sich dafür in einer starken Position. Denn 2016 hatte Western Digital den Flash-Speicher-Spezialisten SanDisk gekauft, der mit Toshiba damals ein langjähriges und erfolgreiches Joint-Venture zurückblicken konnte, das nach der Übernahme durch Western Digital fortgeführt wurde. Die Auseinandersetzung brachte das Bündnis an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Dann einigten sich die Unternehmen aber doch: Das später in Kioxia umbenannte Unternehmen kam für 18 Mrd. Dollar in Besitz eines Konsortiums unter Führung von Bain Capital, das Kioxia an die Börse bringen will. Sowohl das Konsortium als auch Toshiba, die immer noch 40,6 Prozent der Anteile von Kioxia hält, scheinen diesen Weg immer noch zu bevorzugen. Denn dass würde mehr Geld in die Kassen der Investoren spülen als der Verkauf für angeblich 20 Mrd. Dollar an Western Digital. Zum Vergleich: Intel hatte seine NAND-Flash-Sparte für 9 Mrd. Dollar an SK Hynix verkauft, die auf nur ein Drittel des Umsatzes von Kioxia kommt. Gemessen daran könnte als für Kioxia deutlich mehr drin sein.

Es gibt noch eine weitere Schwierigkeit: Japan ist genauso wie die USA daran interessiert, die Halbleiterfertigung wieder ins Land zurückzuholen. Der Fertigungsanteil der USA ist von weltweit 37 Prozent 1990 auf jetzt 12 Prozent gesunken, der Anteil von Japan liegt bei 10 Prozent. Sowohl die USA als auch Japan sähen deshalb besonders gerne, dass der Hauptsitz des durch einen eventuellen Zusammenschluss von Western Digital und Kioxia entstandenen Unternehmens in ihren jeweiligen Ländern läge. Eine Einigung dürfte schwer zu erzielen sein.

Unterdessen stellt China genüsslich den Abzug der USA aus Afghanistan als ein Zeichen für den Niedergang nicht nur der westlichen Führungsmacht, sondern des westlichen Systems insgesamt dar – und der Druck auf Taiwan wächst. Damit dürfte auch der Druck auf Japan und die USA wachsen, im Halbleitersektor ein Zeichen zu setzen. Die Situation sieht jetzt etwas anders aus als noch 2018. Das könnte eine Einigung mit Modellcharakter beflügeln.


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