Pat Gelsinger, CEO von Intel, hat die Entwicklerkonferenz »Intel Innovation 2023« für ein ganz klares Statement genutzt: Intel hat zu seinen alten Stärken zurückgefunden – sowohl auf der Produkteseite als auch vonseiten der Prozesstechnologien.
Aus Gelsingers Sicht passiert das zum passenden Moment, denn er ist überzeugt, dass die Halbleitertechnik eine grandiose Zukunft vor sich hat. Er erklärt: »KI stellt einen Generationswechsel dar, der eine neue Ära globaler Expansion einläutet, in der das Computing eine noch wichtigere Rolle für eine bessere Zukunft für uns alle spielt.
Für Entwickler ergeben sich daraus enorme gesellschaftliche und geschäftliche Möglichkeiten, die Grenzen des Machbaren zu erweitern, Lösungen für die größten Herausforderungen der Welt zu schaffen und das Leben aller Menschen auf dem Planeten zu verbessern.« Intel werde alles dafür tun, KI überall und für jedermann zugänglich zu machen, um »Siliconomy« weiter voranzutreiben. Darunter versteht er ein Wirtschaftswachstum, das durch Silizium und Software getrieben wird.
Gelsinger weiter: »Bereits heute hat die Halbleiterindustrie ein Volumen von 574 Mrd. Dollar erreicht, was wiederum eine globale Tech-Industrie im Wert von fast 8 Billionen Dollar ermöglicht.« Und nachdem es keinen Aspekt im Leben gebe, der nicht zunehmend digitalisiert würde, und jedes verbundene Gerät zum Computer wird, werde die Siliconomy immer wichtiger. »Alles wird smart, wobei KI einen generativen Wechsel darstellt. Dabei sollte eine einfache Regel beachtet werden: Die Entwickler halten die Economy am Laufen, nicht die Politiker, nicht die CEOs«, so Gelsinger. Dementsprechend werde Intel »die coolste Hardware und Software ASAP liefern«.
Gelsinger ist überzeugt, dass Intel mit seinen Gaudi-Prozessoren im Markt durchaus punkten kann. Er erklärt, dass Gaudi Performance-Werte erreicht, die mit denen des Marktführers mithalten können, und das »bei viel besseren TCO (Anm. der Red.: TCO: Total Cost of Ownership)«, so Gelsinger. Stolz erklärt er weiter: »Wir haben uns gerade ein ziemlich großes Projekt gesichert – einen großen KI-Supercomputer, der vollständig auf Intel-Xeon-Prozessoren und 4000 Intel-Gaudi-2-Beschleunigern basiert. Damit entsteht einer der 15 besten Supercomputer in der Welt.«
Außerdem arbeiten Intel und Dell zusammen, um KI-Systeme für jeden Anspruch anzubieten. »Die Kombination der Zuverlässigkeit unserer Dell-PowerEdge-Server mit Intel-Technologien für General-Purpose- und beschleunigtes Rechnen liefert leistungsfähige Systeme für optimierte KI. PowerEdge-System mit Xeon und Gaudi werden KI-Arbeitslasten von Large-Scale-Training bis hin zu einfachem Inferenzieren unterstützen«, erklärt Jeff Clarke, Vice Chairman und COO von Dell Technologies, auf der Entwicklerkonferenz.
Wobei Gelsinger betont, dass es falsch sei, bei KI immer nur an GPUs zu denken, denn die Xeon-CPUs der 4. Generation können »jede universelle KI-Arbeitslast ausführen«. Diese Aussage untermauert er mit dem Ergebnis des KI-Benchmarks MLPerf: »Die Xeon-CPU der Max-Serie war die einzige CPU, die bei GPT-J, einem großen Sprachmodell, eine Genauigkeit von 99,9 Prozent erreichen konnte«, so Gelsinger. Und Zhou Jingren, CTO von Alibaba Cloud, fügt hinzu: »Alibaba nutzt Xeon für seine Workloads wie generative KI und LLMs, und hier konnten wir mit Xeon der 4. Generation durchschnittlich eine dreifache Beschleunigung der Reaktionszeit bei der Inferenzierung erreichen.«
Laut Gelsinger hat Intel bereits das erste Gaudi3-Silizium aus der Fab zurückbekommen, 2024 soll der Baustein auf den Markt kommen. 2025 soll dann Falcon Shores – eine Kombination von Gaudi2 und GPU-Fähigkeiten - folgen. Gaudi3 basiert auf 5 nm und zeichnet sich gegenüber Gaudi2 (7 nm) durch die doppelte Rechenleistung und eine erhöhte HBM-Kapazität (1,5) und Netzwerk-Bandbreite (1,5) aus.
»Intel rechnet damit, im Jahr 2024 mehrere zehn Millionen neue KI-fähige PCs auf den Markt zu bringen und später auf Hunderte von Millionen Einheiten zu skalieren«, so Gelsinger. Für diese KI-PCs setzt Intel auf den neuen »Core Ultra«-Prozessor (früherer Codename »Meteor Lake«), »der der erste Prozessor mit integrierter NPU (Neural-Processing-Unit) für KI ist und am 14. Dezember 2023 eingeführt wird«, so Gelsinger weiter. Auf Core Ultra ist eine Mixtur aus P- (Performance) und E-Cores (Efficient) plus Intel-Arc-Grafik integriert und stellt das erste Chiplet-Design (Fovero-3D-Packaging-Technologie) für Client-Anwendungen dar. Die Prozessoren basieren auf dem Intel4-Prozess, bei dem Intel erstmals EUV nutzt. Und es gibt bereits einen Anbieter eines KI-PC: Acer will einen Laptop mit Core Ultra auf den Markt bringen.
Intel arbeitet bereits an zukünftigen Prozessorgeneratoren der Intel-Core-Prozessoren für KI-PCs, namentlich Arrow Lake, gefolgt von Lunar Lake und später dann Panther Lake. Gelsinger zeigt auf der Entwicklerkonferenz bereits den ersten Wafer mit Arrow Lake, der auf dem Intel-20A-Prozess basiert, und erklärt, dass dieser gerade aus der Fab gekommen sei. Der Prozess arbeite wie erwartet, sodass Arrow Lake im Vergleich zu der jetzigen Generation weitere Verbesserungen in Hinblick auf Rechenleistung, Leistungsaufnahme und Fläche aufweist. 2025 soll Panther Lake folgen, das Design sei bereits in vollem Gange. Gelsinger geht davon aus, dass das Design im ersten Quartal 2024 in die Fab geht und dann mithilfe von Intel 18A prozessiert wird, der letzte Prozess, den Intel auf seiner Entwicklungsreise »fünf Prozesse innerhalb von vier Jahren« entwickeln will.
Auch die Entwicklung der Xeon-Prozessoren läuft laut Gelsinger planmäßig ab, so dass am 14. Dezember mit Emerald Rapids auch die fünfte Generation von Xeon vorgestellt werden kann. Und weiter: »Die fünfte Generation von Xeon bietet mehr Rechenleistung und schnelleren Speicher bei gleichem Stromverbrauch wie Intels vorherige Xeon-Generation.« 2024 soll es dann Schlag auf Schlag weitergehen. 2024 sollen Sierra Forest (E-Cores) und Granite Rapids (P-Cores) auf den Markt kommen. Sierra Forest bietet eine 2,5-fach höhere Rackdichte und eine 2,4-fach höhere Leistung pro Watt im Vergleich zur 4. Generation von Xeon und wird eine Version mit 288 Kernen umfassen. Granite Rapids wiederum soll sich durch eine zwei- bis dreifach höhere KI-Leistung im Vergleich zum 4th-Gen-Xeon auszeichnen. 2025 soll Clearwater Forest auf Basis von Intel 18A folgen. Gelsinger: »Bei allen Entwicklungen sind wir entweder im Zeitplan oder dem Zeitplan voraus.«
Gelsinger abschließend: »Intel 7 ist fertig; Intel 4 ist fertig und wird jetzt nach Irland geschickt, wo der Intel-Core-Ultra-Chip in großen Stückzahlen produziert wird; Intel 3 wird Ende dieses Jahres fertigungsreif sein – Sierra Forest und Granite Rapids, die ersten Produkte auf Intel 3, werden bereits an Kunden ausgeliefert, und Intel 20A ist auf dem besten Weg, nächstes Jahr fertigungsreif zu sein.«